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"Spiegel TV" - Coburger Todesschütze feierte schwarze Messen = AFPDE00020030706dz76001be 189 Words 06 July 2003 Agence France Presse German Copyright Agence France-Presse, 2003 All reproduction and presentation rights reserved. |
Hamburg, 6. Juli (AFP) - Über den Todesschützen von Coburg gibt es neue Spekulationen über Verwicklungen in die satanistische Szene. In einem vorab veröffentlichten Interview mit "Spiegel TV Magazin" berichtete eine 16-jährige Freundin des Jugendlichen über ihre gemeinsamen schwarzen Messen auf dem Coburger Friedhof. "Wir sind öfters Nachts auf den Friedhof gegangen, sind über die Mauer gestiegen und haben überall Kerzen angezündet". Zudem habe sie mit dem 16-Jährigen Florian auch über den Tod gesprochen. Das Thema habe ihn fasziniert und "er hatte Angst davor, weil er nicht wusste, was nach dem Tode kommt", sagte die Jugendliche dem TV-Magazin zufolge. |
Der 16-Jährige hatte am Mittwoch in einer Coburger Realschule auf zwei Lehrerinnen geschossen und eine der beiden leicht verletzt, bevor er sich das Leben nahm. Die beiden Waffen, die er bei sich trug, hatte er aus dem Tresor seines Vaters entwendet, der in einem Verein schoss und einen Waffenschein hatte. Die Polizei hatte bislang keine Hinweise auf ein angebliches Interesse des Jugendlichen am Satanismus. +++ Der Bericht lag vorab in redaktioneller Fassung vor +++ hex/um. |
Motiv bei Coburger Schuldrama unklar. STUGTR0020030707dz75000gj 299 Words 05 July 2003 Stuttgarter Zeitung 22 German (c) 2003, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782 |
COBURG/BAYREUTH (dpa). Auch nach der Vernehmung von rund 20 Zeugen s ind die Hintergründe des Coburger Schuldramas am Freitag weiter unklar. Die Polizei will sich erst nächste Woche weiter dazu äußern. "Das Motiv des Jugendlichen liegt nach wie vor im Dunkeln", teilte die Polizei mit. Ein 16-Jähriger hatte am Mittwoch auf zwei Lehrerinnen geschossen, eine davon verletzt und sich anschließend selbst getötet. Die 17-köpfige Sonderkommission ermittle zurzeit in alle Richtungen. Angaben zu Einzelheiten der Ermittlungen lehnte die Polizei am Freitag jedoch ab. Zu dem Fall so ll erst am Dienstag, 8. Juli, wieder Stellung genommen werden, sagten die Sicherheitsbehörden. |
Die Zeugenvernehmungen gestalteten sich äußerst schwierig, sagte Polizeisprecher Bernhard Schmitt. Die Betroffenen stünden vielfach noch immer unter Schock. Verbindungen des 16-Jährigen zum Okkultismus oder Satanismus bezeichnete die Polizei weiterhin als "reine Spekulation." Die Ermittlungen gegen den Vater des Achtklässlers wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Waffengesetz dauerten an. Für diesen Samst agabend ist in Coburg ein weiterer Trauergottesdienst geplant. Daran wollen auch Bayerns Kulturstaatssekretär Karl Freller (CSU) und der Coburger Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) teilnehmen. Auch der Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen will helfen. Eine Spende von 5000 Euro soll der von der Tragödie betroffenen Lehranstalt eine "kleine Hilfe auf dem Weg zurück zur Normalität" sein, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Im Rahmen seines Projekts "Bayer 04 macht Schule" arbeitet der Verein se it dem vergangenen Jahr mit der Schwester-Realschule Coburg I zusammen. Die Tragödie ereignete sich an der Realschule Coburg II. Im 70 Kilometer entfernten Bayreuth drohten unterdessen zwei 17-Jährige einem Berufsschullehrer, scharfe Waffen in den Unterricht mitzubringen. Bei einem der Jugendlichen sei eine Schreckschusspistole sichergestellt worden. Hintergrund der Drohung sei ein Bußgeldbescheid der Stadt Bayreuth gegen die Schulschwänzer. Die 17-Jährigen wurden in die Jugendpsychiatrie eingewiesen. |
Sprachlosigkeit und Tränen der Trauer. GNLZGR0020030704dz740001u Von DPA. 334 Words 04 July 2003 General Anzeiger German (c) 2003 General-Anzeiger, Bonn |
AMOK Noch immer ist das Motiv für die Bluttat in der Realschule Coburg unklar. Die Mitschüler sind noch nicht vernehmungsfähig. Ermittlungen gegen den Vater des 16-jährigen Schützen |
Nach einem rund 60-minütigen Gedenkgottesdienst verlassen die Realschüler schweigend die Heilig-Kreuz-Kirche. Einige liegen sich in den Armen. Manche weinen. "Es war ein bewegender Gottesdienst", berichtet ein Jugendlicher. Für ihren toten Mitschüler aus der 8a zündeten die Mitschüler Kerzen an und brachten sie in den Altarraum. Der Coburger Landrat Karl Zeitler berichtet, die angeschossene Schulpsychologin habe im Gottesdienst das Wort ergriffen. "Sie hat gesagt, dass sie mit den Eltern des Jugendlichen mittrauert und bedauert, was geschehen ist." Allerdings, und das sei auch die Botschaft des Gottesdienstes gewesen: "Trotz des schrecklichen Ereignisses muss das Leben weitergehen", sagte Zeitler. Unterdessen ist der Hintergrund der Tat immer noch unklar. Im Zimmer des 16-jährigen Schützen seien mittlerweile CDs und Schriften sichergestellt worden, sagte Polizeisprecher Bernhard Schmitt. Mitschüler spekulierten, der Jugendliche könne Kontakt zu Satanismus und Okkultismus gehabt haben. Dies werde momentan von Fachleuten geprüft, sagte Polizeidirektor Udo Skrzypczak. In den nächsten Tagen will eine Sonderkommission mit der ausführlichen Vernehmung der Mitschüler beginnen. Viele von ihnen standen auch gestern noch unter Schock. Weiteren Aufschluss erhoffen sich die Beamten vor allem von der Aussage des 15-jährigen Schülers, der bis zuletzt als Geisel bei dem Schützen bleiben musste. Zumindest bis heute bleibt die Coburger Realschule II noch geschlossen. Einige Schüler gingen gestern in ihr Klassenzimmer, um persönliche Gegenstände abzuholen. Nach den Schüssen am Mittwoch hatten sie das Schulhaus fluchtartig verlassen. Für Schüler, Eltern und Lehrer stehen Psychologen und Notfallseelsorger bereit. Mitarbeiter des Kriseninterventions-und Bewältigungsteams der bayerischen Schulpsychologen kümmern sich um diejenigen, die Hilfe brauchen. Die Polizei ermittelt gegen den Vater des Schülers wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Waffenrecht. Der 16-Jährige hatte am Mittwoch in der Realschule mit Waffen seines Vaters auf zwei Lehrerinnen gefeuert, eine von ihnen verletzt und sich anschließend mit einem Schuss selbst das Leben genommen. dpa. |
Coburg trauert nach der Bluttat. STUGTR0020030704dz740006j 413 Words 04 July 2003 Stuttgarter Zeitung 16 German (c) 2003, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782 |
Motiv des Schützen ist weiter unklar - Keine Hinweise auf Kontakt zur Satanismusszene COBURG (AFP). Einen Tag nach dem Selbstmord eines 16-Jährigen in einer Coburger Schule liegt sein Motiv weiter im Dunkeln. Die Aufarbeitung der Sp uren und die Befragung der Zeugen wird nach Angaben der Polizei noch mehrere Tage in Anspruch nehmen. |
Weder die Befragung der Familie noch die der Mitschüler und Freunde des Täters hätten bisher Erklärungen für die Hintergründe der Tat von Florian K. ergeben, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Weil sich alle Befragten in einem "Schockzustand" befänden, kämen die Ermittlungen der 15-köpfigen Sonderkommission nur schwer voran. In der oberfränkischen 43 000-Einwohner-Stadt trauerten die Menschen am Donnerstag in Gottesdiensten und Mahnwachen. Der Schulbetrieb an der Realschule soll bis zu den Ferien nur noch eingeschränkt laufen. Für Berichte über ein angebliches Interesse des Jungen am Satanismus gab es zunächst keine Bestätigung. Wie der Polizeisprecher sagte, beschlagnahmten die Beamten im Zimmer des Schülers zwar mehrere CDs mit Heavy-Metal-Musik und einige von K. aus dem Internet heruntergeladene Dateien, deren Inhalt jetzt überprüft werde. Bisher hätten sich daraus aber keine Hinweise auf Sat anismus ergeben. Außerdem sei in Coburg keine satanistische Gruppe bekannt, betonte der Polizeisprecher. Auch einen Zusammenhang mit Drogen konnte die Polizei bisher nicht feststellen. Florian sei unauffällig gewesen, er sei auch kein Außenseiter gewesen, so der Polizeisprecher. Seinen Angaben zufolge rechnet die Polizei erst in einigen Tagen mit konkreten Ergebnissen zu den Hintergründen der Tat. Wann der Junge beerdigt werden soll, stand zunächst nicht fest. Sein Leichnam sollte nach der Obduktion v on der Staatsanwaltschaft freigegeben werden. Die Mitschüler und Lehrer trafen sich am Donnerstag in der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche in Coburg. Dort gedachten sie in zwei Gottesdiensten unter Ausschluss der weiteren Öffentlichkeit der Ereignisse vom Mittwoch, im Anschluss zündeten zahlreiche Mitschüler Kerzen an. Für Samstagabend ist in der Kirche ein öffentlicher Gedenkgottesdienst geplant. Der 16-jährige Florian hatte am Mittwoch auf zwei Lehrerinnen geschossen und eine der beiden leicht verletzt, bevor er sich das Leben nahm. Die beiden Waffen, die er bei sich trug, hatte er aus dem Tresor seines Vaters entwendet, der in einem Verein schoss und einen Waffenschein hatte. In der ersten Stunde hatte der Junge noch mit einer Waffe geprahlt, in der zweiten zog er sie dann und feuerte drei Schüsse ab. Laut Polizei besaß der Vater beide Waffen rechtmäßig. Es sei noch unklar, wie der Junge an den Schlüssel für den verschlossenen Waffenschrank gekommen ist. |
Beklemmende Fragen nach Florians Tod. SDDZ000020030704dz740003q 323 Words 04 July 2003 Süddeutsche Zeitung 34 German (c) 2003 Süddeutsche Zeitung |
Süddeutsche Zeitung München/Bayern Ermittler erhoffen sich von den Mitschülern Hinweise auf das Motiv des 16-Jährigen |
Von Peter Schmitt Coburg - Einen Tag nach der Bluttat in der Coburger Realschule an der Thüringer Straße liegt das Motiv des 16-jährigen Florian K., der sich nach Schüssen auf zwei Lehrerinnen selbst getötet hatte, weiter im Dunkeln. Die Sonderkommission erhofft sich vor allem von Befragungen der 32 Mitschüler des Achtklässlers Aufschlüsse darüber, was Florian K. dazu trieb, während des Unterrichts zuerst zwei Schüsse in Richtung seiner Klassenlehrerin abzugeben und später unter ungeklärten Umständen eine Schulpsychologin zu verletzen, ehe er sich selbst mit einem Revolverschuss tötete. "Wir müssen jedoch auf die psychische Verfassung der Jugendlichen Rücksicht nehmen", sagte gestern der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Coburg, Jochen Mittelstädt. Die meisten Mitschüler von Florian K. könnten voraussichtlich erst am Freitag und am Wochenende vernommen werden. Hinweise auf Satanismus bei dem 16-Jährigen hätten sich nicht weiter erhärtet. Am Vormittag nahmen die 700Schülerinnen und Schüler der Realschule CoburgII an einem Trauergottesdienst teil. Während die Schulleitung mit Billigung von Kultusministerin Monika Hohlmeier den Unterricht für den Rest der Woche aussetzte, wurden die Klassenkameraden des 16-Jährigen nach dem Gottesdienst in der Schule von Pädagogen, Psychologen und Notfallseelsorgern betreut, um das Erlebte aufzuarbeiten. Die Polizei konzentriert sich bei den Ermittlungen nicht nur auf die Gründe für die Bluttat. "Es liegen weitere mögliche Tatbestände wie versuchte Tötungsdelikte vor", sagte Mittelstädt. Zwar könne der Täter nach dem Suizid nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden, die Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen aber vorerst nicht eingestellt. Bisher ist unklar, ob Florian K. wirklich seine Lehrerin treffen wollte. Die Polizei war am Mittwoch davon ausgegangen, dass der Realschüler keine gezielten Schüsse abgegeben hatte. Auch Kultusministerin Hohlmeier verneinte eine Tötungsabsicht bei dem Selbstmörder, der vorher nie durch besondere Aggressivität aufgefallen sei. Untersucht wird ebenfalls, ob der Vater des Selbstmörders seine in der Wohnung verwahrten Waffen ausreichend vor dem Zugriff des Jungen gesichert hatte. |
"So was" konnte sich keiner vorstellen. FRARUN0020030703dz740000g Von Petra Mies und Markus Brauck (Coburg). 1056 Words 04 July 2003 Frankfurter Rundschau German (c) Copyright Frankfurter Rundschau 2003 www.fr-aktuell.de |
S 4-30HM Coburg am Tag nach der Selbsttötung des Schülers Florian K. - Trauer und Versuche der Selbstvergewisserung |
"Trauer." "Rätsel." "Entsetzen." Wenn Hartmut Braune-Bezold solche Wörter sagt, klopft sein Filzschreiber energisch auf den leeren Schreibblock. Der Pfarrer der evangelischen Gemeinde Scheuerfeld-Weidach hat einen "schweren Gang" vor sich an diesem Tag. Dem Tag danach. Er wird die Eltern von Florian K. begleiten, um die Leiche ihres Sohnes anzusehen. "Das sind gute Leute." Der Pfarrer, selbst Vater von fünf Kindern, sagt es immer wieder. Und: "Die Familie weiß weniger als die ganze Welt, alle wissen immer mehr als die Betroffenen." Braune-Bezold fährt sich durch die dunklen Locken, der Schreiber pocht. "Das ist eine gute Familie." Was wissen, was wussten sie in Coburg über den 16-Jährigen, der sich am Mittwoch im Beisein eines Mitschülers mit einer Colt Python in den Kopf schoss? Über einen Jugendlichen, "der in einer für alle Jungen schwierigen und heutzutage noch schwierigeren Phase" selbst noch nicht wusste, wer er war oder sein wollte. Der Pfarrer sucht nach Worten. Satanismus, den Fernsehsender dem stets schwarz gekleideten Florian K. andichten, "ach was". Er schüttelt den Kopf. "Jeder Junge hat Zugang zum Netz, mein Großer zieht sich auch schwarze Klamotten an und hört Death-Metal-Musik, aber hier gibt es keine Gruppen, die nächtliche Rituale im Wald abhalten." Braune-Bezold unterrichtete Florian in der Grundschule, hat ihn konfirmiert, war mit ihm auf Freizeiten und hat ihn immer mal wieder in der selbst verwalteten Jugendkneipe "Push up" ums Eck im Gemeindehaus getroffen. Seine Tochter wurde mit Florian konfirmiert. Auch mit ihr hat der 48-Jährige lange gesprochen am Mittwochabend, dem Abend nach der Selbsttötung eines Jungen. Den Vergleich des Unglücks zu Coburg mit dem Schul-Massaker von Erfurt, Braune-Bezold weist ihn zurück. Florian K. hat zwar eine Lehrerin verletzt, aber getötet hat er keinen anderen Menschen. Warum er einen Mitschüler dazu zwang, bei ihm zu bleiben, bevor er die zweite Waffe aus seinem Rucksack zog und abdrückte? Der Pfarrer mutmaßt: "Er wollte, dass noch jemand da ist zum Schluss." Was den Jungen wirklich dazu bewogen hat, zwei Waffen in die Schule mitzunehmen und sich dann das Leben zu nehmen? Rätsel. Eine Pause sei nötig, "viel Zeit zur Trauer und vielleicht auch zur Wut, aber genau das alles fehlt gerade". Kein Satanismus. Auch Spekulationen, dass der Schuldruck dem sitzen gebliebenen Achtklässler den Lebenswillen nahm, erachtet der Pfarrer als vorschnell. "Jugendliche haben immer Rückzugsorte, über die wir als Eltern und Gesellschaft nichts wissen." Er beschreibt Florian K. als stillen Menschen, "und in der Gruppe fällt ein stilles Kind weniger auf, weil es sowohl Frustration als auch Freude weniger zeigt, wie auch, was innen wirklich mit ihm ist". Erneut stellt er sich vor die Eltern, die das quälende Fragen nach dem Warum am meisten belaste, "die waren mit ihm und seinem jüngeren Bruder neulich noch auf einem Rockkonzert, die haben mit ihren Söhnen gesprochen". Der Stift pocht und zieht Kreise in der Luft. "Gute Leute sind das." Und bekannte Leute im 2500-Einwohner-Stadtteil. Scheuerfeld, vor 31 Jahren nach Coburg eingemeindet, ist geteilt. Auf dem "Hypothekenhügel" leben die Zugezogenen in Neubaugebieten. Entlang der viel befahrenen Nicolas-Zech-Straße reihen sich Kirche, Bäcker, Kneipen, unten im Ortskern ist Scheuerfeld mitunter noch alteingesessen. Florian K. war zwar einer vom Hügel, aber einer aus einer "traditionsreichen Schützenfamilie", die sie kennen unten in der Gaststätte Jucht oder im Lokal "Zum Ölberg", wo sie am Stammtisch der "Sumpfhühner" ihren Schafskopf spielen. Hier sind sie stolz auf Vereine wie die Schützengilde Scheuerfeld, in der Vater und Großvater Florian K.s einen Namen haben. Wenn einer in die Kneipe kommt, geht er von Tisch zu Tisch und klopft zur Begrüßung auf Holz. Sie sehen die Nachrichten, schütteln den Kopf über einen reißerischen Bericht. "Florian K. hat auf Lehrer und Schüler geschossen", redet sich eine RTL - Reporterin in eine Amoklauf-Story hinein. Korrigiert sich. "Nein, auf die Schüler hat er nicht geschossen." Zur Sensation eignet sich das Geschehen in Coburg nicht. Es ist nicht einmal sicher, ob er die Lehrerin treffen wollte oder auf die Tafel gezielt hat, in die zwei Schüsse einschlugen. Wenig spricht dafür, dass er den einsamen Helden aus Videospielen nachahmen wollte. Der Einzige, auf den er gezielt schoss, war er selbst. Warum nur nahm sich Florian K. das Leben? In Coburg, das vergleichsweise gefasst mit dem Unfassbaren umgeht, diskutieren sie in der Nacht nach der Tat in Gaststätten und Jugendcafés darüber. Voller Mitgefühl, mitunter auch Trauer, aber auch getragen vom Bedürfnis, sich der Normalität zu vergewissern, die Jugend und Pubertät in Coburg ausmachen. "Ein Einzelfall", sagt eine junge Frau im Stadtcafé, und ihre Freundinnen nicken über den Eisbechern. Zwei junge Frauen, die vor einem Jahr ihren Abschluss an der Realschule Coburg II gemacht haben, sitzen am Nebentisch. Sie haben die Deutschlehrerin gekannt, in deren Richtung Florian K. geschossen, und die Schulpsychologin, die er am Bein verletzt hat. Sie sagen, dass sie sich "so etwas" nicht haben vorstellen können. Die Lehrer der Schule seien "wirklich okay". Keine Haudegen, sondern Lehrer, die "versuchen aufzuklären, auch über Gewalt und Drogen". Zwar verlangten manche viel Leistung, seien auch streng, aber "man wusste immer, dass sie es gut mit einem meinen". Florian K. kennen sie nicht. Und auch die, die mit ihm zur Schule gingen, wissen wenig über ihn. Schwarze Kleidung hat er gern getragen. Sonst ist er ihnen nicht besonders aufgefallen. "Er soll in der letzten Woche besonders aggressiv gewesen sein", sagt ein Schulkamerad im Jugend-Lokal "Pinaz". Am Donnerstagmorgen, als sich Pfarrer Braune-Bezold auf den schweren Gang vorbereitet, hängen neue Spruchbänder am Kranz vor Trakt A der Realschule Coburg II. "Man ist erst tot, wenn man vergessen wird", steht da. Peter Müller, seit 23 Jahren Hausmeister an der Schule, hatte die Tür des Trakts nach der Tat abgeschlossen. "Erfurt hat einiges auf den Plan gerufen, wir haben hier ein eigenes Sicherheitskonzept erarbeitet." Das habe sich bewährt. Er lobt, wie "geordnet und schön" alles abgelaufen sei nach der Selbsttötung. "In den anderen Trakten haben die Schüler nichts von allem mitbekommen." Am Donnerstagmorgen versammeln sich Lehrer, Schüler und Angehörige zu einem Gedenkgottesdienst für Florian K. in der Heilig-Kreuz-Kirche. Gabriele K., die von einem Streifschuss getroffene Schulpsychologin, sagt: "Da ist einer, der ist bei uns, auch heute." |
Der Junge bediente sich in Vaters Waffenschrank. GNLZGR0020030703dz730002j Von AP/DPA. 510 Words 03 July 2003 General Anzeiger German (c) 2003 General-Anzeiger, Bonn |
AMOK Niemand weiß, warum der 16-Jährige in der Coburger Realschule um sich schoss und sich dann selbst tötete. Mitschüler berichten von Satanismus und Leistungsproblemen |
Den Schülern der Coburger Realschule II steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Auch ihre Lehrer und Eltern können nicht fassen, was an diesem Mittwoch passiert ist. Völlig unvermittelt hat ein 16-jähriger Schüler der achten Klasse im Unterricht eine Pistole aus seiner Hosentasche gezogen und auf seine Lehrerin geschossen, als diese mit dem Rücken zur Klasse stand. "Die Schüsse verfehlten nur ganz knapp ihr Ziel", berichtet Kripochef Reinhard Müller. Die Schüler flüchten aus dem Klassenraum, ein Schüler springt aus dem Fenster im ersten Stock. Einen 15-jährigen Mitschüler nimmt der 16-Jährige als Geisel mit den Worten: "Ich brauch` dich noch!". Von den Schüssen aufgeschreckt kommt die Schulpsychologin ins Klassenzimmer. Als sie in der Tür steht, schießt der 16-Jährige ihr in den Oberschenkel. "Anschließend ging er zurück zu seinem Rucksack, zog daraus eine großkalibrige Magnum 357, schob sich den Lauf in den Mund und drückte ab", schildert Kripochef Müller später. Blut überströmt wird der 16-Jährige im Klassenzimmer gefunden. Für ihn kommt jede Hilfe zu spät. Rund ein Jahr nach dem Amoklauf in Erfurt sind erneut in einer deutschen Schule tödliche Schüsse gefallen. Über das Motiv herrscht bislang Unklarheit. Von einigen Mitschülern ist zu hören, der Jugendliche habe in jüngster Zeit schulische Probleme gehabt. Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier (CSU) berichtet zwar von einem Leistungsabfall im zweiten Halbjahr. "Die Versetzung war aber nicht gefährdet", sagt die Ministerin. Schüler erzählen, der 16-Jährige habe sich in jüngster Zeit immer schwarz gekleidet und dem Satanismus nahe gestanden. Hohlmeier will dies nicht bestätigen, wohl aber, dass der Schüler auch gestern schwarze Kleidung getragen habe. "Es gab keine Anhaltspunkte für eine solche Tat", sagt Hohlmeier. Der 16-Jährige sei ein ruhiger und unauffälliger Schüler gewesen, der den Anweisungen der Lehrer stets gefolgt sei. Coburg unterscheide sich von ähnlichen Fällen in Erfurt, Freising oder Brannenburg. "Der Fall gibt noch mehr Fragezeichen auf", sagt die Kultusministerin. Mitschüler schildern, es habe an der Schule hin und wieder Drogenprobleme gegeben, doch Waffen seien nicht gehandelt worden. "Die Realschule hat einen guten Ruf", versichert Landrat Karl Zeitler (SPD). Die Waffe stammte laut Polizei aus dem verschlossenen Waffenschrank des Vaters, der wie auch der Großvater Mitglied eines Schützenvereins ist. Der 16-Jährige hatte sich offenbar unbemerkt den Schlüssel für den Schrank beschafft. Die Ermittler prüfen nach Angaben des Leitenden Coburger Oberstaatsanwaltes Michael Rank, ob Ermittlungen gegen Dritte wegen eines Verstoßes gegen das Waffengesetz in Frage kommen. Der Großvater erstellte sporadisch als Sachverständiger für Schusswaffen und Schießsportanlagen Gutachten für die Stadt. Unterdessen beklagte die Gewerkschaft der Polizei, dass die Behörden wegen Personalmangels Waffenbesitzer nicht ausreichend kontrollieren könnten. Die Verantwortlichen der Schule müssen jetzt nach einem Weg suchen, das schreckliche Ereignis zu verarbeiten. "Sie sind frei zu entscheiden, was jetzt richtig ist", sagt Ministerin Hohlmeier. Die Schüler der betroffenen Klasse 8a sollen heute wie schon gestern eine intensive psychologische Betreuung erhalten, um die Vorgänge aufzuarbeiten. dpa/ap. |
(Nachrichtenfeature) «Warum jetzt auch bei uns?» - Trauer nach Coburger Schuldrama - Polizei ... ADN0000020030703dz730023c 594 Words 03 July 2003 ddp Basisdienst German (c) 2003 ddp-Wirtschaftdienst www.ddp.de |
(Nachrichtenfeature) «Warum jetzt auch bei uns?» - Trauer nach Coburger Schuldrama - Polizei sucht nach Schlüssel zum Waffentresor - Von ddp-Korrespondent Thomas Meiler-(Mit Bildern). Coburg (ddp). «Warum jetzt auch bei uns?», steht auf dem Zettel am Eingang der Realschule Coburg II. Am Tag nach dem Selbstmord eines 16-jährigen Schülers im Klassenzimmer löst sich die oberfränkische Stadt langsam aus der Erstarrung. Mit Kränzen, Blumen, Abschiedsbriefen und Kerzen vor der Schule versuchen die Menschen, ihre Trauer zu verarbeiten. Hunderte Schüler und Lehrer vertrauen bei einem Gottesdienst auf göttlichen Beistand, um das schreckliche Drama zu bewältigen. Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) zieht es auch am Tag danach an den Ort des Geschehens zurück. Zwischen den Blumen und Kränzen vor der Schule stellt er eine Kerze auf. «Eine Stadt hält inne», steht darauf. |
«Innehalten» lautet auch der Appell von Stadtsprecher Stefan Hinterleitner: Es sei nicht geboten, die Fahnen auf Halbmast zu setzen, sondern «nachzudenken, wie man solche Dramen zukünftig verhindern kann». Die Gesellschaft brauche mehr Zivilcourage und müsse «genauer hinsehen», fordert Hinterleitner. «Völlig unverständlich» sei es, warum kein Mitschüler meldete, dass der Täter Schusswaffen in seinem Ranzen hatte. «Sonst könnte Florian K. möglicherweise noch leben.» Während der ersten Unterrichtsstunde am Mittwoch hatte der 16-Jährige vor den Augen seiner Klassenkameraden eine Waffe gezeigt und Munition herumgereicht. In der Deutschstunde danach zog er plötzlich eine Pistole und schoss auf zwei Lehrerinnen. Eine 52-jährige Pädagogin erlitt einen Streifschuss am Oberschenkel. Danach nahm der Schüler einen großkalibrigen Revolver aus seiner Tasche und tötete sich vor den Augen eines Mitschülers mit einem Schuss in den Mund. Eine zweite, in der Zimmerdecke des Klassenraums steckende Revolverkugel habe die Polizei zuerst vor ein Rätsel gestellt, sagt Polizeioberrat Jochen Mittelstädt am Donnerstag. Die gerichtsmedizinische Untersuchung habe aber ergeben, dass beide Einschläge lediglich von einer Kugel stammen, die am Schädelknochen zersplittert war. Aus dem Besitz des Jugendlichen beschlagnahmt die Polizei unter anderem CDs mit Heavy-Metal-Musik und eine DVD mit Aufnahmen der umstrittenen MTV-Stuntsendung «Jackass». Außerdem findet sie Dokumente «satanistischen Inhalts». Deren Aussagekraft sei jedoch «kaum der Rede wert», betont Mittelstädt. Ein Verdacht, dass der Jugendliche einem Satanskult anhing, lasse sich daraus nicht erhärten. Größere Aufmerksamkeit als dem Satanismus-Hinweis widmet die aus 15 Beamten bestehende Sonderkommission «Co II.» dem fehlenden Motiv für den Selbstmord des Jugendlichen sowie der Suche nach einem verschwundenen Schlüssel zum Waffentresor seines Vaters. Von den beiden Schlüsseln zu dem Panzerschrank sei erst ein Exemplar gefunden worden. Der Tresor im Wohnzimmer des Elternhauses enthielt neben der Waffensammlung des Mannes auch die dazu passende Munition. Das im Frühjahr in Kraft getretene, überarbeitete Waffengesetz schreibt aber vor, dass Schusswaffen getrennt von der Munition aufbewahrt werden müssen. Allerdings gebe es eine Übergangsregelung bis Ende September. Wann und wie der Selbstmörder die beiden Waffen an sich nahm, ist unklar. Möglicherweise habe der Vater den vermissten Schlüssel «verlegt». Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Mann selbst «als Beschuldigter in den Fokus gerät», sagt Mittelstädt. Die Familie des Selbstmörders gilt in der Stadt als «traditionsreiche Schützenfamilie». Der Vater ist Sportschütze, der Großvater vereidigter Sachverständiger für Schießanlagen. In den ersten acht Augusttagen wird in Coburg das weit über die Region hinaus bekannte Schützenfest der «königlich privilegierten Schützengesellschaft» stattfinden. «Es gilt als eines der ältesten Schützenfeste überhaupt», sagt Hinterleitner. Ob das Fest nun nicht abgesagt werden müsse? «Ich weiß nicht, ob das die richtige Antwort ist», sagt der Stadtsprecher. Schließlich sei es bis zum «Vogelschießen» noch gut vier Wochen hin. Und über die Durchführung «entscheidet nicht die Stadt, sondern die Schützengesellschaft». ddp/tom/muc. |
Motiv des Schützen von Coburg weiter unklar. AFPDE00020030703dz730013c 514 Words 03 July 2003 Agence France Presse German Copyright Agence France-Presse, 2003 All reproduction and presentation rights reserved. |
Oberfränkische Stadt im Schockzustand (mit mehr Polizei) |
Coburg, 3. Juli (AFP) - Das Motiv für die Schießerei und den anschließenden Selbstmord eines 16-Jährigen in einer Coburger Realschule ist weiter offen: Weder bei der Befragung seiner Familie noch bei seinen Mitschülern und Freunden hätten sich bislang Erklärungen für die Hintergründe der Tat von Florian K. ergeben, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Weil sich alle Befragten in einem "Schockzustand" befänden, kämen die Ermittlungen der 15-köpfigen Sonderkommission nur schwer voran. In der oberfränkischen 43.000-Einwohner-Stadt trauerten die Menschen am Donnerstag in Gottesdiensten und Mahnwachen. Der Schulbetrieb an der Realschule soll bis zu den Ferien nur noch eingeschränkt laufen. Für Berichte über ein angebliches Interesse des Jungen am Satanismus gab es zunächst keine Bestätigung. Wie der Polizeisprecher sagte, beschlagnahmten die Beamten im Zimmer des Schülers zwar mehrere CDs mit Heavy-Metal-Musik und einige von K. aus dem Internet heruntergeladene Dateien, deren Inhalt jetzt überprüft werde. Bislang hätten sich daraus aber keine Hinweise auf Satanismus ergeben. Außerdem sei in Coburg keine satanistische Gruppe bekannt, betonte der Polizeisprecher. Auch einen Zusammenhang des Jungen mit Drogen konnte die Polizei demnach bislang nicht feststellen. Florian sei unauffällig gewesen, er sei auch kein Außenseiter gewesen, sagte der Polizeisprecher. Seinen Angaben zufolge rechnet die Polizei erst in einigen Tagen mit konkreten Ergebnissen zu den Hintergründen der Tat. Wann der Junge beerdigt werden soll, stand zunächst nicht fest. Sein Leichnam sollte nach der Obduktion voraussichtlich noch am späten Donnerstagnachmittag von der Staatsanwaltschaft freigegeben werden. Die Mitschüler und Lehrer trafen sich am Donnerstag in der evangelischen Heilig Kreuz-Kirche in Coburg. Dort gedachten sie in zwei Gottesdiensten unter Ausschluss der weiteren Öffentlichkeit der Ereignisse vom Mittwoch, im Anschluss zündeten zahlreiche Mitschüler Kerzen an. Für Samstagabend ist in der Kirche ein öffentlicher Gedenkgottesdienst geplant. Der 16-jährige Florian hatte am Mittwoch auf zwei Lehrerinnen geschossen und eine der beiden leicht verletzt, bevor er sich das Leben nahm. Die beiden Waffen, die er bei sich trug, hatte er aus dem Tresor seines Vaters entwendet, der in einem Verein schoss und einen Waffenschein hatte. In der ersten Stunde hatte der Junge noch mit einer Waffe geprahlt, in der zweiten zog er sie dann und feuerte drei Schüsse ab. Laut Polizei besaß der Vater beide Waffen rechtmäßig. Es sei noch unklar, wie der Junge an den Schlüssel für den verschlossenen Waffenschrank gekommen ist. Die Ermittler prüfen in dem Zusammenhang auch, ob der Vater den Schlüssel womöglich fahrlässig aufbewahrte. Für die betroffene Klasse 8a soll es bis zum Beginn der bayerischen Sommerferien in drei Wochen keinen Unterricht mehr geben, sagte der Polizeisprecher. Die Schüler werden bis dahin stattdessen von einem von der bayerischen Staatsregierung entsandten Kriseninterventionsteam mit Psychologen betreut. Das Team war bereits im vergangenen Jahr nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Einsatz. Am Montag solle geklärt werden, inwiefern für die anderen Schüler der Unterricht weiterlaufen könne. Das Problem sei, dass einige Mädchen und Jungen noch in ihren Abschlussprüfungen stecken. Sowohl das Schulgebäude als auch der Klassenraum sind nach Abschluss der Spurensicherung mittlerweile wieder frei zugänglich. ran/gt. |
Motiv des Schützen von Coburg weiter unklar. AFPDE00020030703dz73000s0 167 Words 03 July 2003 Agence France Presse German Copyright Agence France-Presse, 2003 All reproduction and presentation rights reserved. |
Satanismus-Berichte bislang nicht bestätigt Coburg, 3. Juli (AFP) - Nach der Schießerei an einer Realschule in Coburg rätselt die Polizei weiter über das Motiv des 16-jährigen Schülers, der auf zwei Lehrerinnen geschossen und sich anschließend selbst getötet hatte. Die Ermittlungen dauerten an, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Zu Berichten, wonach sich Florian K. für Satanismus interessiert haben soll, konnte er keine Angaben machen. Am Morgen sollten sich die Schüler der betroffenen 8. Klasse in der Schule treffen und betreut werden; bis einschließlich Freitag fällt der Unterricht an der Schule aus. |
Der 16-Jährige hatte am Mittwoch auf zwei Lehrerinnen geschossen und eine der beiden leicht verletzt, bevor er sich das Leben nahm. Die beiden Waffen, die er bei sich trug, hatte er aus dem Tresor seines Vaters entwendet, der in einem Verein schoss. In der ersten Stunde hatte der Junge noch mit einer Waffe geprahlt, in der zweiten zog er sie dann und feuerte mehrere Schüsse ab. kah/gt. |
Selbstmord nach Schüssen auf Lehrerin. SDDZ000020030703dz730004r 660 Words 03 July 2003 Süddeutsche Zeitung 29 German (c) 2003 Süddeutsche Zeitung |
Süddeutsche Zeitung München/Bayern Großeinsatz der Polizei im fränkischen Coburg 16-jähriger Realschüler kommt mit zwei geladenen Waffen zum Unterricht - das Motiv der Tat ist unklar |
Von Peter Schmitt und Rolf Thym Coburg - Es war exakt fünf Minuten nach zwölf, als zwei Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens den schlichten braunen Holzsarg aus dem Hintereingang der Realschule Coburg II trugen. Zur selben Zeit ließ sich im Lehrerzimmer Kultusministerin Monika Hohlmeier von Lehrern und Polizeibeamten schildern, was drei Stunden zuvor in der Deutschstunde der Klasse8a geschehen war: Ein 16-Jähriger hatte erst zweimal auf die Schultafel gefeuert, dann mit einem weiteren Schuss eine Lehrerin verletzt und schließlich sich selbst erschossen. Die 32 Mitschüler des jungen Selbstmörders erlitten den Angaben zufolge schwere Schocks. Sie wurden von Psychologen und Notfallseelsorgern betreut. "Parallelen zu Erfurt oder Freising liegen, nach allem, was wir bisher wissen, nicht vor", sagte die Ministerin. Außer der angeschossenen Lehrerin sei niemand von den 700 Schülerinnen und Schülern wie auch aus dem Lehrerkollegium verletzt worden. Fünf Stunden nach dem Selbstmord des 16-Jährigen in der Realschule CoburgII war für die Polizei vieles geklärt - nicht aber die Frage nach dem Motiv. Klar war den Ermittlern immerhin der Ablauf der Ereignisse: Bei einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag erklärten Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft, dass der 16-Jährige bereits im Biologieunterricht in der ersten Schulstunde unter seiner Bank mit einer Waffe hantiert und offenbar an Mitschüler einige Patronen verschenkt hatte - dies unbemerkt von der Lehrerin, die mit dem Rücken zur Klasse stand. Unmittelbar nach Beginn der anschließenden Deutschstunde stand der Bub unvermittelt auf, zog eine Pistole vom Typ Walther PPK mit Kaliber 7,65 Millimeter und gab zwei Schüsse auf die Tafel ab. Die 41-jährige Lehrerin ging sofort in Deckung und flüchtete gemeinsam mit der Klasse in Panik aus dem Raum. Allen gelang die Flucht - bis auf einen Mitschüler, den der Täter am Davonlaufen hinderte: "Bleib hier", sagte er, "Dich brauche ich noch." Eine nebenan unterrichtende, von den Schüssen aufgeschreckte Schulpsychologin lief in das Klassenzimmer, wo die Buben zurückgeblieben waren. Als sie dem 16-Jährigen die Pistole abnehmen wollte, fiel ein Schuss, der die 52-Jährige am Oberschenkel streifte. Die Lehrerin konnte sich trotz ihrer Verletzung in Sicherheit bringen. Kurz danach krachte in dem Klassenzimmer ein weiterer Schuss. Vor den Augen seines Mitschülers hatte der 16-Jährige eine zweite Waffe, einen großkalibrigen Colt Python 357 Magnum, aus dem Rucksack gezogen, sich den Lauf des sechsschüssigen Trommelrevolvers in den Mund gesteckt und abgedrückt. Die Polizei wies gestern alle Vermutungen zurück, wonach der 16-Jährige den Tod von Lehrern oder Mitschülern geplant habe. "Wenn er das gewollt hätte, hätte er nicht daneben geschossen, denn die Entfernung sowohl zu seiner Klassenlehrerin als auch zu der Schulpsychologin betrug nur zwei bis drei Meter", erklärte der Leiter der Sonderkommission, Reinhard Müller. Ob der Schüler unbeabsichtigt abgedrückt hat, "kann man jetzt noch nicht einschätzen - wenn überhaupt jemals", sagte Müller. Zu klären sei auch, ob der Bub mit seinem Vater in dessen Schützenverein an Waffen trainiert habe. Nach den Ermittlungen der Polizei hatte sich der 16-Jährige den Schlüssel zum Waffentresor des Vaters beschafft, der Mitglied eines Coburger Schützenvereins ist, und die zwei Waffen an sich genommen. Insgesamt besitzt der Vater legal acht Pistolen, Revolver und Gewehre. Verdichtet haben sich gestern Hinweise darauf, dass der Realschüler Interesse am so genannten Satanismus gefunden haben könnte: "Es sind wohl einige Magazine bei ihm zu Hause gewesen, die sich mit dem Thema befassen", erklärte der Soko-Leiter Müller. Im Umfeld des Buben "schien sich einiges verändert zu haben", sagte auch Kultusministerin Hohlmeier. Sie beschrieb den jungen Täter als unauffälligen, eher zurückgezogenen Schüler, der trotz nachlassender Leistungen keine gravierenden schulischen Probleme gehabt habe. Den Ermittlern fiel bei ersten Befragungen von Zeugen auf, dass etwas derzeit noch Unerklärliches in dem 16-Jährigen vorgegangen sein muss, was sich an seinem Äußeren zeigte: Seit geraumer Zeit trug der Bub bevorzugt schwarze Kleidung. Auch gestern war er in schwarzer Hose und schwarzem Hemd zum Unterricht erschienen. |
FOKUS 3-Schüler schießt auf Lehrerinnen und tötet sich selbst. fdg0000020030702dz720080x - von Olaf Brenner - 1177 Words 02 July 2003 15:24 GMT Reuters - Nachrichten auf Deutsch German (c) 2003 Reuters Limited |
(neu: weitere Details) Coburg, 02. Jul (Reuters) - Ein 16-jähriger Schüler hat am Mittwoch in einer Realschule im bayerischen Coburg eine Lehrerin angeschossen und sich danach selbst getötet. Eine weitere Lehrerin hatte der Schüler nach Angaben der Polizei mit Schüssen nur knapp verfehlt. |
Zum Motiv wurden zunächst keine Angaben gemacht. Die Polizei teilte lediglich mit, bei dem Jungen zu Hause gefundene Schriftstücke ließen vermuten, dass er sich mit Satanismus beschäftigt habe. Den Angaben zufolge war der 16-jährige gegen neun Uhr im Deutschunterricht der achten Klasse aufgestanden, hatte eine Pistole aus der Hosentasche gezogen und in Richtung einer an der Tafel stehenden Lehrerin geschossen. "Dieser Schuss verfehlte die Lehrerin knapp und schlug in die Tafel ein", sagte Kriminalhauptkommissar Reinhard Müller von der Polizei Coburg. Nach einem weiteren Schuss auf die Tafel seien die Lehrerin und alle Mitschüler bis auf einen aus dem Klassenzimmer geflohen. Eine andere Lehrerin, die auch als Schulpsychologin arbeite, habe dann das Klassenzimmer betreten und sei von dem Schüler in den Oberschenkel getroffen worden. Dieser Schuss sei wohl nicht gezielt gewesen, sagte Müller. Danach habe der Schüler aus seinem Rucksack eine weitere Pistole gezogen und sich in den Mund geschossen. Er sei sofort tot gewesen. Die angeschossene Lehrerin wurde den Angaben zufolge inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Leicht verletzt wurde auch ein Mitschüler des Täters, als er aus einem Fenster sprang. Nach den Schüssen wurde die Realschule Coburg 2 evakuiert. Schüler berichteten, eine Panik habe es dabei nicht gegeben. Allerdings seien einige Jungen und Mädchen noch Stunden nach der Tat verstört gewesen. Ein Zehntklässler sagte, er habe während des Vorfalls auf dem selben Flur Unterricht gehabt und ein Knallen gehört, aber nicht an Schüsse gedacht: "Ich hab gemeint, das kommt von den Bauarbeiten." Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeyer, die zum Tatort gekommen war, sagte, der Täter sei weder verhaltensauffällig noch ein Einzelgänger gewesen. Allerdings habe sich in letzter Zeit das persönliche Umfeld des Jungen verändert und er habe in der Schule nachgelassen. Ermittler sprachen von Hinweisen, dass sich der Junge mit der "Gruftie"-Szene und dem Thema Satanismus beschäftigt habe. Die zwei benutzten Pistolen hatte der Junge nach Angaben der Polizei aus der Waffensammlung seines Vaters. Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner sagte, der Junge stamme aus einer "traditionsreichen Schützenfamilie". Der Vater habe insgesamt acht Waffen ordnungsgemäß angemeldet und der Großvater sei von der Stadt als Sachverständiger für Schießanlagen und Schießstätten beschäftigt worden. Ob der Junge selbst in einem Schützenverein aktiv war, war zunächst unklar. Oberstaatsanwalt Michael Rank erklärte, es werde geprüft, wie der Junge in den Besitz der beiden Waffen gekommen sei. Auf die Lehrerinnen habe der Täter mit einer Pistole geschossen, sich selbst habe er mit einem großkalibrigen Colt getötet. Die Schüsse in Coburg sind die jüngsten in einer Reihe von ähnlichen Taten, bei denen Schüler zur Waffe griffen. So hatte im April 2002 in Erfurt ein 19-jähriger ehemaliger Schüler bei einem Amoklauf 13 Lehrer, zwei Schüler, einen Polizisten und sich selbst erschossen. Der Täter war zuvor der Schule verwiesen worden. Nur rund zwei Monate zuvor hatte ein 22-Jähriger in der Nähe von München drei Menschen erschossen und einen weiteren verletzt. Er war in seine frühere Schule eingedrungen und hatte auf den Direktor gefeuert. Bereits im November 1999 hatte ein 16-Jähriger in Bad Reichenhall drei Menschen erschossen, sechs weitere verletzt und dann seine Schwester und sich getötet. brn/rbo. In der Meldung (L02660427) "FOKUS 3-Schüler schießt auf Lehrerinnen und tötet sich selbst" muss es im ersten Satz des sechsten Absatzes richtig heißen: Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier, die zum Tatort gekommen war, sagte, der Täter sei weder verhaltensauffällig noch ein Einzelgänger gewesen. (Stellt Schreibweise Hohlmeier richtig.) Eine berichtigte Wiederholung folgt. (neu: weitere Details) - von Olaf Brenner - Coburg, 02. Jul (Reuters) - Ein 16-jähriger Schüler hat am Mittwoch in einer Realschule im bayerischen Coburg eine Lehrerin angeschossen und sich danach selbst getötet. Eine weitere Lehrerin hatte der Schüler nach Angaben der Polizei mit Schüssen nur knapp verfehlt. Zum Motiv wurden zunächst keine Angaben gemacht. Die Polizei teilte lediglich mit, bei dem Jungen zu Hause gefundene Schriftstücke ließen vermuten, dass er sich mit Satanismus beschäftigt habe. Den Angaben zufolge war der 16-jährige gegen neun Uhr im Deutschunterricht der achten Klasse aufgestanden, hatte eine Pistole aus der Hosentasche gezogen und in Richtung einer an der Tafel stehenden Lehrerin geschossen. "Dieser Schuss verfehlte die Lehrerin knapp und schlug in die Tafel ein", sagte Kriminalhauptkommissar Reinhard Müller von der Polizei Coburg. Nach einem weiteren Schuss auf die Tafel seien die Lehrerin und alle Mitschüler bis auf einen aus dem Klassenzimmer geflohen. Eine andere Lehrerin, die auch als Schulpsychologin arbeite, habe dann das Klassenzimmer betreten und sei von dem Schüler in den Oberschenkel getroffen worden. Dieser Schuss sei wohl nicht gezielt gewesen, sagte Müller. Danach habe der Schüler aus seinem Rucksack eine weitere Pistole gezogen und sich in den Mund geschossen. Er sei sofort tot gewesen. Die angeschossene Lehrerin wurde den Angaben zufolge inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Leicht verletzt wurde auch ein Mitschüler des Täters, als er aus einem Fenster sprang. Nach den Schüssen wurde die Realschule Coburg 2 evakuiert. Schüler berichteten, eine Panik habe es dabei nicht gegeben. Allerdings seien einige Jungen und Mädchen noch Stunden nach der Tat verstört gewesen. Ein Zehntklässler sagte, er habe während des Vorfalls auf dem selben Flur Unterricht gehabt und ein Knallen gehört, aber nicht an Schüsse gedacht: "Ich hab gemeint, das kommt von den Bauarbeiten." Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier, die zum Tatort gekommen war, sagte, der Täter sei weder verhaltensauffällig noch ein Einzelgänger gewesen. Allerdings habe sich in letzter Zeit das persönliche Umfeld des Jungen verändert und er habe in der Schule nachgelassen. Ermittler sprachen von Hinweisen, dass sich der Junge mit der "Gruftie"-Szene und dem Thema Satanismus beschäftigt habe. Die zwei benutzten Pistolen hatte der Junge nach Angaben der Polizei aus der Waffensammlung seines Vaters. Coburgs Oberbürgermeister Norbert Kastner sagte, der Junge stamme aus einer "traditionsreichen Schützenfamilie". Der Vater habe insgesamt acht Waffen ordnungsgemäß angemeldet und der Großvater sei von der Stadt als Sachverständiger für Schießanlagen und Schießstätten beschäftigt worden. Ob der Junge selbst in einem Schützenverein aktiv war, war zunächst unklar. Oberstaatsanwalt Michael Rank erklärte, es werde geprüft, wie der Junge in den Besitz der beiden Waffen gekommen sei. Auf die Lehrerinnen habe der Täter mit einer Pistole geschossen, sich selbst habe er mit einem großkalibrigen Colt getötet. Die Schüsse in Coburg sind die jüngsten in einer Reihe von ähnlichen Taten, bei denen Schüler zur Waffe griffen. So hatte im April 2002 in Erfurt ein 19-jähriger ehemaliger Schüler bei einem Amoklauf 13 Lehrer, zwei Schüler, einen Polizisten und sich selbst erschossen. Der Täter war zuvor der Schule verwiesen worden. Nur rund zwei Monate zuvor hatte ein 22-Jähriger in der Nähe von München drei Menschen erschossen und einen weiteren verletzt. Er war in seine frühere Schule eingedrungen und hatte auf den Direktor gefeuert. Bereits im November 1999 hatte ein 16-Jähriger in Bad Reichenhall drei Menschen erschossen, sechs weitere verletzt und dann seine Schwester und sich getötet. brn/rbo. |
Im Fegefeuer. SDDZ000020030624dz6o00057 417 Words 24 June 2003 Süddeutsche Zeitung 35 German (c) 2003 Süddeutsche Zeitung |
Süddeutsche Zeitung Medien Liz Wieskerstrauch hat eine Fortsetzung ihrer Dokumentation über Täter und Opfer satanischer Kulte gedreht |
Noch keine zwei Minuten dauert die Dokumentation, da ist man schon restlos bedient. "Ich musste ein Baby töten", gesteht Antje, die keinen Familiennamen trägt, in dem Film Höllenleben - Der Kampf der Opfer. Hühner schlachten, Gräber öffnen - das ist allemal abstoßend, und doch verblassen solcherart satanische Riten angesichts eines Mordes an einem Säugling. Vor zwei Jahren hat die Regisseurin Liz Wieskerstrauch einen ersten Dokumentarfilm fertig gestellt über Satanisten: Höllenleben. Der zweite Film nun, mit dem Zusatz "Der Kampf der Opfer", knüpft an die frühere Dokumentation an. Er nimmt Schicksale wieder auf und zeigt, wie mit Hilfe von Aussteigern Täter verfolgt werden können. Doch wer sind die Täter, wer die Opfer? Gewiss, Antjes Psyche ist von kleinauf zerstört worden, ihre Eltern haben sie früh an die Praktiken einer satanischen Loge gewöhnt - ein häufiger Weg in eine Sekte. Aus Todesangst hat sie extrem erniedrigende sexuelle Handlungen über sich ergehen lassen. Ist sie unter diesen Umständen auf keinen Fall verantwortlich zu machen für den Tod des Babys? Oder doch? Es dauert lange, bis ein erster tröstender Satz zu hören ist. Nicky erzählt, dass sie es nicht bereut hat, Anzeige zu erstatten und in dem ersten Film von Wieskerstrauch aufzutreten: Sie erfährt die Öffentlichkeit als Schutz vor ihren einstigen Peinigern. Das immerhin hat Teil eins von Höllenleben bewirkt: Manche Opfer finden offensichtlich leichter den Mut, sich zu melden - bei Wieskerstrauch, bei der Polizei. Deren Ermittlungsarbeiten und auch die der Staatsanwaltschaft sind nicht einfach, selbst wenn sie den Betroffenen Glauben schenken - was nicht immer geschieht. Aus juristischer Sicht ist die Eignung der Sektenaussteiger als Zeugen beschränkt. Viele leiden an Persönlichkeitsstörungen. Nicht immer ist klar, was der Realität und was der Phantasie der ehemaligen Sektenmitglieder entspringt. Sie können sich oft nicht an Orte erinnern oder an den ungefähren Zeitpunkt einer Straftat. Sie können vermummte Beteiligte nicht identifizieren. Und: Es mangelt den Ermittlern an Erfahrung. Insofern sind sie nicht weit gekommen seit dem ersten Film. So stehen auch in Teil zwei beinahe zwangsläufig die Geschichten von einem halben Dutzend Frauen im Mittelpunkt: Wie sie in eine Sekte geraten sind, was sie erlebt, was sie getan, was sie womöglich verbrochen haben. Wie sie den Mut gefunden haben, auszusagen. Manche haben Bilder gemalt von grausigen Folterszenarien. Nach diesem äußerst drastischen Film kann Satanismus von niemandem mehr guten Gewissens verharmlost werden, weder in seiner Verbreitung noch in seiner widerlichen Brutalität. STEFAN FISCHER Höllenleben - Der Kampf der Opfer, ARD, 23Uhr. |
Ein Schmuddelkind gegen den Rest der Welt. AARGZ00020030621dz6l0001i 996 Words 21 June 2003 Aargauer Zeitung German © 2003 AARGAUER ZEITUNG. Sämtliche Rechte zu Artikeln der AARGAUER ZEITUNG sind vorbehalten. Jede Verwendung, die die in Ihrem Factiva-Kundenvertrag geregelten Rechte überschreitet, nur unter Genehmigung der Redaktion. Kontaktaufnahme per Email unter redaktion@azag.ch. |
Erfolgsgeschichte Wie es die Metal-Musik schaffte, sich trotz schlechtem Image bestens zu entwickeln Des Öfteren führen Metal-Alben die Hitparade an. Trotzdem ist das Genre in der Musikindustrie nur mässig beliebt. Zum Glück. |
Silvano Cerutti Noch nie wurde für ein Album so ein Sicherheitsaufwand betrieben wie für «Meteora». Journalisten erhielten keine Vorab-Kopie des aktuellen Werks von Linkin Park, sondern konnten es nur in den Räumen der Plattenfirma anhören - nach einer Leibesvisitation. Kein Ton sollte vor der Veröffentlichung ins Internet gelangen, weil die Firma Umsatzeinbussen befürchtete. Linkin Park schafften Platz eins der Hitparaden. New Metal verkauft. Der derzeitige Erfolg harter Töne ist die Folge einer Krise im Musikgeschäft und das vorläufige Resultat einer Entwicklung, die vor über zwanzig Jahren begann. Während nämlich die «New Wave Of British Heavy Metal» inSpandex-Höschen und mit Föhnfrisuren rollte, brodelte der Untergrund unbeachtet vor sich hin. Das erwies sich als Segen, schliesslich konnten sich die Bands so entwickeln, ohne vorzeitig als Trend verheizt zu werden.Ausserdem gab es dem Genre die nötige Ruhe, eine Annäherung zwischen zwei Lagern vorzunehmen, die sich zuvor höchstens an Konzerten von Motörhead nicht gegenseitig verdroschen. Die Punks galten als linke Schlaffis, die Metaller als rechte Machos. Die rohe Energie und der rasante Rhythmus der Punkplatten aber fanden Freunde im Lager der Metaller, die ihre heroischen Riffs damit zu kombinieren und die Do-it-yourself-Mentalität der Punks zu integrieren begannen. Geschrei wurde zu Gebell Diese Fusion erwies sich als höchst ergiebig. Im weltumspannend vernetzten Untergrund der Achtzigerjahre, begleitet von Fanzines und winzigen Plattenfirmen, entstanden neue Varianten des Metal. Die fortgesetzte Geschwindigkeitsübertretung des Speed-Metal, beispielsweise, die brutale Hektik des Thrash-Metal, der Nihilismus desDeath-und Black-Metal, aber auch die zusätzlich beschwerte Langsamkeit des zähen Doom-Metal. Wie die Gitarren-Stimmung machte auch der Gesang eine entscheidende Entwicklung durch und wurde «tiefer gelegt». Das Geschrei der «Shouter» wandelte sich mehr und mehr zum Gebell der «growls», dem typischen Grollen.Auch zeigten sich die «konservativen» Metaller erstaunlich experimentierfreudig. Schon 1985 suchte Anthrax zum ersten Mal den Hip-Hop und nahm zusammen mit Public Enemy das legendäre «Bring The Noise» auf, wobei dieser Vorstoss zu früh kam. Das änderte sich erst 1992, als das Debüt-Album von Rage Against The Machine praktisch über Nacht Crossover in den Hitparaden lancierte. Diese Verbindung von Hip-Hop-Rhythmen und Metal-Gitarren erfreute sich einer kurzen, heftigen Beliebtheit. Danach erstarrte der Stil, verflachte und verschwand in der Bedeutungslosigkeit. Idealverbindung von Punk und Metal Der eigentlichen Grundstein für die heutige Beliebtheit des Metal legte 1991 Grunge. Die Rocker in Seattle entstammten zwar der Punkszene, hegten aber eine heimliche Bewunderung für Metal und spielten entschlossen beides gleichzeitig. Das Resultat war Punkrock mit besseren Riffs oder schlampiger Metal ohne Solos. Das Wichtigste jedoch war der Zusammenschluss der Fans beider Lager. Im Zuge des «anything goes» nach dem Fall der Mauer wurden linke Themen im Metal und Metal in linken Kreisen salonfähig. Die weniger attraktiven Genres wie Death-und Black-Metal sonderten sich allerdings weiterhin ab. Ihre finsteren Bezüge zu Paganismus, Satanismus und Neonazismus endeten in einigen Fällen erst vor Gericht, die norwegische Black-Metal-Szene schaukelte sich gegenseitig gar bis zum Mord auf.Tatsächlich gelang dem Metal ab 1991 in populärer Form, was er schon zuvor an Verbindungen ausprobiert hatte. Das so genannt «schwarze Album» etablierte Metallica in der obersten Liga der Unterhaltungsbranche. Die von vielen harten Schnitten geprägten Strukturen des Hardcore hatten sich mit Thrash-Metal verbunden und Pop-Appeal erlangt. Das war auch für andere attraktiv. Ein Meilenstein des Industrial wie Nine Inch Nails «The Downward Spiral» (1994) wäre ohne den Einbezug harter Gitarren in ein zuvor Synthesizer-geprägtes Genre nicht möglich gewesen. In dieser musikalisch turbulenten Zeit ging das Debüt-Album einer Band aus Kalifornien fast unter. Dabei begründete die selbst betitelte Platte von Korn ein neues Genre - den New Metal. Der unterschied sich dadurch vom Crossover, dass er den Hip-Hop-und Funk-Anteil wesentlich reduzierte, die gerappten Passagen strategischer verteilte, die Bässe noch tiefer legte und den «Gesang» öfters in die Nähe pathologischer Geräusche führte. Das klingt dann in etwa wie eine Panikattacke in der Urschrei-Therapie.Der New Metal setzte das Thema Kindsmissbrauch auf die Rock-'n'-Roll-Agenda, zusammen mit der Isolation, Entfremdung und existenziellen Verlorenheit, die Kinder während und/oder nach der Scheidung der Eltern erleben können. Dabei schien sich der New Metal ähnlich schnell totzulaufen wie der Crossover. Zum einen ist Korn nicht eben bekannt für musikalischen Fortschritt, zum anderen war die Szene, der die Band entstammte, zu klein. Nur die Deftones und Coal Chamber konnten zu Beginn folgen. Der Erfolg der assoziierten Limp Bizkit schien den New Metal schliesslich mit Geprolle zu untergraben und für den Abschuss frei zu geben. 100 Metal-Bands weltweit Eine voreilige Annahme. Es dauerte bloss seine Zeit, bis der Markt Nachschub liefern konnte. Inzwischen existieren weltweit Hunderte von New-Metal-Bands, von denen die überwältigende Mehrheit in der Unbekanntheit gut aufgehoben ist. Andere jedoch, wie die eingangs erwähnten Linkin Park, schafften den Sprung an die Spitze.Weshalb aber entwickelte der Metal diese erstaunliche und langanhaltende Kreativität? Neben der Überwindung ideologischer Gräben ist einer der Gründe sicher der Umstand, dass Metal von der Musikindustrie und den Medien nicht verhätschelt wird. Metal ist das Schmuddelkind der Branche, das nur dann an die Front geschickt wird, wenn der Pop-Betrieb in der Ideenlosigkeit dümpelt.Dieser Umstand fördert das «Wir-gegen-den-Rest-der-Welt»-Gefühl, das als innerer Motor der Szene fungiert. Gleichzeitig behält der Metal so seine Glaubwürdigkeit als tatsächlich rebellische Musik. Nichts könnte mehr wert sein. metal-vorvAter Man kennt Ozzy Osbourne vor allem aus der Reality-Komödie auf MTV. Dabei gerät in Vergessenheit, dass es den modernen Metal ohne Osbournes frühere Band Black Sabbath nicht gäbe. All die bedrohlich-düsteren Gitarrenriffs gehen letztlich auf die Engländer zurück. Mehrere Tribut-Alben der Metal-Szene zeugen von der überragenden Bedeutung Black Sabbath's genauso wie von der Weiterentwicklung ihrer Musik. (cer) silvan wegmann. |
PROGRAMMHINWEISE. neuzz00020030621dz6l0002o Von Pressedienst. 257 Words 21 June 2003 Neue Zürcher Zeitung German Besuchen Sie die Website der führenden Schweizer Internationalen Tageszeitung unter http://www.nzz.ch |
PROGRAMMHINWEISE DRS 2, 8.30 |
Perspektiven Auf der multireligiösen Palette kultischer Veranstaltungen nimmt auch der Satanismus einen Platz ein. Die Kirchen warnen vor einer besonders gefährlichen Sekte. Auch nichtkirchliche Kreise sehen das Mass religiöser Toleranz erreicht. Was ist dieser Teufelskult, und was will er? DRS 2, 11.00 52 Beste Bücher «Ein unsichtbares Land» von Stephan Wackwitz Einen «Familienroman» nennt Stephan Wackwitz seinen Geschichtenkranz über das Schicksal seines Grossvaters, ein Dokumentarroman über drei Generationen im Ablauf der deutschen Geschichte. DRS 2, 12.35 Musik für einen Gast Beki Probst, Kinofrau Die Bernerin Beki Probst ist Kinobesitzerin und leitet den European Film Market in Berlin - und sie ist seit Jahren eine Institution. DRS 2, 16.00 Parlando Die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova Die Rollenvorstellungen und Figurenstudien der Mezzosopranistin Vesselina Kasarova sind zeitgemäss, modern: die Lara Croft der Oper. DRS 2, 19.30 Avatar Oper von Roland Moser in der Uraufführung aus dem Theater St. Gallen Der Schweizer Komponist Roland Moser hat seine erste Oper komponiert. Den phantastisch-komischen Stoff fand Moser in einer Novelle von Théophile Gautier: Um einer unerreichbaren Geliebten näher zu kommen, lässt sich Octave mit Hilfe eines Experimentes in den Körper ihres Ehemannes versetzen. DRS 3, 20.03 Input Safer Sex ohne Kondom? Die Aids-Zahlen steigen wieder, immer weniger Frauen und Männer benutzen ein Kondom. Dieser Tatsache soll die Aids-Prävention Rechnung tragen, fordert der Sexualforscher Martin Dannecker: Die Safer-Sex-Regeln sollten neu definiert und flexibler gestaltet werden. Wenn schon ohne Kondom, dann wenigstens so sicher wie möglich. Eine heikle Forderung. |
Empörte Schülerschaft. oltnrt0020030518dz5h0001j 327 Words 17 May 2003 Oltner Tagblatt German © 2003 OLTNER TAGBLATT. Sämtliche Rechte zu Artikeln des OLTNER TAGBLATT sind vorbehalten. Jede Verwendung, die die in Ihrem Factiva-Kundenvertrag geregelten Rechte überschreitet, nur unter Genehmigung der Redaktion. Kontaktaufnahme per Email unter redaktion@oltnertagblatt.ch. |
Derendingen/Luterbach Sprayer gesucht Letzte Woche wurde die Fassade des Oberstufenschulzentrums Derendingen/Luterbach versprayt - mit satanistischen Symbolen. Hat die Tat mit einem Vortrag innerhalb der Schule zu tun? Schulleiter Walter Gasser sucht jetzt per Inserat im «Azeiger» Zeugen. |
Es geschah letztes Wochenende: In der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen 23 und 8.30 Uhr wurde die Fassade des Oberstufenschulzentrums Derendingen/Luterbach grossflächig versprayt. Auf der Südseite der Überdachung wurden acht bis zehn Meter lange Schriftzüge hingeschmiert. Auch bei der Kantonspolizei Solothurn ist der Fall bekannt. «Innerhalb der letzten 25 Jahre geschah dies zum dritten Mal im grossen Stil», sagt Schulleiter Walter Gasser, der im aktuellen «Azeiger» einen Zeugenaufruf veröffentlicht hat. So erhofft er sich jetzt Informationen über die Täter. Im Inserat ist sogar die Rede von einer «grosszügigen Belohnung». Ja, es sei eine Geldsumme, aber: «Über den Betrag möchte ich nichts sagen», meint der Schulleiter. Dass es Schülerinnen und Schüler gewesen sein könnten, die momentan dort zur Schule gehen, kann sich Gasser fast nicht vorstellen: «Die meisten waren am Montag empört, als sie die Schmierereien erblickten.» Eines ist jedoch sicher: Die Schriftzüge hatten einen satanistischen Inhalt: «Es waren entsprechende Zeichen auszumachen. Es sollte wohl eine Provokation sein, wir fühlen uns aber nicht provoziert», hält Gasser fest. Deshalb habe man die Fassade innerhalb von zehn Stunden reinigen lassen: «Wir wollen auf keinen Fall Nachahmer animieren», so Gasser.Kurz nach der Tat gab es einen Verdachtsmoment: Laut Gasser hielten vor ein paar Wochen zwei Bezirksschüler in ihrer Klasse einen Vortrag über Satanismus. Ihr Klassenlehrer entschärfte schliesslich die Situation, die Betroffenen hätten für den Vortrag aus purem Interesse dieses Thema gewählt. «Vielleicht hat sich jemand inspirieren lassen», fügt Gasser vorsichtig hinzu. Jeder Klassenlehrer habe bereits mit seinen Schülern über diese Sprayereien geredet. «Am Ende bringt ein solches Geschmier nichts - im Gegenteil: Der Steuerzahler muss in die Tasche greifen», betont Walter Gasser. Der Sachschaden habe schätzungsweise 1000 Franken betragen. (my) Für Zeugen: Telefon Oberstufenschulzentrum 032 681 30 30. |
Empörte Schülerschaft. soloz00020030518dz5h00072 327 Words 17 May 2003 Solothurner Zeitung German © 2003 SOLOTHURNER ZEITUNG. Sämtliche Rechte zu Artikeln der SOLOTHURNER ZEITUNG sind vorbehalten. Jede Verwendung, die die in Ihrem Factiva-Kundenvertrag geregelten Rechte überschreitet, nur unter Genehmigung der Redaktion. Kontaktaufnahme per Email unter redaktion@vsonline.ch. |
Derendingen/Luterbach Sprayer gesucht Letzte Woche wurde die Fassade des Oberstufenschulzentrums Derendingen/Luterbach versprayt - mit satanistischen Symbolen. Hat die Tat mit einem Vortrag innerhalb der Schule zu tun? Schulleiter Walter Gasser sucht jetzt per Inserat im «Azeiger» Zeugen. |
Es geschah letztes Wochenende: In der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen 23 und 8.30 Uhr wurde die Fassade des Oberstufenschulzentrums Derendingen/Luterbach grossflächig versprayt. Auf der Südseite der Überdachung wurden acht bis zehn Meter lange Schriftzüge hingeschmiert. Auch bei der Kantonspolizei Solothurn ist der Fall bekannt. «Innerhalb der letzten 25 Jahre geschah dies zum dritten Mal im grossen Stil», sagt Schulleiter Walter Gasser, der im aktuellen «Azeiger» einen Zeugenaufruf veröffentlicht hat. So erhofft er sich jetzt Informationen über die Täter. Im Inserat ist sogar die Rede von einer «grosszügigen Belohnung». Ja, es sei eine Geldsumme, aber: «Über den Betrag möchte ich nichts sagen», meint der Schulleiter. Dass es Schülerinnen und Schüler gewesen sein könnten, die momentan dort zur Schule gehen, kann sich Gasser fast nicht vorstellen: «Die meisten waren am Montag empört, als sie die Schmierereien erblickten.» Eines ist jedoch sicher: Die Schriftzüge hatten einen satanistischen Inhalt: «Es waren entsprechende Zeichen auszumachen. Es sollte wohl eine Provokation sein, wir fühlen uns aber nicht provoziert», hält Gasser fest. Deshalb habe man die Fassade innerhalb von zehn Stunden reinigen lassen: «Wir wollen auf keinen Fall Nachahmer animieren», so Gasser.Kurz nach der Tat gab es einen Verdachtsmoment: Laut Gasser hielten vor ein paar Wochen zwei Bezirksschüler in ihrer Klasse einen Vortrag über Satanismus. Ihr Klassenlehrer entschärfte schliesslich die Situation, die Betroffenen hätten für den Vortrag aus purem Interesse dieses Thema gewählt. «Vielleicht hat sich jemand inspirieren lassen», fügt Gasser vorsichtig hinzu. Jeder Klassenlehrer habe bereits mit seinen Schülern über diese Sprayereien geredet. «Am Ende bringt ein solches Geschmier nichts - im Gegenteil: Der Steuerzahler muss in die Tasche greifen», betont Walter Gasser. Der Sachschaden habe schätzungsweise 1000 Franken betragen. (my) Für Zeugen: Telefon Oberstufenschulzentrum 032 681 30 30. |
Verfolgt von der Sprachpolizei Glossar verpönter Wörter. sddz000020030510dz5a000gx 1183 Words 10 May 2003 Süddeutsche Zeitung 10 German (c) 2003 Süddeutsche Zeitung |
Süddeutsche Zeitung Themen aus dem Ausland Aschenputtel ist sexistisch, Dinosaurier sind unchristlich Linke und rechte Eiferer in den USA zensieren Schulbücher, Prüfungsfragen und sogar Märchen |
Von Wolfgang Koydl Washington - Es ist schon unglaublich, welchen Gefahren Kinder in den USA heutzutage ausgesetzt sind, wenn sie ein Buch aufschlagen oder den Fernsehapparat anschalten. Nein, es geht nicht um die brutalen "X-Men"-Filme oder die vulgäre "Jackass"-Fernsehserie, es geht nicht um Sex und Gewalt. Problematisch sind vielmehr Märchen oder die Erlebnisse von Harry Potter. Aschenputtel zum Beispiel. Typisch sexistisch, wie das Mädel dienend und unterdrückt dargestellt wird, nur um dann großherzig von einem Mann zu sich emporgezogen zu werden. Und niemand macht sich die Mühe, die sozio-ökonomischen Ursachen ihrer Lage oder der von Dornröschen, Schneewittchen oder gar Hänsel und Gretel zu hinterfragen. Noch schlimmer ist freilich der Zauberlehrling aus der Magier-Akademie Hogwarts. Was lernen die Jugendlichen nicht alles aus seinen Abenteuern: Zauberei, Hexerei, Satanismus - mithin alles schwarze Künste, die junge Seelen leicht aus dem Schoß der Religion weg und stracks dem Teufel zuführen. Pardon, dem Bösen zuführen, denn das Wort Teufel ist ja auch verboten. Durch und durch verlogen In amerikanischen Schulbüchern und Schulbibliotheken wird man Märchen und die Harry-Potter-Romane vergebens suchen - genauso wie zahllose andere Meisterwerke der Literatur. Aber auch aus Lehrbüchern für Geschichte, Mathematik, Sozialkunde und Geografie werden Wörter, Themen und Illustrationen getilgt, die irgendwie strittig, kontrovers oder problematisch wären. Dies ist das Werk einer seit Jahrzehnten ungehindert agierenden Lobby von linken und rechten Zensoren, die ihre engstirnige Sicht einer unrealen heilen Welt propagieren: sauber geschrubbt, idealisiert und homogenisiert - aber gerade deshalb durch und durch verlogen. Die Exzesse politischer Korrektheit auf der einen und fundamentalistisch-christlichen Bekennertums auf der anderen Seite in Amerika sind schon lange bekannt. Doch nun dürfte die Debatte durch ein soeben erschienenes Buch erneut belebt werden: "The Language Police" (Die Sprachpolizei) der Erzieherin und Historikerin Diane Ravitch enthüllt den Skandal, den Millionen von Schülern, Lehrern und Eltern im ganzen Land seit Jahrzehnten stillschweigend erdulden. Was Ende der sechziger Jahre mit dem löblichen Vorsatz begann, rassistische Bemerkungen und Anwürfe aus Lehrbüchern und vor allem aus Prüfungsfragen zu entfernen, hat sich mittlerweile längst verselbstständigt. "Einige der Zensurmaßnahmen sind trivial", schreibt Ravitch, "einige sind lächerlich, und einige sind geradezu atemberaubend in ihrer Fähigkeit, das zu verdummen, was Kinder in der Schule lernen." Die bizarren Beispiele, die Ravitch anführt, sind alle authentisch. Gleichwohl lesen sie sich wie Lehrstücke für ein absurdes Theater. Da wurde die Fabel von Aesop beanstandet, weil sich die eitle, weibliche Krähe vom gerissenen, männlichen Fuchs beschwatzen ließ, den Käse fallen zu lassen. Eindeutig sexistisch, befand der Prüfungsausschuss, und riet, die Geschlechter der beiden Protagonisten auszutauschen. Eine Geschichte über Delfine wurde ersatzlos gestrichen, weil sie Kinder aus den Bergen oder der Prärie benachteiligt, wo man keine eigenen Erfahrungen mit Delfinen machen kann. Dinosaurier gibt es sowieso nicht, weil sie nicht in der Schöpfungsgeschichte vorkommen. Ein Beitrag über Eulen wurde einkassiert, weil diese Vögel bei den Navajo-Indianern tabu sind. Apropos: Das Wort Navajo ist auch untersagt, denn authentischer ist Diné. Dasselbe gilt für Eskimos, die man nicht bei diesem Sammelnamen, sondern je nach ihrem Stamm Inupiak oder Yupit nennen soll. Apropos: Stamm ist ein arroganter, westlicher Begriff des Weißen Mannes für Eingeborene in ihren Hütten und muss daher durch Nation ersetzt werden. Apropos: Hütte klingt erniedrigend; stattdessen ist "kleines Haus" vorgeschrieben. Weil jeder Text, jedes Lehrbuch, jede Prüfungsfrage von "Überprüfungskomitees für Vorurteile und Empfindlichkeiten" (bias and sensitivity review panels) abgenommen werden muss, sind Amerikas Schulbuchverlage schon lange lieber gleich zur Selbstzensur übergegangen, um sich kostspielige Streitereien mit den Sprachpolizisten zu ersparen. Was ein Vorurteil ist, haben die Verlage daher auch schon selbst festgelegt: Es ist die "Anwesenheit von etwas in einer Prüfungsfrage, das unterschiedliche Resultate für zwei Personen mit denselben Fähigkeiten, aber aus verschiedenen Sub-Gruppen, nach sich ziehen würde." Einfacher ausgedrückt: Wenn irgendein Wort, ein Begriff, ein Bild einen Schwarzen oder einen Asiaten, einen Behinderten oder einen Homosexuellen, eine Frau oder eine ältere Person verärgert, dann ist die Chancengleichheit für den Test nicht mehr gewährleistet, weil der Ärger über die Formulierung Wissen und Urteilskraft beeinträchtigt. Der Wahnsinn hat Methode, und er wird sogar noch weitergetrieben: Weil trotz aller Vorschriften und Verbote verschiedene Probanden bei Prüfungen noch immer verschieden gut abschneiden, wurde DIF erfunden - "differential item functioning". Das ist fast nicht mehr übersetzbar und bedeutet: Wenn ein weißer und ein schwarzer Mann gleicher Intelligenz dieselbe Frage nicht gleich korrekt beantworten, stimmt etwas mit der Frage nicht - selbst wenn sie vorher als vertretbar abgesegnet worden war. Von irgendwelchen wissenschaftlichen Studien freilich werden die Thesen der Sprachpolizisten keineswegs gestützt. "Es gibt die Verbote,... weil die Themen Erwachsene verärgern, die annehmen, dass sie Kinder auf dieselbe Weise verärgern werden", meint Diane Ravitch. Vernichtend fügt sie hinzu: "Das Ziel der Sprachpolizei ist es nicht nur, uns daran zu hindern, anstößige Wörter zu verwenden, sondern uns daran zu hindern, anstößige Gedanken zu haben." Das Kontrollsystem funktioniert unter anderem deshalb so gut, weil linksliberale Intellektuelle und rechtsextreme Religiöse ein Zweckbündnis eingegangen sind. Die Rechten haben die Behandlung ganzer Themenbereiche wie Abtreibung, Evolution und Scheidung unterbunden; die Linke kümmert sich mehr um die Säuberung der Sprache und darum, dass Männer und Frauen, Behinderte und Unbehinderte, Schwarze und Weiße, Alte und Junge absolut gleichberechtigt behandelt werden, auch wenn dies im richtigen Leben eher selten vorkommt. "Rechte Zensoren möchten eine idealisierte Vision der Vergangenheit wiederherstellen", schreibt Ravitch, "ein Arkadien glücklichen Familienlebens ... Linke Zensoren glauben an eine idealisierte Vision der Zukunft, an eine Utopie, in der in allen gesellschaftlichen Beziehungen Gleichheit herrscht." Beide Gruppen freilich übersehen, dass Kinder ihre Informationen und Anregungen nicht nur aus Schulbüchern holen, und dass das Internet, das Fernsehen und das Kino keine weißgewaschene Version bieten. Für Autoren, die für Lehrbücher Beiträge schreiben und zeichnen, ist dies freilich kein Trost angesichts der umfassenden und detaillierten Vorschriften, die ihnen gemacht werden. "Es ist mir wie mit Säure ins Gehirn geätzt", erinnerte sich ein Illustrator, der von einem Schulbuchverlag zehn Seiten eng bedruckter Anweisungen für ein Kinderbuch zugesandt bekam. "Der Held war ein Junge lateinamerikanischer Abstammung. Es gab schwarze Zwillinge, einen Jungen und ein Mädchen; einen übergewichtigen orientalischen Jungen; ein Indianermädchen. Damit blieb die weiße Person übrig. Weil wir die Behinderten nicht vergessen durften, hatte sie einen Geburtsfehler und nur drei Finger an einer Hand. Ein Kind musste einen Irish-Setter haben, der ein Weibchen sein musste. Es musste auch eine ältere Person dabei sein, die ich beim Joggen zeigen musste." Der Zeichner arbeitet mittlerweile schon lange nicht mehr für Schulbuchverlage. Das schmerzt: Der Cowboy darf nicht mehr "Cowboy" heißen, sondern nur noch geschlechtsneutral "Cowhand". AP Adam und Eva - ersetzen durch Eva und Adam, um zu zeigen, dass Männer Frauen nicht beherrschen. Cowboy, Cowgirl - sexistisch; besser: Cowhand. Dialekt - ethnozentrisch, besser: Sprache Zwerg - beleidigend, besser: Person von niedrigem Wuchs Ost, östlich, dito West, westlich - eurozentrisch, besser: konkrete Region angeben Fee (fairy) - unterstellt Homosexualität, besser: Elfe Dschungel - besser: Regenwald, Savanne Hausfrau - sexistisch, besser: Haushaltungsvorstand Mütterchen Russland - sexistisch, besser: Russland, weites Land reicher Ernten Schneemann - sexistisch, besser: Schneeperson Schaukelstuhlbrigade - Vorurteil gegen ältere Personen Sklave - besser: versklavte Person Yacht - elitär. |
(Feature) Magische Momente. adn0000020030428dz4s000mk 371 Words 28 April 2003 ddp-Wirtschaftsdienst German (c) 2003 ddp-Wirtschaftdienst www.ddp.de |
(Feature) Magische Momente - Sachsens Hexen feiern Walpurgis vermutlich in abgelegenen Wallanlagen - Wenige zauberhafte Schwestern im Freistaat - Von ddp-Korrespondentin Mey Dudin. Radeberg (ddp-lsc). Harry Potter brachte den Boom. Magie ist seitdem vor allem bei Kindern und Jugendlichen angesagt. Hexen erobern die Wunschvorstellungen weiblicher Teenager. «Vor allem das Abenteuerliche und Geheimnisvolle wirkt dabei auf die jungen Mädchen anziehend», sagt der katholische Beauftragte für Sekten-und Weltanschauungsfragen im Bistum Dresden-Meißen, Pfarrer Gerald Kluge. In der Walpurgisnacht, der Nacht zum 1. Mai, erreicht der Zauber seinen Höhepunkt. Mit zahlreichen Freudenfeuern begrüßen Feministinnen, Anhängerinnen von Naturreligionen und Möchtegernhexen den Frühling und erfüllen die Nacht mit gespenstischen Umtrieben. |
Im restlichen Jahr bekommt man von Hexen dagegen nur wenig mit. Der Anteil der Frauen die sich ernsthaft mit Magie beschäftigten, etwa Anhängerinnen der heidnischen Wicca-Naturreligion, sei im Freistaat «ungeheuer klein», sagt Kluge. Er liege lediglich im Promillebereich. Ihre Rituale führten die Frauen zudem zurückgezogen für sich in enger Verbindung mit der Natur aus. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden sie daher oftmals als Hexen verfolgt und auf den Scheiterhaufen gebracht. «Mit Satanismus hat ihr Glaube allerdings nichts zu tun», unterstreicht der Pfarrer. Das Böse habe dabei keinen Einfluss. Missionarisch tätig würden diese Frauen nicht. Auch der Austausch mit anderen Glaubensgenossinnen sei eher gering. Sie organisierten keine öffentlichen Veranstaltungen und machten auch keine Menschen abhängig, wie es etwa bei Sekten der Fall sei. «Daher stellen sie in der Regel keine Gefahr dar», sagt Kluge. Lediglich in Einzellfällen könne die Identifikation mit einer solchen Gruppe problematisch sein. «Wenn jemand Fantasie und Realität nicht mehr unterscheiden kann, wird es schwierig», warnte der Weltanschauungsbeauftragte. In der Walpurgisnacht gehen die zauberhaften Schwestern nach Einschätzung des Pfarrers ihre eigenen Wege abseits der großen Feiern. «Die Hexennacht wird als folkloristisches Ereignis vermarktet», sagt Kluge. Vor allem im Harz sei das Fest traditionell sehr beliebt. Ähnlich bekannte Kultstätten wie den Brocken gibt es in Sachsen nicht. Für die zurückgezogenen Hexen bieten allerdings die im Freistaat zahlreichen Wallanlagen aus der Eisenzeit eine Alternative. «Vermutlich zieht es die naturreligiösen Frauen zur Walpurgisfeier zu diesen Ruinen», meint der Pfarrer. Die ringförmigen mit Bäumen bewachsenen Wälle stehen meist in Sumpfgebieten und abgelegenen Ecken. Sie liefern eine schaurige, geheimnisvolle Kulisse. ddp/med/kfr. |
Wenige Hexen im Freistaat. adn0000020030428dz4s000h2 192 Words 28 April 2003 ddp-Wirtschaftsdienst German (c) 2003 ddp-Wirtschaftdienst www.ddp.de |
Radeberg (ddp-lsc). In Sachsen gibt es offenbar nur wenig Hexen. Der Anteil der Frauen, die sich ernsthaft mit Magie beschäftigten, sei im Freistaat «ungeheuer klein», sagte der katholische Beauftragte für Sekten-und Weltanschauungsfragen im Bistum Dresden-Meißen, Pfarrer Gerald Kluge, in Radeberg. Er liege lediglich im Promillebereich. Ihre Rituale führten die Frauen zurückgezogen für sich in enger Verbindung mit der Natur aus. Das Böse habe dabei keinen Einfluss. «Mit Satanismus hat ihr Glaube nichts zu tun», unterstreicht der Pfarrer. |
Missionarisch tätig würden diese Frauen indes nicht. Sie organisierten keine öffentlichen Veranstaltungen und machten auch keine Menschen abhängig, wie es etwa bei Sekten der Fall sei. «Daher stellen sie in der Regel keine Gefahr dar», sagt Kluge. Lediglich in Einzellfällen könne die Identifikation mit einer solchen Gruppe problematisch sein. «Wenn jemand Fantasie und Realität nicht mehr unterscheiden kann, wird es schwierig», warnte der Weltanschauungsbeauftragte. In der Walpurgisnacht gehen die zauberhaften Schwestern nach Einschätzung des Pfarrers ihre eigenen Wege abseits der großen Feiern. Bekannte Kultstätten gebe es in Sachsen nicht. Für die zurückgezogenen Hexen böten allerdings die zahlreichen Wallanlagen aus der Eisenzeit eine Alternative. (folgt Korrespondentenbericht) ddp/med/kfr. |
Wittener «Satansmord» - Keine Spur von flüchtigem Ehepaar. adn0000020010711dx7b005v5 134 Words 11 July 2001 08:56 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
Nach dem Mordfall im Satanismus-Milieu gibt es von dem unter dringendem Tatverdacht stehenden Ehepaar keine heiße Spur. Der 25-jährige Mann und seine drei Jahre jüngere Ehefrau, die im nordrhein-westfälischen Witten einen 33-Jährigen am Montag mit 66 Messerstichen bestialisch getötet haben sollen, seien weiter auf der Flucht, sagte am Mittwoch ein Sprecher der Polizei Bochum. «Es gehen zahlreiche Hinweise bei uns ein, eine heiße Spur ist aber nicht dabei», betonte der Sprecher. Die Polizei nimmt an, dass das Ehepaar mit seinem weißen Opel Kadett oder einem grauen Opel Vectra - dieser Wagen gehört dem Opfer - unterwegs ist. Die Fahndung läuft bundesweit. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 3.000 Mark ausgesetzt. Die Polizei hält das Paar für gefährlich und fürchtet, es könnte noch einmal zuschlagen. |
Wittener Satanismus-Mord - Erste Zeugenaussagen zu flüchtigem Ehepaar. adn0000020010711dx7b00f4y 191 Words 11 July 2001 14:02 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
(Übersicht) Nach dem Mord im Satanismus-Milieu im nordrhein-westfälischen Witten haben die Ermittler erste Erkenntnisse zur Flucht des unter dringendem Tatverdacht stehenden Ehepaars. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, dürften Manuela und Daniel Ruda, die einen 33-Jährigen aus Datteln mit 66 Stichen und zahlreichen Schlägen brutal getötet haben sollen, bereits seit Freitagnacht mit ihrem beigefarbenen Opel Vectra auf der Flucht sein. |
Laut Zeugenaussagen wurde das Paar am Samstagvormittag in Hannover gesehen, wo es sein Auto reparieren ließ und unter anderem vier neue Reifen kaufte. Am Montagnachmittag sollen der 25-Jährige und seine drei Jahre jüngere Ehefrau, die nach Polizeiangaben als hochgefährlich gelten, an einer Tankstelle in Sondershausen (Thüringen) gesehen worden sein. Nach dem Paar werde weiterhin bundesweit gefahndet, hieß es. Derzeit gebe es keine heiße Spur zum Aufenthaltsort. Das Obduktionsergebnis und eine DNA-Analyse, die eine hundertprozentige Sicherheit über die Identität des verunstalteten Opfers geben, sollen nach Polizeiangaben erst am Donnerstag vorliegen. Wie es weiter hieß, gingen zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung ein. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise, die zur Ergreifung des Ehepaares führen, eine Belohnung von 3.000 Mark ausgesetzt. |
Wittener Satanismus-Mord - Erste Hinweise zu Tätern, keine heiße Spur - Von Michael Bosse. adn0000020010711dx7b00iis 305 Words 11 July 2001 15:51 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
(Zusammenfassung) Nach dem Mord im Satanismus-Milieu von Witten in Nordrhein-Westfalen gab es von den geflüchteten mutmaßlichen Tätern auch am Mittwoch noch keine heiße Spur. Trotz der Aussagen von Zeugen, die das unter dringendem Tatverdacht stehende Ehepaar Manuela (22) und Daniel Ruda (25) in Hannover und Thüringen gesehen haben wollen, fahndet die Polizei weiterhin im gesamten Bundesgebiet nach dem Paar. Die Identität des mit 66 Messerstichen und zahlreichen Schlägen getöteten Opfers wird nach Angaben der Polizei wahrscheinlich erst am Donnerstag mit einer DNA-Analyse zweifelsfrei ermittelt sein. Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um einen 33-Jährigen aus Datteln. |
Das Ehepaar ist nach Ansicht der Ermittler seit Freitagnacht auf der Flucht. Mit seinem beigefarbenen Opel Vectra (Kennzeichen: RE - DR 166) wurde das Paar laut Zeugenaussagen am Samstagvormittag in Hannover gesehen. Dort ließen die Flüchtigen ihr Auto reparieren und kauften unter anderem neue Reifen. Am Montagnachmittag sollen der 25-Jährige und seine drei Jahre jüngere Ehefrau im thüringischen Sondershausen getankt haben. Auf dem Auto befinden sich Schriftzüge wie «Soko-Friedhof» und ein rotes Pentagramm - ein fünfzackiger Stern, der häufig in der Satanismus-Szene genutzt wird. Das Ehepaar steht in dringendem Verdacht, seinen 33-jährigen Bekannten am Freitag in seine Wittener Wohnung eingeladen und wahrscheinlich noch am selben Tag - möglicherweise in einem bizarren Ritual - ermordet zu haben. Das Opfer wurde unter anderem durch Stiche in Herz, Schlagader und Lunge tödlich verletzt. Gefunden wurde die entstellte Leiche am Montagmorgen, nachdem die Mutter von Manuela Ruda einen angeblichen Abschiedsbrief ihrer Tochter erhalten hatte und die Polizei informierte. Die Polizei hält das Paar für gefährlich und geht davon aus, dass es noch weitere Verbrechen begehen könnte. Die Staatsanwaltschaft hat für Hinweise eine Belohnung von 3.000 Mark ausgesetzt. (Quellen: Pressemitteilungen und ddp-Nachfrage bei der Polizei) |
Was ist der Satanskult? adn0000020010710dx7a00bqx 256 Words 10 July 2001 13:47 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
(ddp-Infokasten) Satan ist die klassische Teufelsbezeichnung. Sie kommt aus dem Hebräischen und bedeutet so viel wie Widersacher, Ankläger oder Versucher. Es gibt es auch zahlreiche andere Namen wie Luzifer, Behemot Beelzebub oder Antichrist. |
Menschen, die sich dem Satanismus verschrieben haben, gehen von der übermäßigen Kraft und Gewalt eines Satans aus. Oft praktizieren sie «schwarze Magie» oder feiern «schwarze Messen». Diese können als pervertierte Form der römisch-katholischen Messfeier angesehen werden. Die Religionswissenschaftler unterscheiden zwei satanistische Hauptrichtungen: den traditionellen und den modernen Satanismus. Beim traditionellen verehren die Anhänger das theologische Satansbild der Kirchen. Der Satan ist hiernach der Widersacher Gottes - die dunkle Macht, sagt Joachim Keden, Beauftragter für Weltanschauungs-und Sektenfragen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Der moderne Satanismus, auch Crowley-Neo-Satanismus, hat keinen Platz mehr für einen christlichen Gott, so der Experte weiter. Der Satan wird zum Inbegriff der Lebensenergie, zur «magischen Power». Sein Anhänger strebt selbst an, zum Gott zu werden. Als Begründer des modernen Satanismus gilt der Magier Aleister Crowley (1875 bis 1947). Er erfand und erprobte eine Vielzahl Rituale, die er mit okkulten und sexuellen Praktiken verknüpfte. Die Ideologie des modernen Satanismus stützt sich dabei auf Grundannahmen wie «Es gibt keinen Gott außer dem Menschen» (Crowley-Charta) oder das «Gesetz von Thelema»: «Tue, was du willst, soll sein das ganze Gesetz». Dies stellt den Handlungsmaxime Crowleys dar. Manche Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich viele psychisch labile Menschen - vor allem in der Pubertät - zu einer Art menschenverachtendem Satanismus hingezogen fühlen. (Evangelische Informationsseite im Internet: http://www.relinfo.ch/) |
Satanismus - Ehepaar unter Mordverdacht - 30-Jährigen erstochen. adn0000020010710dx7a00bqw 172 Words 10 July 2001 13:47 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
(Übersicht) (mit Bild) |
Ein 30-jähriger Mann ist im nordrhein-westfälischen Witten offenbar einem dem Satanismus zugewandten Ehepaar zum Opfer gefallen. Die Leiche des Mannes war mit 66 Messerstichen und zahlreichen Schlagverletzungen in der makaber eingerichteten Wohnung des Ehepaars entdeckt worden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Bochum berichteten. Die mutmaßlichen Täter, ein 25-Jähriger und seine drei Jahre jüngere Ehefrau, seien wahrscheinlich mit einem Auto geflüchtet, hieß es weiter. Die Ermittler gehen von Mordlust als Tatmotiv aus. Die Szenerie in der mit einem Sarg und künstlichen Totenköpfen ausstaffierten Wohnung habe einer Hinrichtung geglichen, sagten Sprecher der Ermittlungsbehörden. Offenbar sei der 30-Jährige aber nicht im Zuge einer so genannten Schwarzen Messe umgebracht worden. Das verdächtige Ehepaar habe offensichtlich Lust am Töten empfunden und noch auf den bereits Toten eingestochen. Die Polizei hatte die Leiche bereits am Montag gefunden. An einer Scheibe der Wohnung des Ehepaars stand mit roter Schrift «When Satan Lives» («wenn Satan lebt») geschrieben. (folgen ddp-Infokasten, ddp-Interview und Zusammenfassung) |
«Satansmord» in Witten - Ehepaar richtete 33-Jährigen förmlich hin - Mutmaßliche Täter auf der ... adn0000020010710dx7a00ecp 383 Words 10 July 2001 15:37 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
«Satansmord» in Witten - Ehepaar richtete 33-Jährigen förmlich hin - Mutmaßliche Täter auf der Flucht - Polizei befürchtet Wiederholungstat - Von Jens Hapke. (Zusammenfassung - Neu: Alter des Opfers korrigiert) |
Ein 33-jähriger Mann ist im nordrhein-westfälischen Witten von einem dem Satanismus zugewandten Ehepaar förmlich hingerichtet worden. Seine Leiche war mit 66 Messerstichen und zahlreichen Schlagverletzungen in der makaber eingerichteten Wohnung des Ehepaars entdeckt worden, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Bochum. Die mutmaßlichen Täter, ein 25-Jähriger und seine drei Jahre jüngere Ehefrau, seien auf der Flucht, hieß es weiter. Die Ermittler gehen von Mordlust als Tatmotiv aus. Seine Wohnung in Witten hatte das Paar mit zahlreichen satanistischen und okkultistischen Symbolen ausgestattet: Im schwarz gestrichenen Wohnzimmer stand als einziges Möbelstück ein Eichensarg. An den Wänden hingen umgedrehte Kreuze, auf den Tischen standen künstliche Totenköpfe, und an der Scheibe stand in roter Schrift «When Satan Lives» («wenn Satan lebt») geschrieben. Trotz der düsteren Szenerie gehen die Ermittler nicht davon aus, dass der 33-jährige im Zuge einer schwarzen Messe umgebracht worden ist. Das verdächtige Paar habe offenbar «einfach Lust am Töten gehabt», sagte der ermittelnde Staatsanwalt Dieter Justinsky. Daher hätte es auch noch auf den Toten mit Messern eingestochen und mit einem Zimmermannshammer eingeschlagen. «Ich habe noch nie solch ein Bild des Grauens gesehen», sagte der Ermittler. Laut Obduktionsbericht war der Mann durch einen Stich in die rechte Brusthälfte in der Wohnung verblutet. Die Identität des Opfers sei auch wegen dessen schwerer Verletzungen noch nicht abschließend geklärt. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen aber davon aus, dass es sich um einen aus Datteln stammenden Bekannten des Ehepaars handelt. Diesen hätten die mutmaßlichen Täter am Freitagabend zu «einem Umtrunk eingeladen». Seither werde der Mann vermisst. Die Polizei hatte die Leiche bereits am Montag in der Wohnung des Mehrfamilienhauses in Witten gefunden. Die Mutter der mutmaßlichen Täterin hatte die Behörde verständigt, nachdem sie von ihrer Tochter einen Abschiedsbrief erhalten hatte. Diesem Brief messen die Ermittler aber nur eine geringe Bedeutung zu: Er sollte womöglich von der eigentlichen Tat ablenken. Vielmehr hält der Leiter der Bochumer Mordkommission, Hans-Willi Schäfer, das flüchtige Paar für «gefährlich». Er befürchtet, dass die Eheleute noch einmal zuschlagen könnten. Noch gebe es keinen Hinweis, wo sie sich aufhielten, hieß es am Dienstagnachmittag. |
ddp am Abend/ zwei - 17.30 Uhr - Dienstag, 10. Juli 2001. adn0000020010710dx7a00e76 441 Words 10 July 2001 15:33 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
Union gegen Alkohol-Abgabe - Tabak-Subventionen streichen Berlin - In der Union wird eine mögliche Gesundheitsabgabe auf |
Alkohol abgelehnt. Vielmehr müssten die milliardenschweren Subventionen des Tabakanbaus aus europäischen Töpfen gestrichen werden, sagte CSU-Gesundheitsexperte Zöller heute der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Der Unions-Politiker verwies darauf, dass es schon eine Abgabe auf Alkohol und Nikotin gebe. Allenfalls müssten diese Steuereinnahmen in das Gesundheitswesen fließen, «anstatt noch mal draufzusatteln», sagte Zöller. Die Forderung nach einer zusätzlichen Abgabe auf Alkohol bezeichnete der Vize-Vorsitzende des Gesundheitsausschusses als «Ablenkungsmanöver» von Bundesgesundheitsministerin Schmidt. Die Ministerin hatte sich in einem Interview mit der «Rheinischen Post» für eine europaweite Verteuerung alkoholischer Produkte ausgesprochen. Zahlreiche Einträge in Kondolenzlisten für Hannelore Kohl Berlin - Viele Menschen haben sich in die Kondolenzlisten für Hannelore Kohl eingetragen. Wie die CDU-Bundesgeschäftsstelle mitteilte, umfasste das Kondolenzbuch im Adenauer-Haus in Berlin am Dienstagnachmittag bereits etwa 80 Seiten. In der Online-Kondolenzliste unter http://www.cdu.de/ bekundeten mehr als 100 Menschen ihr Beileid. Eintragungen in die Listen seien noch möglich bis einschließlich morgen, dem Tag der Beerdigung Hannelore Kohls. Darüber hinaus liegen nach CDU-Angaben auch in verschiedenen Landes-und Kreisgeschäftsstellen sowie im Portal des Speyerer Doms Kondolenzlisten aus. Satanismus: Ehepaar soll 33-Jährigen erstochen haben Bochum/Witten - Ein 33-jähriger Mann ist im nordrhein-westfälischen Witten offenbar einem dem Satanismus zugewandten Ehepaar zum Opfer gefallen. Die Leiche des Mannes war mit 66 Messerstichen und zahlreichen Schlagverletzungen in der makaber eingerichteten Wohnung des Ehepaars entdeckt worden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft heute in Bochum berichteten. Die mutmaßlichen Täter, ein 25-Jähriger und seine drei Jahre jüngere Ehefrau, seien wahrscheinlich mit einem Auto geflüchtet, hieß es weiter. Die Ermittler gehen von Mordlust als Tatmotiv aus. Die Szenerie in der mit einem Sarg und künstlichen Totenköpfen ausstaffierten Wohnung habe einer Hinrichtung geglichen, sagten Sprecher der Ermittlungsbehörden. Lkw verlor Fässer mit Schmierseife - Rutschpartie auf der Autobahn Mönchengladbach - Ein französischer Lastwagen hat heute Mittag im Autobahnkreuz Mönchengladbach rund 100 Fässer mit Schmierseife verloren. Wie die Autobahnpolizei mitteilte, war die nicht ordnungsgemäß gesicherte Ladung in einer Kurve umgekippt und durch die Plane auf die Fahrbahn gestürzt. Der Inhalt mehrerer 120-Liter-Fässer ergoss sich auf die Straße. Einige nachfolgende Fahrzeuge rutschten auf dem glitschigen Parkett aus und fuhren sich im Grünstreifen fest. Die Beseitigung der Schmierseife musste per Hand erfolgen und sollte mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Der betroffene Abschnitt werde bis mindestens 18.00 Uhr gesperrt sein, hieß es. Nach Angaben der Autobahnpolizei gab es bei dem Unfall keine Verletzten. Ihr Ansprechpartner in der ddp-Zentralredaktion: Stefan Engelbrecht, Telefon: 089-32196-646, E-Mail: stefan.engelbrecht@ddp.de |
ddp am Abend - 17.30 Uhr - Dienstag, 10. Juli 2001. adn0000020010710dx7a00e75 498 Words 10 July 2001 15:32 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
Die Themen: -- Stasi-Akten: Schily bestreitet Ultimatum an Birthler |
-- Konjunktur: Opposition und DGB fordern Gegensteuern -- Künast kündigt zwei neue Verbraucherschutz-Behörden an -- Schröders Vorstoß gegen Kinderschänder auch in SPD umstritten -- Union gegen Alkohol-Abgabe - Tabak-Subventionen streichen -- Zahlreiche Einträge in Kondolenzlisten für Hannelore Kohl -- Satanismus: Ehepaar soll 33-Jährigen erstochen haben -- Lkw verlor Fässer mit Schmierseife - Rutschpartie auf der Autobahn Stasi-Akten: Schily bestreitet Ultimatum an Birthler Berlin - Nach der breiten Kritik am Vorgehen von Bundesinnenminister Schily im Streit um die Veröffentlichung von Stasi-Akten gibt der Minister sich jetzt zurückhaltender. Schily bestreitet sogar, der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Birthler, überhaupt ein Ultimatum gesetzt zu haben. Sein Brief an Birthler mit der ultimativen Aufforderung, Stasi-Akten von Personen der Zeitgeschichte nur noch mit deren ausdrücklicher Einwilligung herauszugeben, sei «in sehr freundlichem Ton formuliert» gewesen, sagte Schily heute in München. «Ich habe kein Ultimatum gestellt», betonte der Minister. Schily hatte Birthler aufgefordert, ihm bis gestern um 12.00 Uhr schriftlich zu bestätigen, dass Akten von Prominenten nur noch mit deren Einwilligung herausgegeben würden. Andernfalls sehe er sich zu rechtsaufsichtlichen Maßnahmen gezwungen. Konjunktur: Opposition und DGB fordern Gegensteuern Berlin - Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft werden immer düsterer. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung halbierte heute seine Wachstumserwartung für dieses Jahr auf 1,0 Prozent und gab damit die bislang pessimistischste Prognose aller Wirtschaftsforschungsinstitute ab. Politiker von Union, FDP und PDS forderten die Bundesregierung zum Handeln auf. Mit einer spürbaren Belebung der Konjunktur auf 2,3 Prozent rechnet das Institut erst im nächsten Jahr, heißt es im DIW-Bericht zur Wirtschaftsentwicklung 2001/2002. Bayerns Ministerpräsident Stoiber sagte heute nach einer Kabinettssitzung in München, angesichts einer vorhergesagten Wachstumsrate von knapp über einem Prozent für 2001 müsse jetzt gehandelt werden. Künast kündigt zwei neue Verbraucherschutz-Behörden an Berlin - Bundesverbraucherministerin Künast will mit der Errichtung von zwei neuen Behörden den Verbraucherschutz in Deutschland stärken. In Berlin kündigte die Ministerin heute die Schaffung einer Zentralstelle zur wissenschaftlichen Bewertung gesundheitlicher Risiken bei Lebensmitteln und anderen «verbrauchernahen Produkten» an. Zudem soll ein Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit errichtet werden. Es soll als «zentrale Schaltstelle» für ein einheitlich hohes Niveau der Lebensmittelüberwachung in Deutschland sorgen. Entsprechende Vorschläge enthält auch der Bericht von Bundesrechnungshof-Präsidentin von Wedel zur Neuorganisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes, der am Vormittag in Berlin Bundeskanzler Schröder übergeben wurde. Schröders Vorstoß gegen Kinderschänder auch in SPD umstritten Berlin - Mit seiner Forderung nach schärferen Strafen für Kinderschänder stößt Bundeskanzler Schröder jetzt auch auf Kritik aus den eigenen Reihen. Nach Ansicht von Niedersachsens Justizminister Pfeiffer und dem SPD-Innenexperten Wiefelspütz sind die bestehenden Gesetze für die Bestrafung von Sexualtätern ausreichend. Die Union forderte erneut, von ihr beantragte Gesetzesänderungen nicht länger im Bundesrat zu blockieren. Die FDP sah in Schröders Vorstoß eine indirekte Kritik an den Gutachtern der Justiz. Pfeiffer sagte heute, schon heute kämen Wiederholungstäter in Sicherungsverwahrung, die regelmäßig überprüft werde. Der Kanzler habe sich von der Rechtspraxis offenbar «ein wenig entfremdet». f o l g t 2 |
Satanismus-Mord - Sektenexperte Joachim Keden warnt vor «Hetzjagd». adn0000020010710dx7a00ci1 200 Words 10 July 2001 14:26 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 2001 ADN |
(ddp-Interview) Die Bluttat an dem 30-jährigen Mann im nordrhein-westfälischen Witten hat nach Ansicht des Sektenexperten Joachim Keden «mit Satanismus nichts zu tun». Der Beauftragte für Weltanschauungs-und Sektenfragen der Evangelischen Kirche im Rheinland warnte am Dienstag im ddp-Gespräch davor, mit einer «Hetzjagd» auf Anhänger dieses Kults zu beginnen. «Mord gehört ganz klar nicht zum Satanismus», betonte der Experte in Düsseldorf. |
Beim Satanismus gehe es vielmehr um die Gewinnung von Macht, nicht um Mord. Die Wittener Tat könne höchstens eine «Entgleisung» sein, vermutete Keden. Er glaube aber eher an «psychische Verstörtheit» als Ursache. Vielleicht sei der rote Schriftzug «Wenn Satan lebt» am Fenster der Wohnung sogar eine «bewusst gesetzte falsche Fährte». Denn es sei ganz und gar nicht im Interesse der Satanisten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. «Echte Satanisten gibt es nur sehr wenige», sagte der Experte weiter. Viele würden sich als Jugendliche einige Jahre lang der so genannten Gothic-Szene zuwenden, sich schwarz kleiden, der Todessehnsucht hingeben und entsprechende Musik hören. «Aber das gibt sich meist nach kurzer Zeit wieder», betonte Keden. Das Trinken von Blut und das Suhlen in Blut werde so gut wie nie praktiziert. |
Die falsche Farbe. sddz000020010706dx7600002 462 Words 06 July 2001 Süddeutsche Zeitung 33 German (c) 2001 Süddeutsche Zeitung |
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München - Jegliche Veröffentlichung exklusiv über http://www.diz-muenchen.de/ In München verschwinden auffällig viele schwarze Katzen - Tierschützer haben Okkultisten in Verdacht |
Ein merkwürdiges Phänomen beunruhigt die Tierschützer seit mehreren Monaten: Im Großraum München verschwinden weit mehr Katzen als sonst - und zwar nur schwarze. Zweite Seltsamkeit: Die Verlustanzeigen häufen sich in Wochen mit Daten, die für die Esoterik-Szene von besonderer Bedeutung sind. "In der Zeit zwischen dem 1. April und 21. Juni sind im Stadtgebiet 67 schwarze Katzen verschwunden", berichtet Denny Baruch, der Leiter des Tierheims in Riem. "Am 30. April ist Walpurgisnacht, am 21. Juni sind die Sonnwendfeiern. Wir vermuten, dass die Tiere bei schwarzen Messen oder sonstigen Ritualen geopfert wurden." Der Verdacht liegt nahe, denn "danach hat das Verschwinden schlagartig aufgehört". Der nächste vergleichbare Termin wäre im im Herbst an "Halloween", in der Nacht zum 1. November. Zu diesen Zeiten waren schon im vorigen Jahr 2000, das in der Ideologie wirrer Sektierer eine große Rolle spielte, Münchner Katzen mit schwarzem Fell sehr gefährdet gewesen. "Damals haben wir eine Katze, die uns als vermisst gemeldet worden war, finden können. Sie trug Spuren an sich, die den Verdacht bestätigen". Die Okkultisten haben sich nämlich nicht davon beeindrucken lassen, dass der angekündigte Weltuntergang im letzten Jahr nicht stattfand. Ihrer Ansicht nach dauert die kritische Jahrtausendwende noch an, und die Apokolypse steht unmittelbar bevor - es sei denn, einigen Erleuchteten gelingt es, ihn mit magischen Mitteln doch noch aufzuhalten. Auch der Münchner Bund der Katzenfreunde e.V. ist alarmiert. Der Verein mit Sitz in der Herzog-Wilhelm-Straße 24 betreut vor allem freilebende Tiere. Die Mitarbeiter locken sie mit Futter an und bringen sie zu Tierärzten, wo sie kastriert und tätowiert werden. Mit eintätowierter Nummer sind sie zumindest juristisch vor den Tierfängern der Versuchslabore geschützt. Für junge Katzen werden Patenschaftsplätze gesucht. Dorith Baron, die Vorsitzende des Vereins, bestätigt Baruchs Erfahrungen: "Auch uns ist aufgefallen, dass es offenbar plötzlich kaum mehr schwarze Katzen zu geben scheint." Wenn das zutrifft, sind in der letzten Zeit womöglich mehrere hundert dieser Tiere der Wiederkehr des Aberglaubens zum Opfer gefallen. Die offiziellen Tierschützer im Staatlichen Veterinäramt versuchen seit langem, Genaueres zu erfahren. "Wir sind aber auf keine sicheren Fakten gestoßen", sagt Amtsleiter Johann Bierl. Vor drei Jahren hat ein Kollege, Amtstierarzt Peter Jaksch, nach Sensationsberichten in der Münchner Okkult-Szene ermittelt. "Ich hab mir sogar im Laden der Hexe Sandra an der Hoffmannstraße Rat geholt. Die gute Frau hat mir zwei interessasnte Bücher über Satanismus gegeben, konnte mir aber auch nicht weiter helfen." Schließlich stellte er die Nachforschungen ein: "In die Szene kommt man nicht rein. Und es ist ja auch selbst undercover ziemlich gefährlich, weil die so rigoros sind. Hinterher schlitzen's dich auch noch auf!" Elisabeth Höfl-Hielscher. |
Geile Idee aus Osnabrück. frarun0020010712dx6r002st Von Thomas Stillbauer (Frankfurt/M.). 306 Words 27 June 2001 Frankfurter Rundschau German (c) Copyright Frankfurter Rundschau 2001 |
R 3-24HM Im Niedersächsischen stellt die evangelische Kirche das Klonen zur Diskussion |
Arnold Schwarzenegger würde es tun, wenn es schnell ginge, aber 53 Jahre warten wollte er nicht, dann wäre "die Sache für mich uninteressant". Der 84-jährige Australier Frank Hansford-Miller würde es auch tun - er freut sich "nicht nur auf einen Sohn, sondern auch auf Enkelkinder". Aber: Wie steht's mit dem herkömmlich Sterblichen aus deutschen Landen? "Würden Sie sich klonen lassen?", fragt der evangelisch-lutherische Kirchensprengel Osnabrück seit Montag auf seiner Internetseite ( http://www.kirche-osnabrueck.de/). Und - würden sie? Aber ja. "Geile Idee", findet Bennio: "Den anderen würde ich in die Schule schicken, und ich bleibe zu Hause. Der muss also alles machen, was ich nicht mag." Andererseits: "Nein, die Würde des Menschen ist unantastbar", warnt Wilfried: "Es ist schon eine irrsinnige Idee, Menschen vervielfältigen zu wollen." Er vermutet aber, dass "schon lange dergleichen praktiziert wird". Auch Forumteilnehmerin Ute lehnt ab. Sie hält es erstens für ausgeschlossen, zwei Menschen völlig identisch zu machen, "und zweitens wünsche ich neuen Menschen auch neue Eltern". "Es ist schon ein bisschen experimentell", räumt Pastor Karl Asbrock ein, der das Internet-Angebot des Kirchensprengels betreut: Schon möglich, dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, wenn ausgerechnet die Kirche sowas fragt. "Aber ich finde, dass darüber bei uns in letzter Zeit sehr ernst diskutiert wurde", urteilt Asbrock. Zum Ausgleich soll das Diskussionsforum jungen Leuten Gelegenheit geben, die Frage locker zu erörtern. Am Dienstag stagnierte die Zahl der Beiträge allerdings bei drei. Aber das wird garantiert noch mehr, versichert der Pastor nach den Erfahrungen mit anderen Themen ("Auferstanden von den Toten", "Kirche und Geld"). Da griff Bytes-und Bibel-Fachmann Asbrock übrigens schon mal korrigierend in die Diskussion ein: "Es hat Leute gegeben, die da ihren Satanismus verbreiten wollten." |
"Das Kreuz ignorieren wir einfach". taz0000020010715dx6g00gdx Von TOBIAS BÜSCHER. 1672 Words 16 June 2001 taz - die tageszeitung German (c) 2001 taz, die tageszeitung |
"Das Kreuz ignorieren wir einfach" Interview mit einer galicischen Hexe (Meiga) über Kunden, Kulte, Kirche, Keltentum. Meigas gibt es nur in Galicien, nirgendwo sonst in Spanien. Sie haben den Sprung ins Wassermannzeitalter lässig geschafft und sind gefragt wie eh und je |
Interview TOBIAS BÜSCHER Tobias Büscher: Was ist eine Meiga? Rosa: Laut Definition eine Magierin, frei definiert eine weise Frau, die berät und hilft. Also keine Hexe? Nicht im herkömmlichen Sinne. Eine Meiga bezieht sich ausschließlich auf keltische Magie, sie hilft mit Unterstützung der vier Elemente Wasser, Feuer, Luft und Erde. Eine Hexe dagegen wird mit dem Teufel, mit Satanismus in Verbindung gebracht. Wir überlassen die Definition in Galicien aber nicht der Kirche. Wir sind keltische Hexen, die das Gute wollen. Seit wann sind Sie Meiga? So etwas hat man schon von Geburt an, aber dazu kommt die Auseinandersetzung mit den alten Kulturen und mit dem Hier und Heute. Ich habe Intuitionen wie ein Geiger das Gespür für Musik, wenn Sie so wollen. Daneben habe ich aber auch meine "Hexenmeisterin" gehabt, die mich einwies. Innerhalb Ihrer Familie? Es war eine Frau aus unserem Dorf bei Vigo. Als ich sieben Jahre alt war, habe ich sie oft besucht. Im Dorf war sie verpönt; nicht etwa weil sie Meiga war, das war schon immer sehr angesehen. Man mochte sie nicht, weil ein verheirateter Mann sie besuchte. Sie hatte einen großen Raum, in dem ich mich immer hinter einem Vorhang versteckt habe, während sie ihre magischen Sitzungen hielt. Niemand außer ihr wusste, das ich da war. Und ich hörte zu, hörte zu, hörte zu. Ich liebte diese Sitzungen über alles, wie sie mit den Leuten sprach, wie sie ihnen Ratschläge gab. Ich lernte von ihr über Jahre hinweg in meinem Versteck. Seit wann beraten Sie selbst? Seit 25 Jahren. Wer sind Ihre Klienten? Früher waren es mehr die einfachen Leute. Heute kommen auch Manager, Ärzte, Schauspieler. Kommen VIPs? Ja, sicher. Wer zum Beispiel? Viele. Namen darf ich nicht nennen, auch Meigas haben eine Schweigepflicht. Aber ich mag sie nicht besonders, vor allem die Schauspieler nicht. Im Grunde sind sie sehr langweilig, die Berühmten, sie haben Manien und sind entsetzlich unsicher. Einfache Leute sind da viel echter, viel interessanter. Was kostet eine Beratung? 7.000 Peseten [ca. 90 Mark]. Was passiert während einer Sitzung? Der Klient schweigt, ich rede. Natürlich sprechen wir auch, aber erst, nachdem ich die Diagnose gemacht habe. Der Klient sagt nichts außer seinem Namen? Seinen Namen und sein Sternzeichen. Und dann rede ich über sein Leben. Wie das, wenn Sie ihn nicht kennen? Ich kenne ihn, obwohl ich ihn gerade zum ersten Mal gesehen habe. Ich sehe sein Leben. Das ist Intuition und schwer zu beschreiben. Ich erzähle, was ihn bedrückt. Manchmal arbeite ich mit Karten, dann wieder nicht. Ich vertue mich selten. Sie erkennen Details aus seinem Leben? Ja. Geben Sie mir ein Beispiel. Also, ich sehe, ob er Arbeit hat oder nicht, wie sein Liebesleben ist, ob er finanzielle Probleme hat, wie viele Kinder er hat ... Sie wissen, wie viele Kinder er hat? Ja, das ist relativ einfach. Viel schwieriger ist es, Dinge hervorzubringen, die er selbst nicht weiß oder verdrängt. Vor kurzem hatte ich einen Homosexuellen in meiner Beratung, der es sich nie eingestanden hat. Ich sagte: "Du fühlst dich von Männern angezogen", und er protestierte, er sei doch keine Schwuchtel. Ich sagte, er verleugne sich, und langsam, nach mehreren Sitzungen, gestand er sich selbst ein, homosexuell zu sein. Haben Sie Macht? Nein, Qualitäten. Ich sitze also vor einer Frau, die mehr von mir weiß, als dass ich Journalist aus Deutschland bin? Nein. Noch nicht, weil dies ja ein Interview ist. Ich habe mich nicht auf eine Beratung eingestellt. In einer Beratung könnten Sie mir sagen, ob es meiner Großmutter bald besser gehen wird? [Sie lebt nicht mehr.] Darauf lasse ich mich nicht ein. Dann komme ich morgen zur Beratung? Ich bin für die nächsten Wochen völlig ausgebucht, mein Junge, ich mache zehn Sitzungen am Tag, von morgens um neun bis in die Nacht. Sie müssten in vier Wochen kommen. Schade, da bin ich nicht mehr in Galicien. Haben Sie noch eine andere Berufsausbildung als die zur Meiga? Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und wollte Unternehmerin werden. Als Meiga wollte ich verdeckt arbeiten. Noch vor 27 Jahren, unter der Diktatur Francos, war dies verboten, es wurde scharf verfolgt. Als Franco 1975 starb, hat sich vieles verändert, auch für die Magier und Hexen Spaniens. Hexerei ist heute gesetzlich erlaubt? Aber nein, noch immer wird Hexerei offiziell strafrechtlich verfolgt, aber das ist nicht mehr als eine Anekdote. Man hat nur bislang vergessen, den entsprechenden Paragrafen aus dem Strafgesetzbuch zu entfernen. Niemand käme heute auf die Idee, einer Meiga die Ausübung ihrer Tätigkeit zu verbieten. Haben Sie beim Studium die Prüfungsfragen vorhergesehen? Schon vorher. Beim Abitur habe ich meinen Mitschülern vorhergesagt, welcher Übersetzungstext aus dem Französischen drankommen würde. Wir haben alle glänzend abgeschlossen. Aber das geht nicht immer, auch ich musste lernen, leider, ob in der Schule oder an der Universität. Ich bin ja keine Göttin. Wer ist für einen Galicier attraktiver, ein Pfarrer oder eine Hexe? Eine Hexe, mit Abstand. Wie ist denn Ihr Verhältnis zur Kirche? Das ist eine lange Geschichte. Erst waren wir, dann kam die Kirche. Denken Sie nur an die Wegkreuze, die cruceiros. Zuerst war da der Stein der Meigas, dort haben wir uns versammelt, unsere Kulte gelebt. Dann kam die katholische Kirche und hat auf die Steine Granitkreuze gesetzt. Glauben Sie, das stört uns? Wir treffen uns noch immer an den Steinen, das Kreuz ignorieren wir einfach. Gehen Sie in die Kirche? Nein, um Gottes willen, nie, es sei denn, ein Freund heiratet ... Sind Sie verheiratet? Nein!! (lacht) War je ein Pfarrer bei Ihnen in der Sprechstunde? Mehr als einer. Sie haben immer dasselbe Problem. Sie wollen eben selber auch heiraten, das Zölibat lässt es nicht zu. Sie wollen gute Pfarrer sein, leiden aber gleichzeitig sehr. Kommen mehr Frauen als Männer zu Ihnen? Ja, aber von zehn Besprechungen sind häufig zwei der Klienten Männer. Ist ihre Arbeit mit Männern leichter oder schwerer als die mit Frauen? Schwerer, viel schwerer. Frauen haben in der Regel eine gewisse Erfahrung, eine gewisse Sensibilität. Männer muss man vor allem zu Beginn erst wirklich überzeugen. Mit Männern muss man viel Geduld haben. Was ist das größte Problem der Menschen, die zu Ihnen kommen? Die Einsamkeit. In welchem Zusammenhang auch immer, es geht um Einsamkeit. Die Menschen sind sehr einsam. Kommen Leute mit sexuellen Problemen? Nein, nicht so sehr deshalb, es geht vielleicht auch darum, aber sie kommen doch vor allem wegen Liebeskummer. Bitten die Leute Sie manchmal um Dinge, die Sie nicht erfüllen können? Sie bitten mich um Dinge, die ich nicht erfüllen darf, wie zum Beispiel, ihre Ehefrau zu töten ... Erst heute morgen hat wieder so ein Mann angerufen. Meiner Sekretärin habe ich gesagt: Stell mir diesen Typen nicht durch. Er hat schon mehrmals angerufen, weil er mir Unsummen anbieten will, um seine Frau zu töten. Rosa, hat er gesagt, Sie müssen mir helfen, ich halte diese Frau nicht mehr aus. Haben Sie häufig mit Psychopathen zu tun? Häufig, sehr häufig. Ich habe schon oft Klienten sofort in die Psychiatrie geschickt, in 25 Jahren erlebt man die unglaublichsten Sachen. Das ist nicht mein Aufgabengebiet. Ich heile weder Schizophrenie noch Lungenkrebs, dafür sind Ärzte da. Ich heile Kopfschmerzen, wenn sie psychologisch bedingt sind, so etwas schon. Ich habe auch schon viele Ehen gerettet. Ich gebe zum Beispiel galicischen Emigranten nach ihrer Rückkehr auch Anlagetipps für ihr Geld, wenn ich sehe, dass das nötig ist. Warum soll ich mein Wissen aus dem Studium nicht einbeziehn? Sie sind also Psychologin und Anlageberaterin in einem? Nein, ich bin Meiga. Gibt es viele Scharlatane unter den galicischen Meigas? Das will ich nicht hoffen. Warum gibt es so viele Meigas in Vigo und Ourense, aber keine in Frankfurt und Berlin? Weil Galicien ein magisches Land ist, ein abgeschiedenes. Kulte gibt es überall, in Afrika, in Lateinamerika, auch in Deutschland, Kartenleser, Schamanen, Hexen und, und, und. Es gibt viele verschiedene religiöse Strömungen, Philosophien. Aber Meigas gibt es nur in Galicien, nicht einmal irgendwo sonst in Spanien gibt es sie. Auch der Begriff "Meiga" ist einzigartig. Wir haben hier eine lange keltische Tradition. Nun gut, Kelten gab es auch andernorts, aber hier hat es sich auf besondere Weise ausgebildet. Galicien war immer eine schwer erreichbare, abgeschiedene Gegend. Dadurch konnten sich keltische Bräuche länger konservieren. Eine Meiga ist 100-prozentig keltisch, ohne Einflüsse. Deshalb kamen auch galicische Emigranten, die in Deutschland gelebt haben, im Heimaturlaub häufig zu mir. Es ist die Arbeit mit der Natur, mit den Elementen, der Glaube an Freiheit. Nur eines haben wir nicht übernommen. Die keltischen Magier haben sehr viel Goldschmuck getragen. Das finde ich theatralisch. Sie sind im galicischen Fernsehen aufgetreten. In der Keltenzeit gab es keine Fernseher. Ja, und ich fahre auch ein Automobil. Wir haben uns immer auch der Zeit angepasst und mit den Phänomenen der Zeit gelebt. Früher sind uns die Leute an Infektionen gestorben, weil es kein Penizillin gab. Wir haben uns im Laufe der Zeit auch emanzipiert. Die Meiga ist die weibliche Figur des Druiden. Was erzählen Sie den Galiciern denn während eines Auftritts im Fernsehen? Rezepte, magische Rezepte vor allem, das kommt sehr gut an, das macht viel Spaß, wie man den bösen Blick mit Holz von der Eiche heilt, wie man Kräuter mischt, um Spannungen in der Ehe zu verhindern, dass Zimt zu essen ganz wichtig ist für die Harmonie eines Paares, solche Dinge, alte Traditionen, die die Leute nicht mehr kennen. Haben Sie ein Rezept für unsere taz-Leser? Sicher (lacht). Ein ganz altes: Damit ein Haus Glück bringt, benötigen Sie eine Mistel, die Sie in einem Tontopf verbrennen, etwas Veilchenessenz - das bekommt man in vielen Naturläden -, und wenn es brennt, gibt man noch etwas Weihrauch hinzu. Das wird mit einem Löffel umgerührt, und dann geht man mit dem Gefäß langsam durch das ganze Haus oder die Wohnung und verteilt den Rauch. Das bringt viel Harmonie, Kraft und Glück. |
Hohe Strafen im Prozess um Satanskult. neuzz00020010716dx5j009rv 582 Words 19 May 2001 Neue Zürcher Zeitung German (c) 2001 |
Zwei Männer vom Bezirksgericht Unterrheintal verurteilt brh. Widnau, 18. Mai |
Zwei junge Männer, ehemalige Freunde, beide früher intensiv praktizierende Satanisten, beide auch mit einer schweren Persönlichkeitsstörung, sind am Freitag vom Bezirksgericht Unterrheintal zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt worden: der eine wegen Anstiftung zum Mord an seiner eigenen Mutter zu 14 Jahren Zuchthaus, der andere wegen Mordes zu 10 Jahren Zuchthaus. Beide Täter müssen sich ausserdem einer ambulanten Therapie unterziehen, dies unter anderem auch, um die Rückfallgefahr zu verringern. Der Mörder befindet sich seit zweieinhalb Jahren im vorzeitigen Strafvollzug, der Anstifter war bis zur Verhandlung noch auf freiem Fuss gewesen. Eine grauenhafte Mordgeschichte Die Bezirksrichter folgten mit ihrem Urteil grundsätzlich den Anträgen der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen. Die Staatsanwältin hatte in der Anklageschrift zunächst 15 Jahre Zuchthaus für beide Täter gefordert, senkte dann aber in der Hauptverhandlung vom Donnerstag die beantragte Strafe für den geständigen Mörder auf 11 Jahre Zuchthaus. Hintergrund dieses Urteils ist einerseits eine grauenhafte Mordgeschichte, die sich 1998 in Balgach ereignet hatte, andererseits geht es auch um Familientragödien, menschliche Schicksale, tiefste seelische Abgründe und Verirrungen. Unfassbares Leid musste das Opfer erleben, eine Mutter, deren Ermordung ihr einziger Sohn in Auftrag gegeben hatte und die vom damaligen Freund des Sohnes kaltblütig in ihrem eigenen Haus mit 25 Messerstichen niedergemetzelt wurde. Nur durch Zufall war dem Ehemann ein ähnliches Schicksal erspart geblieben: Er kam später als erwartet nach Hause, und zu diesem Zeitpunkt hatte der junge Täter in panischem Schrecken über das von ihm angerichtete Blutbad das Haus bereits verlassen. Der Ehemann der Ermordeten und Vater des Anstifters sass am Donnerstag in der Gerichtsverhandlung in Widnau und musste anhören, wie sein einziger Sohn schwer belastet wurde und nach Auffassung der Staatsanwältin auch seinen eigenen Tod in Auftrag gegeben hatte. Dieser Sohn und Mitangeklagte wollte von einer Anstiftung zum Mord an den Eltern jedoch nichts wissen, wies jede Schuld von sich - während der gesamten Untersuchung und auch vor Gericht. Sein Verteidiger machte geltend, es gebe keinerlei Beweise oder Indizien für eine derartige Anstiftung, möglicherweise sei der Mörder einer Fehlinterpretation erlegen. Die ganze Geschichte mit der Anstiftung, so der Verteidiger, beruhe auf den Aussagen des geständigen Mörders, und diese Aussagen seien widersprüchlich und nicht glaubhaft. Blinde Unterwerfung, blinder Gehorsam Dieser Meinung mochte niemand folgen: weder die Staatsanwaltschaft noch der Verteidiger des Mörders, noch der Psychiater Christian Scharfetter, der als Experte vor Gericht auftrat, und schliesslich auch nicht die Bezirksrichter, welche befanden, die Aussagen des Mörders seien glaubwürdig und würden durch Indizien gestützt. Dabei konnte sich das Gericht auch auf die Einschätzung des psychiatrischen Experten berufen. Scharfetter, emeritierter Professor an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, bestätigte an der Verhandlung, dass der junge Mörder seinem älteren Freund und Lehrmeister im Satanismus hörig und geistig klar unterlegen gewesen sei, dass er sich jenem blind unterworfen und absoluten Gehorsam gelobt habe, Letzteres in einem Teufelspakt, in einem Wald und mit eigenem Blut unterschrieben. Das Gericht sah bei beiden Männern eine verminderte Zurechnungsfähigkeit, beim Mörder eine etwas höhere als beim Anstifter. Die beiden Täter reagierten ganz unterschiedlich auf die massiven Anschuldigungen. Der 26-jährige Mörder, der von Anfang an geständig war, zu Beginn der Untersuchung auch die ganze Schuld auf sich nehmen wollte, um den Freund zu schonen, äusserte vor den Bezirksrichtern in Widnau mehrmals sein Entsetzen und Bedauern über das von ihm angerichtete Unheil. Anders der 28-jährige Anstifter, der auch im Schlusswort jegliche Schuld von sich wies und seinem einstigen Freund und hörigen Schüler vorwarf, sein Leben zur Hölle gemacht zu haben. |
Satanskult und Mord im Unterrheintal. neuzz00020010716dx5h009cm 751 Words 17 May 2001 Neue Zürcher Zeitung German (c) 2001 |
Zwei Angeschuldigte stehen im Kanton St. Gallen vor Gericht brh. Widnau, 16. Mai |
«Satanskult, das ist Teufelswerk durch Menschenhand», schreibt Christian Scharfetter, emeritierter Professor an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, in einem wissenschaftlichen Aufsatz über Opfer des Satanskultes. Scharfetter ist am Donnerstag aufgeboten, als Experte in einem Mordprozess im St. Galler Unterrheintal auszusagen. Vor den Schranken des Bezirksgerichts stehen in Widnau zwei junge Männer, der eine angeklagt des Mordes, der andere der Anstiftung zum Mord; dies neben anderen Delikten wie Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht; der geständige Mörder ausserdem der mehrfachen Störung der Glaubens-und Kultusfreiheit sowie der mehrfachen Störung des Totenfriedens. Lebensrettende Verspätung Im Vordergrund dieses zweitägigen Prozesses steht ein Mord mit offenbar satanistischem Hintergrund. Der heute 26-jährige geständige Mörder, der sich seit zweieinhalb Jahren im vorzeitigen Strafvollzug befindet, hatte im August 1998 die Mutter seines besten Freundes mit rund 25 Stichverletzungen getötet. Die Frau hatte den Kollegen ihres Sohnes, den sie gut kannte, gutgläubig in ihr Haus in Balgach gelassen, weil er vorgegeben hatte, telefonieren zu wollen. Kaum im Hause, griff der junge Mann die Frau mit einem Messer an. Vergeblich versuchte sie sich zu wehren, wie Stichwunden an Armen und Händen zeigten. Der Täter sagte später in der Untersuchung aus, dass er laut seinem Auftrag eigentlich auch den Vater des Freundes hätte töten müssen. Doch jener war später als erwartet nach Hause gekommen. Er fand seine Ehefrau tot in der Badewanne. Hatte der geständige Mörder in den ersten Einvernahmen zunächst angegeben, aus eigener Initiative und aus Hass gegen die Frau gehandelt zu haben, so rückte er im Laufe der Untersuchung mit einem satanistischen Auftrag heraus. Laut Anklageschrift hatte der Täter, ein in der Ostschweiz aufgewachsener italienischer Staatsangehöriger, mit 18 Jahren angefangen, Black-Metal-Musik zu hören und sich mit Satanismus und Okkultismus zu befassen. Im Herbst 1997 wurde er schliesslich satanistischer Schüler des einzigen Sohnes seines späteren Mordopfers. Jener wird nun der Anstiftung zum Mord an seiner eigenen Mutter angeklagt, wobei er diesen Tatbeitrag energisch bestreitet. Der 28-jährige Schweizer hatte sich ebenfalls seit Jahren ausgiebig mit Satanskulten befasst und in diesem Zusammenhang auch Kontakt zu Carl Friedrich Frey alias Akron aufgenommen, einem umstrittenen «Magier» aus St. Gallen. Bei beiden Angeschuldigten wurden im Laufe der Untersuchung zahlreiche Bücher über Satanskult und entsprechende Kultgegenstände beschlagnahmt, bei beiden Stichwaffen und beim geständigen Mörder ausserdem eine Kalaschnikow. Die Anklage geht davon aus, dass der Italiener seinem Schweizer Freund unterlegen und ihm vollständig hörig war. In einem schriftlich festgehaltenen, den Untersuchungsbehörden vorliegenden Pakt von August 1998 verpflichtete sich der junge Mann, alle Befehle seines «Vaters Satanas» sofort auszuführen, seinen eigenen Willen aufzugeben und bedingungslos gehorsam zu sein. Derartige Anweisungen Satans, so sagte der Täter in der Untersuchung aus, seien ihm von seinem Freund und Lehrmeister übermittelt worden. Das Begehen einer «krassen Tat» habe zur Lernphase gehört; er habe den Auftrag erhalten, die Eltern seines Freundes umzubringen. Der Freund habe Vater und Mutter als lästig empfunden, es sei häufig zum Streit gekommen, und er habe die Eltern beerben wollen. Der 28-jährige Schweizer und satanistische Lehrmeister war laut der Anklageschrift der Verfasser des Paktes. Er bestreitet jedoch vehement, seinem jüngeren Freund einen Auftrag zur Tötung der Eltern gegeben zu haben, und verlangt Freispruch in diesem Anklagepunkt. Er befindet sich im Gegensatz zum geständigen Mörder nach 95 Tagen Untersuchungshaft längst wieder auf freiem Fuss. Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen verlangt für beide Angeschuldigten eine Zuchthausstrafe von 15 Jahren, verbunden mit einer ambulanten psychiatrischen Therapie und mit Schutzaufsicht. Beiden Männern wirft die Staatsanwaltschaft ausserdem vor, im Juli 1998 einen Sprengstoffanschlag auf das Auto eines gemeinsamen Kollegen verübt zu haben. Bei diesem Anschlag war geringer Sachschaden entstanden. Der 26-jährige Täter wird zudem beschuldigt, zusammen mit Kollegen aus einem Satanisten-Zirkel während mehrerer Jahre im Rheintal Friedhöfe geschändet und Wegkreuze beschädigt zu haben. Sadistische Gegenkultur Der Satanskult, so schreibt Scharfetter in seinem wissenschaftlichen Aufsatz, verehre den Teufel und seine (bösen) Dämonen. Die Satanskirche sei eine Gegenreligion zum Christentum und seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts bekannt. Andererseits gebe es auch Berichte über «Teen Satanism», eine Art Gegenkultur Adoleszenter in den USA, die einen Kraftrausch von Aggression und sadistischer Sexualität feiere. Diese Gegenkultur, so Scharfetter, verbinde sich mit dem Okkultismus und werde in Gruppenritualen ausgelebt. Zur Glaubwürdigkeit von Berichten über grauenhafte satanistische Rituale schreibt der Psychiater: «Menschen haben seit je anderen Menschen so schreckliches Leid zugefügt, wie es keine Phantasie erfinden kann, wie es uneinfühlbar erscheint - und sie tun es weiter. Diese Horrorgeschichten sind leider menschenmöglich.» |
Die hohe Schule des reinen Nihilismus. dstan00020010711dx2c008ge 713 Words 12 February 2001 Der Standard German (c) 2001 |
Erschienen:12.02.2001 AN:bel MA:STSTART Info: XX: DA:0MO:0RR:0S1:0RN:0SS:0C:0 Mg:0 Y:0 K:0 Objekt: Mutation: |
ART:12akt1201w SYSTEM:Artikel paßt Der Welt umstrittenste Popstars im Konzerttest: Eminem und Marilyn Manson US-Rapper Eminem führt mit seinem aktuellen Album "The Marshall Mathers LP" nicht nur seit Wochen die Hitparaden an. Auf seiner laufenden Kurztournee durch Europa sorgte der 24-Jährige aus den Slums von Detroit mit seinen kontroversiellen Texten auch im Rahmen seines Auftrittes in London für dicke Schlagzeilen. Christian Schachinger war vor Ort. Womit kann man heute noch Eltern erschrecken? Immerhin kann es nach gut fünf Jahrzehnten "Subkultur" schon lange nicht mehr darum gehen, den ohnehin wechselhaften gesellschaftlichen "Moden" immer noch neue Tabubrüche abzuringen. Offensiver Drogenkonsum, Männer in Frauenkleidern, Polygamie, im sozialen Umgang der Macht des Wortes grundsätzlich mit der Kraft der Faustwatsche antworten? Langweilig, das hatten wir alles schon! Wie wäre es dann mit Satanismus? Keine Chance! Der sorgt nicht erst seit Marilyn Manson, sondern schon spätestens seit Country-Blues-Urahn Robert Johnson und seinem Song Me And The Devil aus den 30er-Jahren für allerhöchstens nicht gänzlich unbeabsichtigte Entrüstung. Außerdem kann man noch dem allerletzten Teufelsanbeter in einer zeitgenössischen Death-Metal-Band bei aller vollkommenen Bescheuertheit eines nicht vorwerfen. Trotz der hier verbreiteten "Unmoral", eines aus pubertären Allmachtsfantasien ins Erwachsenenalter herübergeretteten Sexismus, Rassismus und ganz allgemeiner Menschenfeindlichkeit wird hier an etwas geglaubt. Wir haben es hier zwar mit verabscheuungswürdigen Individuen zu tun, die in den Medien Stürme der Entrüstung hervorrufen - was zu beweisen war und die Fan-gemeinde freut. Selbst diese Ungustln haben allerdings einen Glauben - und sei es nur jener, ein noch schlechterer Mensch werden zu können. Kunst als Skandal Auch der 24-jährige US-Rapper Eminem weiß, dass man mit derlei schockierenden Praktiken bei einer nach Randale und Revolte schreienden Kundschaft punkten kann. So sorgte der derzeit neben Marilyn Manson skandalträchtigste und zugleich kommerziell erfolgreichste Popmusiker des Universums schon im Vorfeld seiner gerade laufenden Europa-Kurztournee für heftiges Rauschen im Blätterwald. Homophobe Äußerungen, ein ihm ins Haus stehender Prozess wegen Morddrohung, die Millionenklage seiner Mutter wegen Verleumdung, ein seinen Songtexten zur Last gelegter Schülerselbstmord in den USA, sie brachten nun auch bei seinem seit Wochen ausverkauften Konzert in der Londoner Arena Schlagzeilen in der britischen Presse. Deshalb kommt der White-Trash-Abkömmling aus den Slums von Detroit hier nicht nur stilgerecht als Abschaum der westlichen Zivilisation auf die Bühne: Zu Bombenknall und haushohen Stichflammen erscheint Eminem mit Eishockey-Maske und einer röhrenden Kettensäge und legt die Latte gleich zu Beginn sehr hoch: "I'll kill you all!" Eminem hält sich dann aber nicht nur mit plakativer Unbotmäßigkeit wie Hass und Gewalt auf. Er geht noch einen Schritt weiter. Viel härter, unerbittlicher und in der kollektiven Erinnerung länger verankert bleibend erweist sich eine von ihm aus der Popgeschichte zur Meisterschaft gebrachte Technik, wie man sie in dieser Konsequenz zuletzt bei den Punkern Sex Pistols beobachten konnte: die hohe Schule des Scheißdrauf. Nix mit Visionen. Eminem begeht einen noch viel größeren Tabubruch, der in der verbindlichen Welt der heutigen Popmusik einschlägt wie die sprichwörtliche Bombe. Hier heißt es immer wieder vehement und aggressiv: Egal, mit was mir diese und alle Welten kommen, ich bin nicht einmal dagegen! Die Sex Pistols geiferten: "I don't care!" Eminem quengelt mit Mickey-Maus-Stimme: "I don't give a fuck!" Wer niemals geglaubt hat, eine Chance zu haben, der braucht sie auch nicht zu nützen. Nihilismus als zeitlose Provokation, als Absage an die Generation der Altvorderen. Das wirkt. Das Publikum tobt vor Begeisterung. Ja, bitte, für was zieht man denn pädagogisch-wertvoll Kinder groß, wenn diese einem dann ohnehin nur den Mittelfinger entgegenrecken?! Genau darum, dass aus ihnen später auch einmal in aller Ruhe und mit erziehungsbedingten Dachschäden gesegnete Arterhalter werden können. Wer das nicht begreifen will, kann von Popmusik nichts verstehen. Ist das alles ernst gemeint? Ein kluger Mann hat einmal behauptet, dass es in der Kunst keine Enttäuschung geben könne. Weil die Täuschung von Anfang an inbegriffen sei. Wer bei Eminem genau hinhört, wird dem zustimmen. Am Ende löscht sich die Kunstfigur Eminem auf einem elektrischen Stuhl thronend selbst aus: "In jedem von euch steckt so einer wie ich." Das ist keine Drohung. Oder doch? |
Gedämpfter Satanismus. neuzz00020010714dx2a005f4 497 Words 10 February 2001 Neue Zürcher Zeitung German (c) 2001 |
Marilyn Manson im Hallenstadion Seit langem eilt ihm ein schlechter Ruf voraus und schlimmes Gerücht: Hat seine Musik zu Untaten motiviert, zu Gewalt, zu Mord, zu Sodomie und Blasphemie? - Und vor wenigen Tagen dann eine Meldung aus Italien: Zwanzig römische Carabinieri arretierten den singenden Leibhaftigen, weil er zu viel Haut gezeigt habe dem katholischen Publikum. - Teils durch gezielte Provokation und geschickte Publicity, teils durch naive und dumme Überreaktionen wurde auch hierzulande das Interesse an Düsternis und Unmoral geweckt, dementsprechend gespannt war am Donnerstagabend im ausverkauften Hallenstadion das Warten auf die vorläufig letzte rockende Satan-Inkarnation. |
Und schauerlich schön war der Beginn: Während die Lichter noch brannten, hob auf der Bühne, hinter einem riesigen, weissen Tuch, betäubendes Kreischen und Röcheln an. So wie das Licht im ersten Donnern der Trommeln und Bässe erstarb, zeigte sich auf jener weissen Projektionsfläche schattenhaft die Silhouette eines riesigen Vampirs, die sich, als das Tuch dann fiel, blitzschnell bündelte in der androgynen, aufgeschossenen Gestalt Marilyn Mansons: sein Haar lang und schwarz; das Gesicht ein Schminke-Spiel von Hell und Dunkel; der dünne, geschmeidige Oberkörper zuerst in schwarzem Leder, später nackt; die Beine in netzartigen Strapsen. - Wo nur steckt in Mansons drahtigem Körper der Born seines schier unversiegbaren Zorns, mochte man sich fragen. In den Abgründen seiner bösen Seele vielleicht? Während nun die Musikerkollegen erst mal richtig loslegten und ihren Hardrock durch die Halle tosen liessen, wand und krümmte sich Manson vor Ärger und Wut, brüllte, kreischte, keuchte. Von Anfang an wurde Energie mit Volldampf und in voller Lautstärke ins Publikum gepumpt, und doch liess sich dieses nicht recht mitreissen. Die Vorfreude war mythisch gewesen, hier nun kochte einer mit den üblichen Ingredienzen des musikalischen Genres. Nicht mal schlecht: Die Band, gut eingespielt, bewegte sich agil zwischen schwerem Shuffle, harten, geraden Beats und überdrehtem, motorischem Industrial-Stakkato, fähig zu raschen Rhythmuswechseln ebenso wie zu dynamischen Kurven. Die Effekte auf ein Minimum reduziert, generierten die Musiker ein Maximum an Kraft und brachialer Wucht. Dass trotzdem kaum getanzt oder gehüpft wurde, lag wohl an all den optischen Reizen, die die Aufmerksamkeit absorbierten: Die Licht-Batterien blendeten und blitzten vielfarbig über die Augen hin, und die theatralische Show des Stars fesselte den Geist. Manson versuchte zunächst, das zurückhaltende Publikum zu animieren, indem er es direkt ansprach, anschrie: «Zurich motherfucker», oder: «Fight, fight, fight!» - Vergebens. Deshalb beschränkte er sich später darauf, sein Programm pflichtschuldig abzuspulen. Mal stolzierte er auf Stelzen, mal liess er sich von einer schmalen, drapierten Hebebühne in den Himmel des Hallenstadions tragen, wo er im Kreuzfeuer der Scheinwerfer predigte wie ein fanatischer Sektierer. Später verkleidete er sich in einen Bischof in schwerem goldenem Ornat. Schliesslich in eine Art «Führer», der seine bösen Provokationen brüllte. Solches Brimborium mochte unterhalten, irgendwie fehlte es aber an Dramaturgie. Die Show kulminierte darin, dass Manson, eine alte Rock'n'Roll-Tradition beschwörend, mit dem Mikrophonständer auf die Fliesen drosch. - Dann war nach knapp eineinhalb Stunden plötzlich Schluss. Das Publikum verlangte keine Zugabe. Ueli Bernays Zürich, Hallenstadion, 8. Februar. |
Aus dem Gruselkabinett der Postmoderne". baslrz0020010710dx2a00e0u 570 Words 10 February 2001 Basler Zeitung German (c) 2001 Basler Zeitung |
Den Feiglingen aber und den Ungläubigen und Befleckten und Mördern und Unzüchtigen und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil in dem See, der von Feuer und Schwefel brennt, und dies ist der zweite Tod" (Offenbarung 21, 8). Es scheint, als versuche der 32-jährige Marilyn Manson (siehe auch BaZ vom 7. Februar) die Johannes-Apokalypse nicht nur zu vertonen, sondern auch zu verkörpern. Manson öffnet so ziemlich jede Schreckensschublade des Rock 'n' Roll: Satanismus, Androgynität, Alchemie, Sex, Gewalt, Tod. Hardrock, versehen mit selbstgebastelten okkulten Symbolen. Und das Erstaunliche dabei ist, dass ihm zurzeit die Sonne lacht, nein, seine schwarze Sonne grinst hämisch von einem schwarzen Himmel voller schwarzer Regenbogen. Eine Ästhetik wie aus "Silence of the Lambs", eine Kreuzung von Alice Cooper, Kiss, frühem Ozzy Osborne und Gothic-Accessoires, alles frisch angeliefert vom bleichen Leichenbeschauer aus dem Tal des Todes. |
Halb Europa lacht über diesen Geschmack, und die andere Hälfte stürzt sich auf MM in der Hoffnung auf eine Bühnensensation, auf ein Erlebnis. Satanisch war am Donnerstagabend im gut gefüllten Hallenstadion vor allem die Lautstärke. Aber die passte zur Musik: ein ohrenbetäubendes Dröhnen, schnell, hart, verzerrt, eine zu Musik gewordene Dampfwalze, in deren Getöse dann und wann sogar ein differenziertes Lied auszumachen war ("The Fight Song", "In The Shadow of The Valley of Death", "The Nobodies", "President Dead", "Disposable Teens" und das Eurythmics-Stück "Sweet Dreams"). Die Musik ein Mus aus perkussivem Bass, kreischenden Gitarren, heiserem Schreien und dumpfem Getrommel, alles zugepflastert, brachial. Vor einem Vierteljahrhundert wäre dies durchaus frisch gewesen. Jedoch: Sind die Klänge bei diesem Schauspiel ohnehin nicht bloss Staffage für die übrigen Elemente der Darbietung? Bewegungen, Posen: Marilyn Manson windet und verrenkt sich auf der Bühne und bietet den Blicken den mageren, langen Körper. Bäuchlings auf den Brettern mimt er mit dem Becken Liegestütze. Die Arme in die Luft gereckt, fordert er das junge Publikum zu Handzeichen auf. M.W. Gacy biegt sein auf eine Feder geschraubtes Keyboard vor und zurück und sich ebenfalls, als wäre er ein rastloser Verdammter. Gitarrist John 5 rennt im Kreis und greift den Weltrekord im Dauerkopfschütteln an. Dito der Bassist Twiggy Ramirez. Einzig Ginger Fish ist hinter dem Schlagzeug festgenagelt. Festgenagelt, an einem Kreuz, ist auch ein an die Bühnenrückwand projizierter Fötus. Heisst: Wir sind hilflos in dieser bösen Welt. Bald prangt auch vor blutrotem Hintergrund ein Kreuz aus einem Gewehr und zwei Pistolen. Heisst: Fuck violence. Fuck America: Auf die Wand wird ein angesengtes Sternenbanner geworfen. Textilien? Sie waren wenig gefragt: Beim zweiten Stück zeigt MM bereits viel Haut, Sado-Maso-Bekleidung verhüllt gerade noch den Unterleib. Könnte er sich noch steigern, nackter werden? MM mit päpstlicher Mitra, mit Nazi-Mütze auf blutroter Kanzel vor ebensolchem Hintergrund (siehe oben), im Pelzmantel, gefangen in meterhohem dunklem kegelförmigem Wickelrock, eine Hinterbacke, schliesslich zwei, MM in Straps-ähnlicher Beinkleidung, doch die Wurst bleibt verborgen. Alles hochsymbolisch, soll Sinn vorgaukeln. Das Hallenstadion unter Beschuss von Konfettikanone und Dauerstroboskop. Das ganze Arsenal an Rock 'n' Roll-Konzerttechnik prasselt auf einen ein. Der Auftritt wirkt totalitär, die Welt soll plattgewalzt werden. Das Crescendo der Kostüme und Effekte gipfelt nach 90 Minuten in der Textstelle "superstar, superfuck, baby" und in Rückkopplungen auf verlassener Bühne. Die Band drücke Unbehagen aus, Ängste, den amerikanischen Albtraum, liest man. Sie spielt Musik für Dumpfbacken, ist ein Exponat im Gruselkabinett der Postmoderne. Live unterhaltsam und schrill, auf Platte belanglos und generell unsympathisch. Raphael Zehnder ". |
Filmmalerei und Kino-Sprengstoff. diep000020010710dx1p002jb 312 Words 25 January 2001 Die Presse German (c) Die Presse 2001 www.diepresse.at. |
Wilde Themen liefert das Kino diese Woche: Bürgerkrieg, Buddhismus und Berg-Action, Liebe, Satanismus und Videokunst. Vor Altmans Neuem muß man zudem leider warnen. |
Ride With the Devil. Historienmalerei aus Amerika oder: der Alltag des Bürgerkriegs, gesehen von einem Filmemacher aus Taiwan - Ang Lee. Malerische Photographie und fabelhafte Besetzung (Tobey Maguire, Jonathan Rhys Meyers, Jeffrey Wright) können nicht überall über die Schwerfälligkeit und Detailverliebtheit dieser Inszenierung hinwegtäuschen. Daß Ride With the Devil dennoch der beste Film dieser Woche ist, steht auf einem anderen, wichtigeren Blatt. Vertical Limit. Ein haßerfülltes und abenteuerlustiges Sextett in Bergnot: abstruse Action-Kletterei von Regisseur Martin Campbell, der hier offenbar Der weiße Rausch mit Cliffhanger zu verbinden sucht. Schneefrei / Snow Day. Was nicht alles passiert an einem verschneiten Tag in New England: wenig spannender Kinder-, Pubertäts-, Familienfilm. Die Prophezeiung. Der Teufel selbst, so scheint es, interessiert sich für ein kleines Mädchen. Da ist Adoptivmama Kim Basinger vor. Hollywood-Horrorgroteske: Horror freiwillig, Groteske eher nicht. Gripsholm. Eine deutsche Sommergeschichte, nach Tucholsky, mit Heike Makatsch. Ereignisarm, in jeder Hinsicht. Kukai. Ein buddhistisches Historien-Epos aus Japan, von Junya Satoh 1990 gedreht, das 9. Jahrhundert darstellend. Clip Cult. Exploding Cinema (Vol. 1) verkündet der (Fortsetzung verheißende) dynamische Untertitel dieser edlen Kompilation neuer Musik-Clips, die ein risikofreudiger und geschmackssicherer deutscher Verleiher (rapideyemovies) aus den Spezialschienen des Fernsehens nunmehr ins Kino gehoben hat. Der heimische Partner zieht dankenswerterweise mit, so läßt sich hier sehen, was MTV garantiert nur zweimal im Jahr, zwischen drei und fünf Uhr früh vorführt: High-Tech-Clips aus Frankreich, Japan, Amerika und England, Bilderstürmerei zu den Klängen von u. a. Photek, Aphex Twin, Fatboy Slim und Leftfield. Ansehnlich. Dr. T & the Women. Star-Gynäkologe Richard Gere unter lauter luxuriösen Frauen. Und alle sind sie, wie sich das etwas schlichte ältere Herren vorstellen, also: hysterisch, herzig, intrigant und mannstoll. Regie: Robert Altman.St. G. |
Wenn der Teufel wieder Haute Couture trägt. diep000020010710dx1k002ce Von ROBERT BUCHSCHWENTER. 464 Words 20 January 2001 Die Presse German (c) Die Presse 2001 www.diepresse.at. |
Luzifer im Doppelpack: In zwei neuen US-Filmen wird dem Wesen und Wirken des Teufels nachgespürt - mit elegischem Ernst in "Verlorene Seelen", mit närrischer Ausgelassenheit in "Teuflisch". |
Der Teufel hat wieder Konjunktur. Das mag zum einen an den Millenniums-Phantasmen liegen, zum anderen wohl an den tricktechnisch bewerkstelligten Möglichkeiten, dem übernatürlichen Walten des Bösen im Kino neue visuelle Reize abzugewinnen. Umso erstaunlicher, daß Verlorene Seelen sich auf geradezu "klassische" Weise dem Thema Exorzismus zuwendet - und entsprechend dezent in der Wahl seiner Gestaltungsmittel ist. Unheimlich wirkt Verlorene Seelen / Lost Souls zunächst vor allem durch seine atmosphärische Spannung: Kaum merkbare Zeitlupen, leicht überbelichtete Aufnahmen dunkelfarbiger Räume, irritierend abrupte Schnittfolgen verleihen dem Blick auf einen scheinbar friedlichen Alltag bedrohliche Nervosität. Doch schon bald geht Regisseur Janusz Kaminski (vormals Spielbergs Kameramann) in medias res: Assistiert von der blaßgesichtigen Maya (Winona Ryder) versucht der Exorzist Lareaux (John Hurt) einem geistig verwirrten Serienmörder den Dämon auszutreiben. Doch dieser weigert sich, seinen Wirtskörper zu verlassen - und bereitet sich, wie die ehemals selbst vom Teufel besessene Maya aus den Dr.-Mabuse-Kritzeleien des Serienmörders herausliest, auf die endgültige Menschwerdung vor. Durch eine Reihe überraschender, effektvoll inszenierter Schockmomente gelingt es Kaminski, das Interesse am ziemlich geradlinig abgewickelten Plot wachzuhalten. Um den Zuseher das Fürchten vor dem Teufel neu zu lehren, kreist Verlorene Seelen letztlich jedoch mit allzu einfallslosem Ernst um einschlägige Satanismus-Platitüden. Von einer ernsten Abhandlung des Themas weit entfernt ist dagegen Harold Ramis' Neuverfilmung von Stanley Donens Sixties-Teufels-Komödie Bedazzled. Statt in die Körper seiner Opfer zu schlüpfen und von dort aus sein Unwesen zu treiben, eignet sich der König der Finsternis in Teuflisch/Bedazzled das Äußere einer attraktiven jungen Frau (Elizabeth Hurley) an, um den allseits unbeliebten Versager Elliot (Brendan Fraser) mit teuflischem Charme zum Verkauf seiner Seele zu überreden. Die von rasantem Dialogwitz und schelmischer Situationskomik getragenen Unterredungen zwischen Elliot und dem Teufel stehen in (störendem) Gegensatz zu jenen Szenen, in denen es an die teuflisch unvorteilhafte Erfüllung von Elliots sieben Wünschen geht: In karikaturesk überzeichneten Rollen erlebt Elliot den desaströsen Segen grenzenlosen Reichtums als kolumbianischer Drogenbaron, das allzu kurze Glück eines lachhaft sensiblen Liebhabers und etwa den zweifelhaften Ruhm eines erbarmungswürdig einfältigen Spitzensportlers. Mit mäßigem Erfolg versucht Ramis, den weitgehend berechenbaren Witz und das etwas ungeschickte Timing dieser Szenen mit knalligen Spezialeffekten und lustigen Maskeraden aufzuwiegen. Weniger lustig als schick gestaltet sich dagegen Hurleys Maskerade, deren Auftritte als weiblicher Satan eher den Charakter einer Haute-Couture-Show haben. Dabei verläuft die Grenze zwischen Selbstironie und schamloser Schauwert-Ausbeute - ähnlich wie unlängst in der knalligen Action-Komödie 3 Engel für Charlie - zu undeutlich, als daß man dem Film hintergründige Ansprüche unterstellen könnte. Etwas anderes zu sein als ein bloß putzig-oberflächliches Vergnügen, gibt Teuflisch allerdings ohnehin nicht vor. |
Jetzt auch Satan. taz0000020010715dx1h0032d 54 Words 17 January 2001 taz - die tageszeitung German (c) 2001 taz, die tageszeitung |
Jetzt auch Satan Die zur Innenbehörde gehörende "Arbeitsgruppe Scientology" (AGS) erhält neue Kompetenzen und soll die Jugend künftig auch gegen Satanismus und Okkultismus schützen. Dabei gehe es vor allem um Gefahren, "die für Kinder und Jugendliche von neuen religiösen und ideologischen Gemeinschafen und Psychogruppen ausgehen können", heißt es in einem Senatsbeschluss. |
"Sterben ist schön!" spgl000020010806dwci001f8 Von Repke, Irina / Wensierski, Peter. 2166 Words 18 December 2000 Der Spiegel 78 German (c) 2000 Der Spiegel |
Eine Serie von Selbstmorden und Selbstmordversuchen unter Jugendlichen beunruhigt die Bürger im nördlichen Sachsen-Anhalt. Okkultismus, Kontakte in die Gothic-Szene und das Chatten in den dunklen Foren des Internet fördern die Todessehnsucht. Sachsen-Anhalt: Serie von Selbstmorden unter Jugendlichen |
Es war eine kühle, trockene Sommernacht. Mit einem kurzem Piepton meldete das Handy die neue SMS. Die Kurznachricht kam von Frank, 17, und ging an eine langjährige Freundin in Berlin. Die guckte auf das Display und las: "Heute ist ein schöner Tag zum Sterben." Wenig später starrte eine andere Bekannte Franks an der Ostsee ratlos auf ihr Handy. Dort leuchtete die SMS-Zeile: "Wenn sich die Welt nicht ändert, wechseln wir die Welt." Beide erreichten Frank nicht mehr. Der Berufsschüler raste mit seinem gleichaltrigen Freund Martin kurz darauf absichtlich frontal gegen eine Birke. Der Wagen brannte aus, beide waren auf der Stelle tot. Seit dieser Nacht vom 8. auf den 9. Juli dieses Jahres ist in Klietz, dem Heimatdorf der beiden Selbstmörder im nördlichen Sachsen-Anhalt, nichts mehr wie es war: * Am 27. Oktober folgte ihnen ihr Freund Marko, 17, in den Tod. Sein Auto prallte Mitternacht mit voller Wucht gegen einen Baum, fünf Kilometer von Klietz entfernt, auf der Straße nach Mahlitz. * In der Nacht zum vergangenen Sonntag kostete die jüngste Todesfahrt das Leben eines weiteren Schülers. Peter, 17, der Kontakt zur Gruppe um Frank, Martin und Marko hatte, fuhr unangeschnallt und ohne ersichtlichen Grund auf gerader Strecke gegen einen Baum. * Hinzu kommen mindestens vier versuchte Selbsttötungen in Klietz, mal mit Tabletten, mal mit dem Messer, mal nach bekanntem Muster mit dem Auto. Sie konnten, weil angekündigt, im letzten Augenblick noch verhindert werden. Insgesamt, so konstatierte Ende November eine Krisenrunde im Jugendamt Stendal, sei eine Clique von rund 15 Jugendlichen von einer rätselhaften Todessehnsucht erfasst und akut suizidgefährdet. Einigen Jugendlichen wurde ambulante psychatrische Hilfe empfohlen, die sie jedoch ablehnen. Deshalb schickten besorgte Eltern zwei 17-Jährige zu Verwandten in andere Bundesländer. Ihnen wurden sogar die Handys abgenommen, um Kontakte nach Klietz zu unterbinden. Eltern, Schulen und Behörden der Region stehen fassungs-und hilflos vor dem Phänomen, das ihre Kinder umbringt. Hinter den Selbstmorden stecke Okkultismus und eine Sekte namens "Blaue Rose", wird im Ort geraunt. Ein beispielloser Schweigepakt von Betroffenen und Eingeweihten sollte es ermöglichen, in Ruhe nach einem Weg zu suchen, weitere Suizide zu verhindern. Mütter und Väter haben Angst um ihre Kinder gleichzeitig fürchten sie die Schlagzeilen der "Bild"-Zeitung, den Rummel durch Kamerateams. Und sie haben Angst davor, dass ein ganzer Landstrich in den Ruf gerät, ein Stück deutscher Provinz zu sein, in der man sich mit 17 nur gegen den Baum knallen kann. Doch jeder Todesfall steigerte die Panik und es wächst die Bereitschaft, alle Bedenken vor einer öffentlichen Diskussion zurückzustellen. Inzwischen überwiegt bei den Bürgern das Interesse, die Kinder von Klietz zu retten auch durch Aufklärung. Tatsächlich bietet die Region zwischen Havelberg und Tangermünde für Jugendliche wenig Perspektiven. Berlin und Magdeburg sind weit. Das schmucke Fachwerkstädtchen Havelberg hat weder ein Kino noch eine Disko, nicht einmal einen Bahnhof. Im Polizeirevier ist man stolz darauf, kaum mit Jugendlichen aus der rechten Szene zu tun zu haben, aber Lehrer klagen über eine allgemein niedergedrückte Stimmung unter ihren Schülern. Alles keine ausreichenden Gründe, sich zu töten. Doch die bei Regen und Nebel draußen herumlungernden Kinder sprechen schnell von Langeweile, Sinnlosigkeit oder sagen den Satz: "Hier hat doch jeder schon mal daran gedacht, sich umzubringen." Die Eltern von Frank erstatteten Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft. Frank gehörte zu einer Clique Jugendlicher, die in dem 1900-Seelen-Ort ein von den Erwachsenen abgekapseltes Leben führt. Bevorzugte Freizeitgestaltung: rumstehen an Bushaltestellen, Partys feiern am See, abhängen mit den Freunden. Gelegentlich meditieren sie wie bei schwarzen Messen üblich mit Kerzen auf umgedrehten Kreuzen im Keller einer Ruine, die einst eine HO-Gaststätte beherbergte. "In der ganzen Region", weiß der evangelische Pfarrer und Sektenbeauftragte Andreas Breit im Nachbarort Sandau, "gibt es seit Jahren schon okkulte Jugendgruppen, bis hin zu bekennenden Satanisten." Der alte Jugendclub von Sandau dient immer wieder als Versammlungsort. Vor der Teufelsfratze und unter umgedrehten Kreuzen finden im ersten Stock des verfallenen Hauses gelegentlich Beschwörungen statt. Breit berichtet von einem Satanisten, der seit Jahren Rituale und schwarze Messen zelebriert. Treffpunkte hierfür gibt es in der Region genug. "Und vielerlei Schattierungen der Beteiligten", wie ein bekennender Satanist bei Klietz erklärt: "Schwarz gesinnte Glatzen treffen sich auf Friedhöfen. Wer härter drauf ist, hat seinen Keller ausgebaut und lädt zu Hardcore-Videos und Ritualen ein." Die Klietzer Gruppe bestreitet, sich "über das Normale hinaus" mit Ritualen befasst zu haben. Doch im nahen Havelberg treffen sich "Bluttrinker". Sie bezeichnen sich als "schwarze Seelen, die ihre Verwandtschaft dadurch zelebrieren, dass sie sich gegenseitig Blut abnehmen und bei Kerzenlicht noch warm trinken". Diese Schilderung entspringt keineswegs der Phantasie, sondern ist bundesweit in der schwarzen Szene gängige Praxis. In Salzwedel, rund 70 Kilometer entfernt, steht die Ausbildungsstätte des Thelema-Ordens. Dessen Ableger in Dessau fiel im vergangenen Jahr durch abgehackte Ziegenköpfe auf, die an Zäunen aufgehängt waren. Der Orden gilt als Hauptvertreiber harter satanistischer Literatur. Im Leipziger Buchladen "Kailash" neben dem Rathaus stehen die Werke des Satanismus-Idols Aleister Crowley im vorweihnachtlichen Schaufenster. Dort gehen jährlich 400 Exemplare über den Tisch vor allem an junge Leute. Die schwarze Szene trifft sich alljährlich zu Pfingsten bei einem "Wave-Gothic-Treffen", einer Art Love-Parade der Schwarzen Jünger. Zuletzt kamen etwa 30 000 Jugendliche aus der ganzen Republik zu den Auftritten der Bands Wolfsheim oder Elegia. Ein Wolfsheim-Songtext findet sich als letzter Gruß an der Todes-Gedenkstelle für den Anfang November gestorbenen 18jährigen Christian aus dem Klietzer Nachbarort Schollene und dessen Freund: "Viele Tränen habe ich zu geben, aber in dieser rasenden Welt ist kein Platz für mich." Auf Christians Grab, der nicht unmittelbar zur Klietzer Gruppe gehörte und der zehn Kilometer vom Todesdorf entfernt sein Leben wegwarf, legten Freunde ein großes Gesteck mit blauen Rosen, ein Kultsymbol der Gothic-Szene. Weil es dafür keine polizeiliche Statistik gebe, klagt Wolfgang Bauch, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamten im Land Brandenburg, könne "bundesweit kein polizeiliches Lagebild für Straftaten mit satanistischem oder okkultem Hintergrund" erstellt werden. Folglich sei auch die Polizei in der Region überfordert, ihr fehle Fachwissen und Szenekenntnis. Die Ermittlungen kommen auch nicht voran. So inspizierte die für Klietz zuständige Polizei bisher noch nicht einmal die Computer, mit deren Hilfe Frank und Martin in die schwarze Welt eintauchten. Frank bekam von einem Arbeitskollegen aus Sandau schon seit Jahresbeginn die in der dortigen Jugendszene weit verbreiteten düsteren Musik-CDs mit Texten von Tod und Sterben. Bevorzugte Stilrichtung: Death-Metal. Sie führen Leichtgläubige direkt zu Gothic und Okkultismus. Dazu verschlang der Berufsschüler den "EMP"-Katalog, ein unter Jugendlichen weit verbreitetes Spezialitätenheft. Das emsländische EMP-Versandhaus versorgt die Szene in der Provinz mit satanischen Fanartikeln: T-Shirts mit Pentagrammen oder brennenden Menschen, kopulierende Skelette und Selbstmordposter. Frank entschied sich für eine "Alchemy Gothic Flagge, 14,99 Mark". Darauf prangte ein Totenschädel, zwischen den Knochen eine blaue Rose. Die hängte er über sein Bett. Zum Geburtstag ließ er sich noch mehr Totenköpfe schenken an einer Kette, als Aschenbecher, als Kerzenleuchter. Franks Vater beobachtete, wie sein Sohn auf der Straße Freunde grüßte: zwei Finger hoch, drei runter ein Satanszeichen. Doch niemand in seinem Umfeld machte sich ernsthafte Gedanken, denn Frank galt als stabiler, zupackender Junge ohne persönliche oder schulische Probleme. Von "der Computerei" verstehen die meisten Eltern in Klietz ebenso wenig wie vom Satanismus. Franks Freund Martin hatte einen Internetanschluss, den die beiden immer intensiver nutzten, wie die elterlichen Telefonrechnungen zeigen. Doch niemand bekam mit, was sie da genau trieben. Selbst seiner engsten Freundin Diana, 14, erklärte Frank lediglich, wie das Chatten in den Foren formal funktioniert. Sie besuchten Gothic-Webseiten über blaue Rosen, luden sich Songs über Todessehnsucht aus dem Internet "Sterben ist schön". Die Zahl 3222 spielte dabei eine Rolle. Sie gehört zur Web-Adresse der so genannten Todesforen. Dort chatten junge Leute über Leben und Sterben, Sinnlosigkeit und Selbstmordfanale. Tipps für den besten Countdown zum Tag X kursieren. Gelegentlich werden dort tödliche Medikamente angeboten oder gesucht. In Leipzig arbeitet Solveig Prass von der Eltern-und Betroffeneninitiative Sachsen Die Leipziger Beratungsstelle betreut in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt derzeit mehrere Jugendliche, die vor dem Suizid stehen. Prass warnt: "In den Chat-Foren entsteht ein ungeheurer Gruppendruck." In Salzburg sprang am 18. November ein 19-Jähriger vom Mönchsberg senkrecht etwa 70 Meter in die Altstadt herab. Aus seinem Computer zog der Vater ein 90-seitiges Chat-Protokoll, aus dem der perfide Druck des Todesforums klar hervorgeht, den eingeschlagenen Weg in den Tod auch fortzusetzen. Der Salzburger Psychiater Reinhold Fartacek, der sich mit dem Fall befasst: "Solche Foren sehen auf den ersten Blick wahnsinnig kommunikativ aus, in Wahrheit sind sie der völlige Abbruch der echten Kommunikation mit dem eigenen Umfeld." Eine aktuelle Botschaft aus einem der Todesforen lautet: "Unter ... kündigt jetzt gerade einer seinen Suizid VOR LAUFENDER WEBCAM zum Heiligabend an." Dann heißt es scheinheilig weiter: "Das wird sicher nicht der Letzte sein, und es besteht die Gefahr, dass es zu so einer Art,Wettbewerb' kommen kann, wer den am krassesten in Szene gesetzten Suizid ankündigen wird." Worüber Frank und Martin genau gechattet haben, ist nicht bekannt. An ihrem bis ins Detail inszenierten Todestag leerten sie sämtliche Schubladen. Ebenso sorgfältig löschten sie die Dateien auf der Festplatte des benutzten Computers. Fachleute könnten womöglich dennoch große Teile der Korrespondenz rekonstruieren wenn die Polizei sie einschalten würde. Sechs Tage vor ihrem gemeinsamen Tod kauften Frank und Martin im Stendaler "Einkaufspark Altmark" das Video "187 Eine tödliche Zahl". Die amerikanische Polizei benutzt dieses Zahlenkürzel, wenn sie per Funk zum Einsatz bei Mordfällen gerufen wird. Jugendgangs dient es als Drohgebärde. Das Video handelt von Aggressionen und Gewalt an Schulen und einem Lehrer, der sich bei einem Todesroulette opfert, um die Brutalität zu stoppen. Martin und Frank bestimmten in Anlehnung an den Mordcode "den 1.8.7. in diesem Millennium" zu ihrem Todestag. Martin schrieb es an die Wand seines Zimmers im Stendaler Lehrlingswohnheim und kringelte diesen Samstag im Kalender "Jahresübersicht 2000" an. Er setzte den Vermerk "A NEW WORLD" dazu. Unter der Kalenderrubrik "Was?" schrieb er STERBEN, unter "Zurück bis" krakelte er NIE, unter "Erledigt" schließlich "am 8.7.2000". Und: "Was für eine Zahl". Martin hatte offensichtlich noch weiter gehende Pläne, von denen ihn Frank abgebracht haben könnte. Seine Berufsschulklasse war ihm verhasst, darüber hatte er in der Klietzer Clique oft geredet. In der Kalenderrubrik "Notizen" schreibt er: "Bedankt euch bei Frank, dass kein Unschuldiger sterben musste! Es wären vielleicht die schlimmsten Ermordungen von Deutschland gewesen ... viele aus der Klasse MTR 99 hatten Glück." Ihren Todestag verbrachten die beiden für Außenstehende absolut unauffällig: Kaffee trinken bei den Eltern, duschen und schick machen wie zum Ausgehen, kurze Treffen mit den Freunden. Verabschiedungen mit "Tschüs" und Küsschen. Zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr schrieben sie Zeile für Zeile abwechselnd einen Abschiedsbrief im Stil einer Handy-SMS. Den ersten Satz verschickten sie als Kurznachricht. "Wenn sich die Welt nicht ändert, wechseln wir die Welt." Die Eltern treffe keine Schuld. Die Lehre sei langweilig. Und: "So geht es nicht weiter." Franks Brief an seine große Liebe Diana war weniger nüchtern: "Schau auf die Sterne und empfang mich bald mit offenen Augen ... dann komme ich auch mit zwei Flügeln wieder zurück zu Dir." Erst gegen 23 Uhr, später als geplant, gelang es ihnen, unbemerkt einen weißen Mazda zu entwenden. Auf einer langen Geraden der Bundesstraße 188 zwischen Tangermünde und Rathenow jagten sie das Auto mit Höchstgeschwindigkeit gegen die Birke. Bei der Beerdigung bemerkten die Eltern Jugendliche mit okkulten T-Shirts, andere wollten auf einen Kranz den Spruch setzen: "Du bist nur vor uns gegangen". Die Clique trauerte anders, als die Erwachsenen gewohnt sind. Sie feierten eine Party, betranken sich, tanzten zu lauter Musik. Von einer Freundin später befragt, sagte ein Mädchen: "Ich habe meine Seele verkauft." Der Tod von Frank und Martin wirkte wie ein Fanal auf die Jugendlichen in der Klietzer Clique. Dass es in der Gruppe mindestens einen weiteren Pakt für nachfolgend geplante Selbstmorde gab, beweist ein Brief, den die Eltern eines der Mädchen aus der Clique am 26. Juli zerknüllt fanden. Adressiert "An irgendwen", heißt es dort: "Ich glaub, ich breche den Deal mit ...! Ich bringe mich alleine um, damit diese ganzen Scheiß-Schuldzuweisungen wegbleiben." Doch Hilferufe wie dieser, lange vor Markos Todesfahrt und den Suizidversuchen entdeckt, wurden nicht offen diskutiert. Stattdessen verbreiteten sich Gerüchte und Schuldzuweisungen. Da war es eher eine Frage des Zufalls, ob einer überlebte. Eine Mutter, die den Verdacht hatte, dass ihr Sohn womöglich zusammen mit Marko hatte sterben wollen, stellte ihn zur Rede. Seine Antwort: "Das Leben ist nicht mehr lebenswert. Ich will nicht mehr. Aber ich bin doch erst 16, ich bin doch nicht dran." Wie sagte es Franks Freundin Diana aus der Klietzer Clique? "Die Eltern leben in ihrer Welt, und wir leben in einer anderen Welt. Die verstehen das nicht." Manchmal auch dann nicht, wenn es die Kinder sogar aufschreiben, "An irgendwen". IRINA REPKE, PETER WENSIERSKI. |
Alles auf einen Blick. pnp0000020010816dwbr00onc 899 Words 27 November 2000 Passauer Neue Presse German (c) 2000 Passauer Neue Presse, Neue Presse Verlags-GmbH |
Apotheken- Notdienst |
VILSHOFEN Montag: Kloster-Apotheke, Stadtplatz41, 08541/7343. RAUM ORTENBURG/AIDENBACH/ALDERSBACH Montag: Engel-Apotheke, Aidenbach - Landgerichts-Apotheke, Bad Griesbach - Kurpark-Apotheke, Bad Füssing. RAUM EGING AM SEE Montag: Dreiburgen-Apotheke, Tittling, 08504/8778. Beratungen Selbsthilfegruppe für Krebskranke Vilshofen: Regelmäßiges Treffen am 1. Dienstag im Monat um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum Vilshofen, Info unter 08543/91339 oder 08541/6377. Pro Familia: Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und - beratung, staatl. anerkannte Beratung in Schwangerschafts-, Ehe-und Familienfragen, Passau, Bahnhofstr. 32a 0851/53121. Frauen-Notruf: Frauenhaus Passau, 0851/89272 (rund um die Uhr). Anonyme Alkoholiker: Treffen jeden Donnerstag um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum Vilshofen. Leere Wiege, Kontaktkreis für Eltern, die ein Kind vor oder nach der Geburt verloren haben; Info unter 08541/7903. Caritas: Sprechstunden im Pfarrzentrum Vilshofen jeden Montag von 9 bis 11 Uhr und Donnerstag von 8 bis 10 Uhr; Beratung für Asylbewerber dienstags von 14 bis 16 Uhr; Erziehungs-, Jugend-und Familienberatung jeden Mittwoch und Donnerstag nach Vereinbarung unter 0851/50126-0. Stadtjugendpflege: Sprechzeiten Dienstag und Donnerstag 9 bis 13 Uhr, Pfarrzentrum 2. Stock, Donaugasse, 8033. Bischöfliches Ordinariat: Ehe-, Familien-und Lebensberatung im Pfarrzentrum Vilshofen jeden Dienstag nach Anmeldung unter 0851/34337. Telefonseelsorge: Telefonische und persönliche Beratung, Passau, Am Zwinger 1 (zwischen Votivkirche und Volksbank), 08001110222. Selbsthilfegruppe für Eltern epilepsiekranker Kinder, Pocking; Info unter 08536/1414. Weißer Ring, Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern, 0851/36451. Wirtschafts-Senioren e.V.. Senior-Experten helfen ehrenamtlich bei Existenzgründung und - erhaltung unter 0851/85239. Drogen-Elternkreis Passau: Treffen jeden 1. Dienstag im Monat von 19 bis 21 Uhr in Passau, Obere Donaulände 8, 1. Stock. Namenstage für den 27. November: Bilhildis, Oda Bilhildis kam in der Mitte des 7. Jahrhunderts in Veitshöchheim bei Würzburg zur Welt. Die Legende berichtet, dass sie den heidnischen König der Thüringer, HetanI., heiratete. Bilhildis gelang es, ihren königlichen Gemahl zum Christentum zu bekehren. Nach des Königs Tod zu Beginn des 8. Jahrhunderts gründete die Witwe mit Unterstützung ihres Onkels, des Erzbischofs Sigbert, bei Mainz das Kloster Altmünster. Hier wirkte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 730 als Äbtissin. Die Grabstätte ist nicht mehr vorhanden, doch Teile ihrer Reliquien werden in der Mainzer Pfarrkirche St. Emmeram aufbewahrt. Bilhildis wird im Gewand der Äbtissin abgebildet, oft aber auch im kostbaren Hermelin der Fürsten. Mitunter zeigen sie Bilder bei der Pflege von Kranken. Dies lässt Rückschlüsse auf ihr Leben zu, von dem ansonsten nur wenig authentisches bekannt ist. Notrufe Polizei: Notruf 110 Polizeiinspektion Vilshofen: Ortenburger Straße 57a, 08541/96130 Feuerwehr: Notruf-Telefon 112; Alarm-und Einsatzzentrale, 0851/31900 Rettungsleitstelle: ohne Vorwahl 19222 Pannendienst ADAC-Pannendienst: 01802/222222 Pannendienst im Auftrag von AvD, ACE, ARCD, DKV und Service24: 08541/7203. Termine VILSHOFEN Altenkreis: Morgen, Dienstag, um 15 Uhr, Aquarellmalen im Seniorenheim-Konferenzraum. AIDENBACH Kontaktgruppe: Morgen, Dienstag, um 20 Uhr, Vortrag zum Thema Schlafstörungen von Dr. Karsten Krebs in der Geriatrie. EGING AM SEE Frauenbund/Kath. Kreisbildungswerk: Morgen, Dienstag, um 19.30 Uhr, öffentlicher Vortrag und Gesprächsabend zu dem Thema: Der Teufel ist los, Satanismus, Hexenkult, schwarze Messen und Teufelsglaube, Referent: Past. Ref. Martin Göth aus Passau, im Pfarrheim. WINDORF Seniorenkreis: Morgen, Dienstag, Abfahrt um 8.30 Uhr, zu einem Einkehrtag im Haus Maria Hilf in Passau, am Marktplatz. Anmeldung bei Paula Schrimpf, 08541/1060. Landjugend: Am Dienstag, 5. Dezember und am Mittwoch, 6. Dezember, werden auch heuer wieder Nikolaus-Hausbesuche gemacht. Anmeldung und Infos bei Matthias Kiendlbacher, 08541/8820. Kath. Frauenbund: Anmeldung bis heute, Montag, für die Fahrt am Freitag, 1. Dezember, zum Blumenhof Alt, Dingolfing, bei Fr. Maier-Anetsberger, 5642. Besichtigung der Verkaufsräume, der Weberei und des Christkindlmarktes. Tiere Tierheim Buch: 08546/2520 oder 0170/5456811 Tierschutzbewegung Ostbayern e.V.: Notruf-Telefon 0851/2502 Mobile Tierrettung in Deutschland: Tierheim Wollaberg, Jandelsbrunn, 08581/96160. Liga für Recht und Schutz der Tiere e.V.: 08592/451 Igel-Info-Tel.: 08382/3021 oder 6023 ZAW Kompostieranlage Ortenburg: Dienstag-Donnerstag 7-12 und 13-16 Uhr, Freitag 7-12 und 13-17 Uhr, Samstag 8-12 Uhr. Zeitung Die Geschäftsstelle des Vilshofener Anzeiger, zuständig für Kleinanzeigen in der Fundgrube oder Geschäftsanzeigen, ist von Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr sowie freitags von 8 bis 15 Uhr unter 08541/9661-0, Fax 08541/9661-41 erreichbar. Wenn es um einen Bericht über eine Veranstaltung, eine Terminankündigung oder einen Leserbrief geht, dann ist man bei der Redaktion - in der Regel täglich (außer Samstag) von 9 bis 18 Uhr besetzt - unter 08541/9661-21, Fax 08541/9661-42 an der richtigen Stelle. Vilshofener Anzeiger Region: Werner Schötz; Lokalredaktion: Wolfgang Bauer, Vertretung: Jörg Klotzek, 94474 Vilshofen: Kapuzinerstraße 20, Tel. 08541/9661-21, Fax 08541/9661-42; Geschäftsstelle und Anzeigenannahme Tel. 08541/9661-0; Telefax 08541/9661-41. Anzeigenleiter: Dieter Barth. Druck und Verlag: Neue Presse Verlags-GmbH, 94036 Passau, Medienstraße 5, Tel.-Sammel.-Nr. 802-0; Telefax 0851/802-256 (Verlag und Redaktion), 0851/802-330 (Anzeigen). Vertrieb: Neue Presse Zeitungsvertriebs-GmbH, Joseph Danner (Geschäftsführer), Telefon 0851/802-239, Telefax 0851/802-580. Monats-Bezugspreis frei Haus (durch Post oder Träger) DM 37,20 einschließl. Zustellgebühr und 7 Prozent Mehrwertsteuer. Abbestellungen können nur zum Monatsende ausgesprochen werden und müssen vier Wochen vorher schriftlich im Verlag vorliegen. Während einer vereinbarten Bezugszeit bleiben Preisveränderungen vorbehalten. Bei einer zusammenhängenden Bezugsunterbrechung von mehr als sechs Liefertagen wird der Bezugspreis anteilig zurückerstattet. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höherer Gewalt, Streik oder Aussperrung kein Anspruch auf Entschädigung. - Für unverlangte Manuskripte und Bilder keine Haftung. |
Gegen Pferdeschänder ist die Polizei ziemlich machtlos. stugtr0020010817dw9n01d87 683 Words 23 September 2000 Stuttgarter Zeitung 0 German (c) 2000, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782 |
Jedes Jahr werden in Baden-Württemberg dutzende von rätselhaften Bluttaten auf Weiden und in Ställen registriert STUTTGART. Aufgeschlitzte und verstümmelte Tiere sind auch im Südwesten längst keine Einzelfälle mehr. Tierfreunde und Polizisten stehen dem Phänomen der so genannten Pferderipper ratlos gegenüber. |
Von Wieland Schmid Anfang September hat es einen einjährigen Wallach auf einer Pferdekoppel bei Meckenbeuren (Bodenseekreis) getroffen. Ein Unbekannter fügte dem Tier eine 20 Zentimeter lange Schnittwunde zwischen Hinterhand und Geschlechtsteil zu und durchtrennte dabei fast die Bauchdecke. Im Juni meldete die Sigmaringer Polizeidirektion einen "in seiner Widerlichke it schwer zu beschreibenden Fall von Pferdeschändung". Bei Meßkirch verendete eine vierjährige Ponystute mit herausquellenden Gedärmen neben ihrem neugeborenen Fohlen, nachdem ihr mit zwei Schnitten der Bauch aufgeschlitzt worden war. Es sind keine Einzelfälle: Allein im ersten Halbjahr 2000 sind in Baden-Württemberg wieder 20 zum Teil tödliche Tierquälereien an Pferden registriert worden. "Pausenlos passieren solche Dinge. Das nimmt bundesweit kein Ende mehr", klagt Martin Stellberger, Sprecher des b aden-württembergischen Landesverbands für Pferdesport. Schon seit Jahren warnt der südwestdeutsche Verband seine 110000 Mitglieder in 750 Vereinen vor "schweren Misshandlungen und Übergriffen gegen Pferde" und ruft zur "Eigensicherung" auf. Aber es hat wenig geholfen, meint der ehemalige Military-Reiter Stellberger. "Viele Pferdebesitzer sind einfach immer noch nicht wachsam genug und melden verdächtige Beobachtungen nicht weiter." Dabei treiben sadistische Pferdeschänder nachgewiesenermaßen seit A nfang der neunziger Jahre auch in Baden-Württemberg ihr Unwesen. Im Unterland wurde 1994 erstmals ein schwer verletztes Pferd bei Eppingen entdeckt. Bis heute verzeichnete die Polizeidirektion Heilbronn sechs weitere Fälle dieser Art. In Oberschwaben und am Bodensee ist das Phänomen ebenso alt. Allein zwischen 1993 und 1996 wurden im Regierungsbezirk Tübingen 36 Pferdeschändungen gezählt. Das hat sich bis heute fortgesetzt. In den vergangenen sieben Jahren sind in ganz Deutschland rund 1000 Pferdetötungen o der - misshandlungen bekannt geworden. Im Südwesten ist bisher nur ein einziger jener Täter erwischt worden, die Vierbeiner sodomitisch missbrauchen oder grausam verwunden. Das Landgericht Ravensburg verurteilte Ende 1996 einen 41-jährigen Gleisbauarbeiter zu zwei Jahren Haft und anschließender Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt. Zwei Jahre lang hatte der Mann laut eigenem Eingeständnis zwölf Stuten mit Messern attackiert. Ein Tier musste wegen seiner schweren Verletzungen getötet werden. Zuerst, so ergab die Gerichtsverhandlung, hatte der Angeklagte die Pferde auf Weiden und in Ställen stets "zärtlich" gestreichelt, während er sich selbst befriedigte. Später empfand er "Wut und Hass auf Frauen" und stach zu. Der Mann wurde von Gutachtern als schwachsinnig eingestuft. Aber das sei keineswegs das typische Täterprofil eines "Pferderippers", meinen Fachleute. "Die vermuteten Motive reichen von sexueller Abartigkeit und Gier bis hin zu Blutrausch und krankhafter Machtausübung", sagt Guido Gr andt, Buchautor und Filmemacher, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Folgt man dem - nicht unumstrittenen - Satanismus-Experten könnte allerdings ein mögliches Tatmotiv bisher außer Acht gelassen worden sein: "Ich bin überzeugt, dass teilweise auch kultische Tatmotive dahinterstecken." Laut Grandt wurden Blut und Scheidenflüssigkeit von Stuten schon in grauer Vorzeit bei Opferhandlungen verwendet. "Dadurch, dass bisher noch nie von einem kultischen Tatmotiv bei Pferderippern ausgegangen wurd e, konnte sich womöglich die neuheidnische, völkisch-germanische und okkulte Szene in Sicherheit und Anonymität wiegen", meint er. Ob dieser Verdacht begründet ist, kann niemand sagen. Im Gegensatz zu Niedersachsen werden Pferdeschändungen im Südwesten nicht in einer gesonderten Statistik erfasst. Im ganzen Land sind während der vergangenen zwei Jahre mehr als 80 Fälle von Pferdemisshandlungen registriert worden, davon mindestens 25, die mit sexuellen Handlungen verbunden waren. "Aber dahinter können s ich auch Fälle verbergen, an denen die Pferdehalter selbst beteiligt waren", sagt Dieter Schneider, Landeskriminaldirektor im Innenministerium. Über detaillierte Informationen verfügt auf Anhieb weder das Landeskriminalamt noch das Innenministerium. "Das Delikt müsste eigentlich zentral erfasst werden", fordert deshalb Martin Stellberger vom Landesverband für Pferdesport und bemängelt außerdem, dass Pferdeschändungen manchmal unter der Rubrik Sachbeschädigung abgelegt werden. Damit ist keine Meldepfli cht an übergeordnete Dienststellen verbunden. Die Einrichtung eines Zentralregisters wird im Innenministerium nicht für nötig gehalten. "Wir bewältigen das mit unserer Alltagsorganisation", versichert Landeskriminaldirektor Schneider. Die "von Abnormität geprägten Taten" würden von der Polizei dennoch ernst genommen: "Wir nehmen das bestimmt nicht auf die leichte Schulter." |
Satan in NÖ chancenlos. diep000020010805dw99008ob 158 Words 09 September 2000 Die Presse German (c) Die Presse 2000 www.diepresse.at. |
ST. PÖLTEN (red.). "In Niederösterreich gibt es keine organisierte Satanismus-Szene. Unter Satanismus versteht man Personen und Gruppen, die Satan verehren. Außerdem betreiben sie schwarzmagische Praktiken, die gegen Gott gerichtet sind", erläuterte Peter Pitzinger, Leiter der NÖ Landesstelle für Sektenfragen. In der NÖ Sektenstelle würden sich immer wieder besorgte Eltern über Satanismus erkundigen. Pitzinger: "Meist handelt es sich um eine pubertäre Phase der Jugendlichen, die man nicht überbewerten, aber auch nicht verharmlosen soll." Er empfehle daher, die Jugendlichen ins gesellschaftliche und familiäre Leben einzubeziehen und auf ihre Probleme einzugehen. "Rund ein Drittel der Jugendlichen hat okkulte Erfahrungen. Viele sehen Satanismus als Freizeitbeschäftigung, um ihre Neugier zu befriedigen", meint Pitzinger. Außerdem werde mit Hilfe des Satanismus oft Protest gegenüber den Eltern geübt. |
Kennzeichnend für Jugendliche, die dem Satanismus zugetan sind, seien beispielsweise schwarze Kleidung oder ein umgekehrtes Kreuz als Schmuck. Im Gegensatz dazu würden sogenannte "Grufties" keine okkulten Praktiken betreiben, aber sich ebenfalls schwarz kleiden. |
Sektenstelle - In NÖ gibt es keine Satanismus-Szene. aupag00020010804dw97007im 202 Words 07 September 2000 10:34 GMT Austria Presse Agentur-OTS German OTS - "ORIGINAL TEXT-SERVICE UNTER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS" |
Meist pubertäre Phase der Jugendlichen St.Pölten (NLK) - "In Niederösterreich gibt es keine organisierte Satanismus-Szene. Unter Satanismus versteht man Personen und Gruppen, die Satan verehren. Außerdem betreiben sie schwarzmagische Praktiken, die gegen Gott gerichtet sind", erläuterte heute Peter Pitzinger, Leiter der NÖ Landesstelle für Sektenfragen. In der NÖ Sektenstelle würden sich immer wieder besorgte Eltern über Satanismus erkundigen. Pitzinger: "Meist handelt es sich um eine pubertäre Phase der Jugendlichen, die man nicht überbewerten, aber auch nicht verharmlosen soll." Er empfehle daher, die Jugendlichen ins gesellschaftliche und familiäre Leben einzubeziehen und auf ihre Probleme einzugehen. |
"Rund ein Drittel der Jugendlichen hat okkulte Erfahrungen. Viele sehen Satanismus als Freizeitbeschäftigung, um ihre experimentelle Neugier zu befriedigen", meint Pitzinger. Außerdem werde mit Hilfe des Satanismus oft Protest gegenüber den Eltern geübt. Kennzeichnend für Jugendliche, die dem Satanismus zugetan sind, seien beispielsweise schwarze Kleidung oder ein umgekehrtes Kreuz als Schmuck. Im Gegensatz dazu würden sogenannte "Grufties" keine okkulten Praktiken betreiben, aber sich ebenfalls schwarz kleiden. Nähere Informationen: Peter Pitzinger, Landesstelle für Sektenfragen, Telefon 02742/200/3282. Rückfragehinweis: Niederösterreichische Landesregierung Pressestelle Tel.: 02742/200-2172 *** OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS *** OTS175 2000-09-07/12:33. |
Verschwörer sind unter uns. Welt als Wahn und Wissenschaft: Scientology in Travoltas Kino. sddz000020010816dw5k00gtd 1172 Words 20 May 2000 Süddeutsche Zeitung German (c) 2000 Süddeutsche Zeitung |
John Travolta ist ein operierender Thetan der höchsten Clearingstufe, und nach der Lehre der Church of Scientology bedeutet das, dass Travolta auf dem Planeten Erde Materie und Energie, Raum, Zeit, Form und Leben zu kontrollieren vermag. Schließlich hat der Schauspieler als Mitglied der Sekte seit 1975 hart an sich gearbeitet, sich von allen negativen Einflüssen außerirdischer Mächte befreit und das erklärte Ziel aller Scientology-Anhänger erreicht. John Travolta ist aber auch ein Superstar der höchsten Gehaltsstufe, und nach der Lehre von Hollywood bedeutet das, dass er Budgets, Produzenten, Studios und Zuschauer zu kontrollieren vermag. Und nur deswegen konnte er sich einen Traum erfüllen: Mit Travolta in der Hauptrolle wurde der Science-Fiction-Roman "Battlefield Earth" verfilmt, den der Scientology-Gründer L. Ron Hubbard geschrieben hat. |
Die Handlung ist schnell erzählt. Im Jahre 3000 wird die Erde von den außerirdischen Unholden der Psychlos vom Planet Psychlo beherrscht, die sich die Menschen als Arbeitstiere halten, bis ein junger Held einen Sklavenaufstand anzettelt und die Menschheit aus der Knechtschaft befreit. Lange Jahre hatte sich kein Studio an dieses Projekt gewagt. Die Verbindung zur Sekte galt als zu riskant, der Roman trotz 12 Millionen verkaufter Exemplare als unverfilmbarer Schrott. Bis Elie Samaha auf Travolta zukam. Der ehemalige Nachtclubbesitzer hat seine B-Movie-Produktionsfirma Franchise Pictures mit einem genialen Konzept in Hollywood etabliert. Er findet die Traumprojekte der Stars, die sonst niemand produzieren will, sichert sich billig die Rechte und überredet die Stars, ihre Gagen auf ein Minimum zu senken. So hat er "The Big Kahuna" für Kevin Spacey produziert, "The Whole Nine Yards" für Bruce Willis; bei "The Pledge" mit Jack Nicholson führt gerade Sean Penn Regie. Solche Namen garantieren nicht nur Prestige in der Branche, sondern auch ein schier unbegrenztes Kreditvolumen, einen Verleih und fette Gewinne. Psychiater sind Außerirdische "Battlefield Earth" war trotzdem heikel. Es ist kein Geheimnis, dass sich John Travolta bisher für das Science-Fiction-Genre nicht besonders interessiert hat und den Film als Hommage an den 1986 verstorbenen Sektengründer Hubbard sieht. Andererseits ist Travolta auch ein besonders heißer Star, und Elie Samaha geht es nicht um inhaltliche Feinheiten. Er will in der ersten Liga mitspielen und Geld verdienen. Da kümmerte es ihn auch nicht, dass schon vor Drehbeginn die Verschwörungstheorien kursierten: Scientology habe den Film finanziert, am Drehbuch mitgeschrieben und die Produktion überwacht. Vorwürfe, die Verleih und Regisseur glaubwürdig bestreiten konnten. Bisheriger Höhepunkt der Verschwörungstheorien: In dem Film versteckten sich so genannte subliminal messages, die Kinogänger in die Arme der Sekte treiben werden. Das ist unwahrscheinlich. Damit subliminal messages, also suggestive Bild-und Tonschnipsel, die direkt aufs Unbewusste zielen, wirken könnten, müsste man sich "Battlefield Earth" mehrere Wochen lang mindestens einmal täglich ansehen. Und das würde einen nicht in die Arme der Sekte, sondern in die Verzweiflung treiben, denn "Battlefield Earth" ist ein so schmerzhaft dummes Werk, dass die New York Times schrieb: "Es mag noch etwas früh sein, aber dies ist wahrscheinlich der schlechteste Film des Jahrhunderts." John Travolta und seine Psychlos - zwei Meter hohe Kreaturen mit fettigen Dreadlockmähnen und fauligen Zähnen - stolpern auf ihren Plateauschuhen so elegant durch den Film wie ein Haufen trunkener Transvestiten in Skistiefeln. Selbst die special effects wirken, als hätte sie ein Videospieldesigner zu Hause auf dem iMac programmiert; und die Zukunftslandschaften erinnern an die ungelenk hingezeichneten Titelbilder früher Perry-Rhodan-Heftchen. Natürlich finden sich Elemente aus Hubbards Weltbild im Drehbuch wieder. Man braucht keine besonderen linguistischen Kenntnisse, um zu erkennen, dass der Name der Psychlo-Bösewichter in der Scientology-Lehre wurzelt. Die basiert zu einem großen Teil auf Hubbards fanatischem Hass auf die Psychiatrie. Ein Volk von Außerirdischen, so heißt es in den Schriften des Sektengründers, hat sich verschworen, die spirituelle Entwicklung der Menschheit durch Implantate aufzuhalten. Der Name dieser Verbrecher: Psychs. Ihre Methode: die Psychiatrie. Nur Scientology kann die Menschheit retten. Wen die Lehren des Meisters an naive Groschenromane erinnern, liegt nicht ganz falsch. In den 30er und 40er Jahren machte sich Hubbard einen Namen als Autor von Pulp-und Zukunftsromanen. Seine ersten Erfahrungen mit dem Spiritismus sammelte er in Pasadena beim Ordo Templi Orientis, einer Sekte von Anhängern des englischen Satanisten Alisteir Crowley, zu der Hubbard 1945 stieß. In den folgenden Jahren entwickelte Hubbard die Pseudowissenschaft der Dianetik, eine Mischung aus Science-Fiction-Geschwätz, Populärpsychologie und Satanismus, die er 1950 als Buch veröffentlichte. 1954 gründete er die Church Of Scientology. Schon früh erkannte Hubbard die Publicity-Wirkung von Hollywoodstars. 1955 startete er das "Project Celebrity". Die ersten Versuche, Prominente wie Marlene Dietrich, Greta Garbo, Walt Disney und Groucho Marx für die Sekte zu gewinnen, schlugen fehl. Erst als Hubbards Nachfolger David Miscavige den "Celebrity Center" einrichtete, eine Abteilung der Kirche, die sich ausschließlich darauf konzentriert, Stars zu rekrutieren und zu pflegen, hatte das Programm Erfolg. Die Liste der Konvertiten ist bekannt - neben John Travolta gehören Schauspieler wie Tom Cruise, Nicole Kidman und Kirstie Alley, Musiker wie Chick Corea, Isaac Hayes und Al Jarreau zu Scientology. Das "Celebrity Center" entwickelte eine äußerst effektive Technik. Zunächst recherchieren die Rekruteure die psychologischen und emotionalen Schwachpunkte, den Freundeskreise und die Vergangenheit der Zielperson. Dann werden unverbindliche Kontakte geknüpft. Kommt erst einmal ein Gespräch in Gang, beginnt die Phase des "Admiration Bombing" - die komplette Überflutung des fragilen Star-Egos mit Bewunderung und Aufmerksamkeit. Der perfekte Köder für einen Menschenschlag, der meist von permanenten Selbstzweifeln geplagt wird und auf Sinnsuche ist. Sind die prominenten Mitglieder erst einmal gewonnen, werden sie mit Therapien, Karriereberatung und luxuriöser Betreuung gehalten. Mit diesen Stars hat sich die Church Of Scientology in Hollywood eine ernstzunehmende Machtposition verschafft. Als die deutsche Staatsanwaltschaft und der Verfassungsschutz begannen, gegen Scientology zu ermitteln, lancierte die Sekte eine Menschenrechtskampagne und einen Brief an Kanzler Kohl, den auch die Nichtmitglieder Dustin Hoffman, Goldie Hawn und Oliver Stone unterzeichneten. Gemäß dem Plan von L. Ron Hubbard, einflussreiche Schlüsselpositionen der Gesellschaft mit Scientologen zu besetzen, ist "Battlefield Earth" ein Erfolg. Auch wenn zu bezweifeln ist, dass der Film irgend jemanden so berühren wird, dass er sein Seelenheil in den Lehren von Hubbard sucht, hat John Travolta mit dem Film doch ein 65 Millionen Dollar teures Glaubensbekenntnis abgeliefert. Da stand er dann im Studio von MTV, und der Moderator fragte ihn brav nach der Romanvorlage. Travolta erzählte kurz etwas über Hubbard, den Bestsellerautor und spirituellen Vordenker, dann folgten Themawechsel, Filmausschnitt, Werbepause, und der Auftritt war vorbei. Das ist Marketing: Es geht nicht darum, die Botschaft oder das Produkt anzupreisen. Solange das Coca-Cola-Schild am Straßenrand steht, wird sich das Markenzeichen schon einprägen. Vielleicht wird John Travolta ja sogar zum Märtyrer der Church Of Scientology. Niemand hat ein so formidables Comeback hingelegt, wie der gefallene "Saturday Night Fever"-Star, der sich Jahre lang mit albernen Klamotten über Wasser halten musste. "Pulp Fiction", "Operation Broken Arrow" und "Im Körper des Feindes" etablierten ihn als souveränsten Bösewicht von Hollywood. All die peinlichen Flops waren vergeben. Die Launen des Kinopublikums sind aber unberechenbar. Schnell ist das Image ruiniert. Und wer nimmt schon einen Sektierer im Faschingskostüm ernst. ANDRIAN KREYE. (c) 2000 Süddeutsche Zeitung. |
Reibung erzeugt Lücke. taz0000020010818dw5d00bph Von Sandra Wilsdorf. 322 Words 13 May 2000 taz - die tageszeitung German (c) 2000 taz, die tageszeitung |
Reibung erzeugt Lücke In Hamburg gibt es derzeit keine unkonfessionelle Sektenberatung |
Fragen zu einer Sekte, die nicht Scientology ist? Auf der Suche nach Hilfe beim Thema Satanismus, aber keine Lust, bei der Kirche anzurufen? Pech gehabt. Denn die einzige unkonfessionelle Beratungsstelle in Hamburg, der "Arbeitsbereich Weltanschauungen und religiöse Gruppierungen" bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder-und Jugendschutz Hamburg e.V. wurde Ende März aufgelöst. Die "Arbeitsgruppe Scientology" der Innenbehörde soll die Aufgabe übernehmen. Das muss allerdings noch durch den Senat, und bis dahin gibts auch keine Beratung. "Wir haben bei der Behörde angefragt, an wen wir die Leute verweisen sollen, aber noch keine Antwort erhalten", sagt Ilse Burfeind, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft. Jörn Möller, bei der Nordelbischen Kirche Beauftragter und Ansprechpartner für Weltanschauungsfragen meint: "Das ist ein Problem. Wir haben jetzt mehr Anfragen, sind aber nur zu zweit." Möller kritisiert, dass der unkonfessionelle Arbeitsbereich abgeschafft wurde: "Nicht jeder ruft bei der Kirche an." Eine Übernahme der bisherigen Mitarbeiter der Beratungsstelle gibt es nicht: Zwischen ihnen und der Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology Ursula Caberta gibt es offenbar Differenzen. Eine Scientology-Beraterin soll die Aufgabe übernehmen und bildet sich gerade weiter, sagt Susanne Fischer von der Innenbehörde. "Wir haben die Arbeit ohnehin schon mit gemacht, da wollte ich auch die Stelle haben", begründet Caberta die Umstrukturierung. Doch es gibt noch einen zweiten Grund: "Bei der Warnung vor bestimmten Jugendreligionen bewegt man sich in einem rechtlichen Grenzbereich des Eingriffs in die Religionsfreiheit", sagt Wolfgang Hammer vom Amt für Jugend. Deshalb müsse der Staat diese Aufgabe wahrnehmen. Ein entsprechendes Urteil des Bundesverfassungsgerichtes hat nun auch Hamburg umgesetzt. Dass es dabei eine zeitliche Lücke gibt, erklärt Hammer damit, "dass der Träger wohl kalte Füße bekommen und die Arbeit früher niedergelegt hat als geplant". Ilse Burfeind hält dagegen: "Die Finanzierung der Stelle ist ausgelaufen, was sollten wir denn da tun?" Fazit von Behördensprecherin Fischer: "Keine Umstrukturierung ohne Reibungsverluste". Sandra Wilsdorf. (c) 2000 taz, die tageszeitung. |
Menschenopfer für den Satan. taz0000020010818dw440085o Von GABRIELE LESSER. 547 Words 04 April 2000 taz - die tageszeitung German (c) 2000 taz, die tageszeitung |
Menschenopfer für den Satan Wegen eines rituellen Doppelmordes verurteilt ein Gericht im polnischen Kattowitz zwei Satansjünger zu langjährigen Freiheitsstrafen |
WARSCHAU taz Eine Satansmesse hatten sie feiern wollen, vier junge Leute, Freunde vom Sandkasten an und ohne größere Probleme, wie es schien. In einem Bunker im schlesischen Ruda Slaska war alles vorbereitet: das umgekehrt aufgehängte Kreuz, schwarze Kerzen und Kreide, um die Teufelsbeschwörungen an die Wand zu malen. Festlich gekleidet betraten sie die Kultstätte des Bösen. Als die 19-jährige Karina und der 17-jährige Kamil knieten, stachen Tomasz Suszyna und Robert Krakowian zu. Weder Karina noch Kamil wussten, dass sie Satan geopfert werden sollten. Vergeblich schrien sie gegen die rituellen Teufelsbeschwörungen der Freunde an. Nach je 19 Stichen waren beide tot. Dann versuchte Tomasz Suszyna Selbstmord zu begehen, hieb sich das Messer mehrmals in den Bauch, fiel aber nur in Ohnmacht. Stunden später retteten Ärzte im nahen Krankenhaus sein Leben. Robert Krakowian, der auch hatte Selbstmord begehen sollen, rannte in Panik aus dem Bunker. Am nächsten Tag wurde er von der Polizei gefasst. Ende letzter Woche, gut ein Jahr nach dem Ritualmord, sprach das Gericht in Kattowitz das Urteil: lebenslänglich für Tomasz Suszyna (20), da dieser keine Reue zeigte. 25 Jahre Haft für Robert Krakowian (21), der heute nur mit Entsetzen an die Nacht im Bunker zurückdenkt. Aus Angst, in einer Teufelsmesse geopfert zu werden, haben sich in den letzten Tagen über hundert junge Menchen aus ganz Polen bei Ryszard Nowak, dem Chef des polnischen "Komitees zur Verteidigung gegen Sekten", gemeldet. Schätzungen zufolge bekennen sich in Polen rund 20.000 junge Menschen zum Satanskult. Die Zahl der Sektenanhänger hat Anfang der 90er-Jahre stark zugenommen und ist bis heute auf rund eine Million gestiegen. Legal registriert sind in Polen 150 "religiöse Bewegungen", weitere 150, davon gehen Experten aus, leben ihren Kult möglichst losgelöst von jeder gesellschaftlichen Kontrolle. Zu ihnen zählt auch die "Kirche Satans", die auf den Gründer Anton Szandor LaVey zurückgeht und sich als "brutale Religion des Elitedenkens und Sozialadarwinismus" bezeichnet. Vor allem für Jugendliche gefährlich ist der individuelle Satanismus, dessen Anhänger auch die "Satanische Bibel" lesen und die "neun satanischen Gebote" LaVeys anerkennen, zusätzlich aber in schwarzen Messen den Teufel als "Gott des Bösen" anbeten und ihm Opfer darbringen. Meist sind dies kleine Tiere, es können aber auch Menschen sein. In Polen ist der Ritualmord von Schlesien bereits der vierte in Folge. 1993 hatte ein Satanist ein Mädchen auf dem Friedhof von Zabrze hingerichtet, 1997 trieb ein Sektenführer in Biala Podlaska zwei Schüler und bekennende Satanisten in den Selbstmord, im Jahr darauf ermordete ein Teufelsjünger in Legnica einen Obdachlosen "für meinen Herrn", wie er bekannte. Nicht nur der Staat, auch die katholische Kirche hat nach dem ersten Ritualmord Gegenmaßnahmen ergriffen. In Tschenstochau, dem wichtigsten Wallfahrtsort in Polen, hat das staatliche Komitee zur Verteidigung gegen Sekten seinen Sitz. In Warschau kümmert sich der Dominikanerorden um Sektenopfer und deren Angehörige. Vor 1989 war die Kirche der Hort des politischen Widerstandes. Heute ist sie eine Institution, die moralisches Wohlverhalten einfordert und die Gläubigen über regelmäßige Hausbesuche kontrolliert. Eine Million Abtrünnige haben die Kirche in Alarmbereitschaft versetzt. Dennoch bleibt die Kontrolle der Gläubigen ihr Allheilmittel. Gerade sie treibt die Jugendlichen in die Arme der Sektenführer. GABRIELE LESSER. (c) 2000 taz, die tageszeitung. |
Satanskult greift um sich. tanz000020010817dw44008ws 237 Words 04 April 2000 Tages Anzeiger German (c) 2000 Tages Anzeiger Homepage Address: http://www.tages-anzeiger.ch |
Der Satanskult findet auch in der Schweiz immer mehr Anhänger. Vor allem Jugendliche kokettieren gern mit dem Teufel und praktizieren okkulte Rituale. Die Grenzen zwischen vergleichsweise harmlosen Teufelsanbetungen und hartem Satanismus sind fliessend. Wirkliche Satanisten, die in einem Orden organisiert sind, gibt es bei uns schätzungsweise ein paar Hundert. Die Zahl der Gruftis und heimlichen Teufelsverehrer dürfte allerdings in die Tausende gehen. Tendenz steigend. Der erfolgreichste Orden in der Schweiz ist die Church of Satan, die 1966 von Anton Szandor La Vey gegründet worden ist. Sein Buch "Satanische Bibel" ist ein Bestseller. Schweizer Jugendliche finden vor allem über das Buch "Lukas - vier Jahre Hölle und zurück" Zugang zum okkulten Gedankengut. In vielen Oberstufenschulen grassieren okkulte Ideen und Rituale. Bei den meisten verliert sich die Faszination gegenüber den "schwarzen Kräften" mit der Zeit. |
Tödlich endete das okkulte Spiel hingegen für zwei 13-und 14-jährige Schülerinnen in Dietikon ZH: Nachdem ihnen bei einem Ritual das Todesdatum vorausgesagt worden war, stürzten sie sich 1990 vom 14. Stock eines Hochhauses. Zu den harten Satanisten müssen fünf junge Männer aus dem Raum Wädenswil ZH gerechnet werden, die zwischen 1996 und 1999 viele Friedhöfe und eine Kirche schändeten. Ausserdem zelebrierten sie schwarze Messen, schlitzten Kaninchen auf und assen ihre Herzen. Im September 1998 erstach ein 24-jähriger Satans-Anhänger in Balgach SG eine 55-jährige Frau. (sta.). (c) 2000 Tages Anzeiger Homepage Address: http://www.tages-anzeiger.ch. |
Frau nahm mit Brotmesser und Schere Kaiserschnitt vor. fdg0000020010821dw3700qg5 117 Words 07 March 2000 15:30 GMT Reuters - Nachrichten auf Deutsch German (c) 2000 Reuters Limited |
Kapstadt, 07. Mär (Reuters) - Eine 26-jährige Südafrikanerin steht am Dienstag wegen versuchten Mordes vor Gericht, weil sie mit einem Brotmesser und einer Schere einen Kaiserschnitt an einem schwangeren Mädchen vorgenommen hatte. Die Entbindung, die die 16-Jährige Mutter ohne Betäubungsmittel erduldete, wurde von einer Gruppe Kinder beobachtet und der Polizei gemeldet. Die Polizei brachte das Mädchen, das unter Schock stand und unter schwerem Blutverlust litt, sofort in ein Krankenhaus. Die Polizei untersucht verschiedene Motive für die Tat. Es kämen sowohl Satanismus als auch Eifersucht in Frage. Die 16jährige Mutter und das Baby befinden sich nach ärztlichen Angaben in einem zufrieden stellenden Zustand. cff/bek. |
(c) Reuters Limited 2000. |
WAS WANN WO. stugtr0020010817dw3300lw4 661 Words 03 March 2000 Stuttgarter Zeitung 26 German (c) 2000, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782 |
TERMINE Gottesdienstzeiten: Telefonnumm er 0 11 57 |
Kath. Bildungswerk Marquardtbau, Bolzstraße 6: Große Gestalten der Kirchengeschichte, 10 Uhr. Forum 3, Gymnasiumstraße 21: Was ist Satanismus? 20 Uhr. Hospitalhof - Ev. Bildungswerk, Gymnasiumstraße 36: (Er-)lösung von Verstrickungen? Möglichkeiten und Grenzen von Familienaufstellungen. 20 Uhr. Neue Akropolis Freies Philosophisches Zentrum, Senefelderstr.9: Die Kraft der Gedanken. 19.30 Uhr. Treffpunkt Rotebühlplatz Mediothek, Rotebühlplatz 28: FUNtastisch - alles über Funsport, 11 Uhr. Grips im Spiel. Mitspieler ab 14 Jahren gesucht für knifflige Gesellschaftsspiele, 16 Uhr. Planetarium, Mittlerer Schlossgarten: Hauptprogramm "Merkur, der flinke Götterbote", Di und Do 10und 15 Uhr, Mi und Fr 15 und 20 Uhr, Sa 16 und 18Uhr, So 14 und 18 Uhr (bis 26. März). Einführungsprogramm für Erstbesucher: "Eine Reise durch die Sternenwelt", Mi und Fr 10 Uhr, So 16 Uhr. Kinderprogramm Sa 14 Uhr. Sternwarte Uhlandshöhe: Führung am Teleskop (nur bei klarem Himmel) am Mo, Mi, Do, Fr und Sa 20 Uhr (keine Führung am So, Di und an Feiertagen) Fernsehturm: 9 bis 22.30 Uhr geöffnet Flughafen: Besucherterrasse 8 bis 21 Uhr Wilhelma: Kassenöffnung tägl. von 8.15-17 Uhr Neckar-Personen-Schifffahrt: Im Winter keine Linienfahrten. Info-Telefon 54 99 70 60. Stadtrundfahrten: "Sehenswertes Stuttgart", Stadtrundfahrt für alle, die das erste Mal nach Stuttgart kommen, Fr, Sa 13-15.30 Uhr, So, Mo 11-13.30 Uhr. "Historisches Stuttgart", Stadtspaziergang, Sa 10-12.30 Uhr, Treffpunkt am i-P unkt, Königstraße 1 a. "Abendfüllendes Stuttgart", Streifzug durch das Nachtleben, Sa 19 bis ca. 0.30 Uhr. Anmeldung im i-Punkt, Tel. 22 28 - 240 FASCHING KKL-Liederhalle, Mozart-Saal, Berliner Platz 1-3: Bruckner-Sinfonie-Orchester Stuttgart - Carnevalissimo, 20 Uhr. Treffpunkt Rotebühlplatz, Robert-Bosch-Saal, Rotebühlplatz 28: Großes Kostümfest mit Perlico-Perlaco - Konzert und Tanz ab 4 Jahren. 14 Uhr. Kinder-und Jugendhaus Freiberg, Makrelenweg9A: Hut-und Nasenparty (ab 13 Jahren), 19 U hr. DEMNÄCHST Eine Besichtigung des Biotops Kreuzrain organisiert der Naturschutzbund am Samstag um 10 Uhr. Auskünfte zum Ausflug über den Halbtrockenrasen im Feuerbacher Tal unter Telefon 626944. Der BMW-Motorradtreff findet am Samstag in der BMW-Niederlassung in der Pascalstraße in Vaihingen statt. Dort gibt es unter anderem Vorführungen von Jean-Pierre Goy, Stuntman aus dem Bond-Film "Der Morgen stirbt nie". Im Römischen Lapidarium des Landesmuseums im Neuen Schloss geht es am 9.März um den Umgang der antiken Menschen mit dem Faktor Zeit. Die Führung "An den Iden des März" beginnt um 17 Uhr. Die Abteilung Square-Dance des Vereins Tamburin veranstaltet am Samstag von 15 Uhr an in der Turn-und Versammlungshalle Münster ihren diesjährigen Special Dance. Bis 22 Uhr wird in zwei Hallen getanzt. Mit einer Million alter Ansichtskarten und anderen Papierraritäten, dargeboten von fast 100 Ausstellern, wartet am Samstag die 68.Ansichtskartenbörse in der Liederhalle auf. Geöffnet ist von 8.30 b is 15 Uhr. APOTHEKEN Stuttgart Innenstadt und Botnang: Bahnhof, Königstraße 4, 290214, und Schwaben, Gablenberger Hauptstr. 109, 466685. Bad Cannstatt, Neckarvororte: Alte Mühle, Obertürkheim, Augsburger Str. 674, 9325947. Degerloch, Vaihingen, Möhringen, Sillenbuch: Kemnat, Kemnat, Heumadener Straße 11, 4586128. Feuerbach, Zuffenhausen, Gerlingen, Weilimdorf, Korntal: Mönchfeld, Mönchfeld, Ladenzentrum,. Hechtstr. 31, 842109. PERSÖNLICHES Altersjubilare, die keine Veröffentlichung wünschen, bit ten wir, unter folgender Nummer anzurufen: 216 - 65 92; Ehejubilare, die eine Veröffentlichung wünschen: 216 - 67 50. Geburtstage, 95 Jahre: Mathilde Wies, West. 93Jahre: Agnes Blanck, Süd; Albert Dongus, Degerloch. 92 Jahre: Gertrud Burrer, Süd; Gertrud Körner, Heumaden. 91 Jahre: Maria Hermann, Süd; Hilda Kühn, Fasanenhof; Julius Schütze, Feuerbach. 90 Jahre: Anna Lauster, Münster. 85 Jahre: Walter Ammann, Bad Cannstatt; Otto Beuchert, Heumaden; Anna Clement, Ost; Lina Flik, Zuffenhausen; Maria Kapfer, Untertürkheim; Heinz Lutz, Rot; Helmut Mayer, Ost; Hildegard Schäfer, West; Marta Seiferle, Botnang; Gertrud Uecker, Rohr; Margareta Viehmann, Möhringen. Arbeitsjubilare: Bei der Stadt Stuttgart feiert Walter Fabro (Tiefbauamt SES) sein 25-Jahr-Jubiläum. SPERRMÜLL Freitag, Stuttgart-Mitte und - Süd: Falbenhennenstraße, Filderstraße, Immenhofer Straße, Kolbstraße, Krapfstraße, Markusplatz, Mittelstraße, Rebmannstraße, Römerstraße, Tulpenstraße. UMWELTMOBIL Samstag: Stuttgart-Nord, Türlenstr. 3 3: 8-12 Uhr. (c) 2000, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782. |
Keine Anhaltspunkte für Satanismus nach Selbstmorden. dstan00020010806dw1h00oh5 250 Words 17 January 2000 Der Standard German (c) 2000, Der Standard. http://www.derstandard.co.at/ |
Innsbruck/Ried - Drei Selbstmorde von Jugendlichen im Oberinntal, die zunächst in einen satanistischen Zusammenhang gestellt wurden, sorgen nach lokalen Medienberichten für Unruhe in der Region. In Serfaus hatte sich Ende Oktober ein 20-Jähriger erhängt, am Heiligen Abend war ein 17-jähriger Freund von ihm von einer Brücke gesprungen. Und in Pfunds nahm sich ein 16-Jähriger in der Silvesternacht das Leben. Die Tiroler Tageszeitung sah mit einer Headline auf der Titelseite ("Mysteriöse Selbstmorde im Oberland") und nachfolgend auch im Blattinneren die "Freitodserie von Satanismus begleitet". Verärgert reagieren sowohl die mit den Todesfällen betraute Gendarmerie in Ried als auch Dekan Heinrich Thurnes. |
Der zuständige Kripobeamte Mathias Auer sieht "keine konkreten Anhaltspunkte" für Satanismus, die örtliche Gendarmerie "keine Bestätigung für Gerüchte", die bei näherer Betrachtung meist denselben Ausgangspunkt hätten. Sie ortet allenfalls Parallelen bei den Todesfällen in Serfaus. Beide befreundeten Jugendlichen stammten aus dem Gastgewerbe und hätten wohl Belastungen durch rasch gewachsene Hotelstrukturen gespürt, beide hätten sie "Probleme am Arbeitsplatz" gehabt, in der Lehre im Gastgewerbe beziehungsweise in der elterlichen Nebenerwerbslandwirtschaft. Auch der dritte Jugendliche stamme aus einer Hoteliersfamilie. Zur satanistischen Fährte war es nach dem zweiten Begräbnis in Serfaus gekommen. Diakon Johannes Schwemmberger hatte am Dorfplatz eine Gruppe ortsfremder Jugendlicher gesehen, die schwarze T-Shirts mit umgekehrten Kreuzen trugen. Die Gendarmerie spricht nach mehreren Einvernahmen von der eher harmlosen "Grufti-Szene". Dekan Thurnes zum Standard: "Wir müssen uns eher ernsthafte Gedanken machen, warum junge Leute bei uns mit dem Leben nicht zurecht kommen." (bs). |
Satans Pforte in die Welt. neuzz00020010908dvcg0076d Von Horlacher, P. 696 Words 16 December 1999 Neue Zürcher Zeitung German Besuchen Sie die Website der führenden Schweizer Internationalen Tageszeitung unter http://www.nzz.ch |
Polanskis «The Ninth Gate» oder Rosemarys Nachgeburt «Rosemary's Baby» (1968) ist, vielfaches Wiedersehen von Roman Polanskis fünftem Film bekräftigt es, ein Meisterwerk. Besser gesagt: ein Meisterwerk geblieben. Denn vieles, was in der Filmgeschichte einst als wegweisend betrachtet wurde, hält dem Lackmustest der Dauer nicht stand; auch Filme altern, wie die Menschen, die sie machen, besser oder schlechter. Die - immerhin dreissig Jahre alte - Jugendfrische von «Rosemary's Baby» ist um so erstaunlicher, als den meisten vernünftigen Leuten das Thema des Films, Satanismus, noch weniger nahe steht als sonstiger esoterischer Mumpitz. Doch damals zeugte Polanski mit dem Baby des Bösen eine beängstigende Parabel über Vertrauen und Verrat, über Mutterschaft und Entmündigung, über Paranoia und Verfolgung, die noch heute weit über den Thrill des Psycho-Horrors hinaus Wirkung zeigt - und auf das Genre weiterhin Wirkung hat. |
Drei Dekaden und zehn Filme später (darunter sein letzter grosser Erfolg aus dem Jahre 1974, «Chinatown», und zahlreiche kommerzielle Misserfolge wie «Tess», «Pirates» oder «Bitter Moon») knüpft Polanski mit «The Ninth Gate» sozusagen an die Nabelschnur von «Rosemary's Baby» an: Erneut geht es um nicht weniger als den Teufel - wie wir erst allmählich merken -, erneut schält sich das biblische Böse heraus aus einem ganz im Realistischen - anfangs gar im Humorigen - gehaltenen Geschehen, und erneut siegt am Ende Satan. Oder vielleicht doch nicht? Denn bis wir, nach über zwei (etwas zu langen) Stunden mit Rosemarys aktualisiertem Pendant, dem zynischen Yuppie Dean Corso, schliesslich durch die sagenhafte neunte Pforte gehen - zur Hölle fahren? -, verstehen wir nur noch Bahnhof. Wo genau der Zug vom interpretierbaren Übersinnlichen abhebt in die Wolken totaler Konfusion - getragen auf Engelsflügeln, getreten von Bocksfüssen - und sein Publikum verdattert unter sich zurücklässt, wird auch im angestrengten Rückblick nicht ganz klar, ist allerdings auch nicht von grosser Bedeutung. Denn klar wird bis zu diesem Zeitpunkt - ein individuell flexibler: der eine betreibt noch tapfer Exegese, wo die andere vor dem Unerklärlichen längst kapituliert hat -, dass «The Ninth Gate» trotz vielen narrativen Irrwegen grosse Spannung und beträchtliches Vergnügen bereitet. Dass der langsame Fall eines heutigen Materialisten in eine mittelalterliche Hölle des Unkontrollierbaren zwar keineswegs an «Rosemary's Baby» heranreicht, die teuflische Story - nach dem Roman «Der Club Dumas» von Arturo Perez-Reverte - aber in der gleichen, hoch kompetenten Regie veredelt wurde. Im Gegensatz zu «Rosemary's Baby» ist Satans Pforte in die Welt zwar keine fragile Unschuld wie die engelhafte Mia Farrow, sondern ein skrupelloser Söldner des internationalen bibliophilen Kapitals: Ein ebenso heissäugiger wie kaltschnäuziger Johnny Depp ist hier als Bücher-Jäger und - Detektiv im Auftrag von fanatischen Sammlern unterwegs auf der Suche nach verschollenen literarischen Raritäten. Trotzdem entwickelt Polanski im Laufe seiner ruhigen, mit einer wunderbar atmosphärischen Photographie (von Darius Khondji) ausgestatteten Inszenierung erneut so etwas wie einen bildhaften Prozess vom Verlust menschlichen Urvertrauens. Zeitgemäss ist dieses gewandet ins übersteigerte Selbstvertrauen eines profitgierigen Ellbogen-Typen, in den naiven Glauben eines cleveren Bürschchens an die Macht des Geldes also. Dean Corso ist der Inbegriff jenes coolen, von keines Zweifels Blässe angekränkelten Männer-Typus, der - Polanski macht es ohne Klischees anschaulich - sich besonders leicht vom Teufel reiten lassen könnte. Als Dean Corso vom Dämonologie-Spezialisten Boris Balkan (Frank Langella) den Auftrag erhält, die Welt nach den beiden letzten Exemplaren eines legendären Hexerei-Handbuches mit dem Titel «Die neun Pforten ins Reich der Schatten» zu durchforsten, hält Satan Zaumzeug und Sattel bereits in der Hand. Beziehungsweise einen blonden Engel mit Helm und Motorrad am Zügel ... Es kündigt sich an, dass das Ende des Jahrhunderts, nicht zu reden vom Ende eines Jahrtausends, uns den ganzen filmischen Hokuspokus grassierender Millenniums-Ängste bescheren wird. Hinter uns haben wir bereits die Marketing-Hexerei «The Blair Witch Project», vor uns liegen Arnold Schwarzeneggers tränenreicher Zweikampf mit dem Teufel persönlich in «End of Days», ebenso Bruce Willis' Entdeckung seiner übersinnlichen Ader in «The Sixth Sense». Und in «Stigmata» schliesslich wird sich der Vatikan endlich selbst zu Worte melden. Im Kino werden wir deshalb nur eines fürchten müssen: dass Polanski weit und breit der einzige bleiben könnte, der intelligente Unterhaltung in einem Genre offeriert, das sich sonst mit Intelligenz eher schlecht paart. (Kino Capitol, Cinemax in Zürich) Pia Horlacher. Homepage Address: http://www.nzz.ch. |
Wenn der Satan von sich hören lässt. taz0000020010911dvbj00fot Von Heike Haarhoff. 1522 Words 19 November 1999 taz - die tageszeitung German (c) 1999 taz, die tageszeitung |
Wenn der Satan von sich hören lässt Am Samstag wusste jeder im Dorf: Nicole liegt nicht mehr in ihrem Sarg. Ab Samstag wusste jeder im Dorf: Die Leiche wurde gefunden, nicht gefunden, einem Hund wurde der Kopf abgehackt, nicht abgehackt ... Aus Buttenheim Heike Haarhoff |
An Gottes Segen ist alles gelegen. Hauswand, Buttenheim 1999 * Wer hierher kommt, hat einen Grund. Es hat geschneit im Oberfränkischen, und die Reifen mühen sich, den steilen Berghang nicht wieder hinabzurutschen. Meter um Meter fräsen sie sich aufwärts, vorbei an Stoppelfeldern, durch ein kurvenreiches Wäldchen. Nach einer Viertelstunde Fahrt ein verwitterter Wegweiser: "Bergkapelle". Ein Häuschen, Grundfläche gut zehn Quadratmeter. Die Eingangstür ist unverschlossen. Im Innern vier Holzbänke, Kruzifixe, eine hölzerne Maria, die ihren geschnitzten Sohn im Arm hält und eine Luft, die nach langjähriger Abwesenheit müffelt. Es soll Besucher gegeben haben. Der Pfarrer von Eggolsheim erzählt von umgekippten Bänken vor ein paar Jahren und Kreuzbildern, die am Boden lagen. Der Bürgermeister aus dem Nachbardorf Buttenheim spricht von gestohlenen Leuchtern, Figuren und einem verschwundenen Holzaltar im vorigen Jahr. Der Leitende Oberstaatsanwalt aus Bamberg berichtet über Antiquitätendiebstähle im Raum Forchheim. Der Polizist Joseph Kohlmann erinnert sich an fehlende Kerzenleuchter, so etwa vor fünf Jahren im Herbst. "Mehr war da nicht." Oder doch? Es gab diesen Mann, der in den Weihwasserkessel pinkelte, aber das war 1998 und ereignete sich nicht in der Bergkapelle, sondern in der katholischen Kirche von Eggolsheim, und außerdem, sagt der Polizist Joseph Kohlmann, war das ein Kosovo-Albaner, und der leistet jetzt in seiner Heimat Wiederaufbauarbeit. Kein Grund also, diesem Geschwätz der Leute unten in den Dörfern über Satanskult, schwarze Messen und grässliche Rituale mit gestohlenen Leichen Glauben zu schenken. Kein Grund, das Ansehen der kleinen Orte zwischen Bamberg und Nürnberg stärker in Verruf zu bringen, als es die Medien ohnehin jetzt tun. Sicher ist nur eines: Die Bergkapelle von Eggolsheim hat etwas mit "dem Fall" zu tun - oder auch nicht. Wie alles, was dieser Tage im Oberfränkischen diskutiert wird, in einem oder keinem Zusammenhang mit "dem Fall" steht. Der Fall. Johann Kalb braucht zwei Zigaretten, bevor er in seinem Bürgermeisterzimmer in Buttenheim darüber sprechen mag: "Da denkst du, du lebst hier in einer heilen Welt, während anderswo einer seine ganze Nachbarschaft niederballert oder einer seine Lehrerin ersticht." Und dann kommt an diesem schönen Samstagmorgen vor einer Woche der Totengräber aus deiner beschaulichen 3.000-Seelen-Gemeinde vom Friedhof zu dir nach Hause gerannt und bricht fast vor dir zusammen, weil die Leiche weg ist, die gerade beerdigt werden sollte. Die Leiche der 14-jährigen Nicole aus Altendorf, Verwaltungsgemeinschaft Buttenheim. Verschwunden, heimlich aus dem Sarg herausgenommen, aus der Friedhofskapelle entführt, von Unbekannten. Die Tat hätte keiner bemerkt, hätte die Bestatterin nicht noch einmal den Sarg geöffnet, damit Nicoles Eltern sich von ihrer verunglückten Tochter verabschieden konnten. Nicole war Anfang der Woche am Bahnsteig in Buttenheim von einem Zug erfasst worden. Aber statt des Mädchens waren am Samstag nur noch zwei Puppen im Sarg. Spuren? Nein, nichts, kein Fenster eingeschlagen, keine Tür aufgebrochen, na gut, das Eisenschloss war auch mit einem Dietrich zu knacken. Aber wem die Totenruhe nicht heilig ist, den hält auch kein Schloss auf. Sogar der Sarg war wieder ordentlich mit allen sechs Schrauben verschlossen, so, wie ihn die Bestatterin am Donnerstag in der Kapelle eingeschlossen hatte. Nicoles Mutter ohnmächtig, 100 Trauergäste, die irgendwer nach Hause schicken müsste, die Kripo schon vor Ort ... Der Totengräber überschlägt sich, und dir wird klar, dass das Leichenraub und pervers ist. Die schöne Pressekampagne zur Eröffnung des Museums für den Jeanskönig Levi Strauss, 1819 in Buttenheim geboren, wirst du vorerst vergessen können. Die Medien werden über Buttenheim herfallen, und sie werden den Namen Buttenheim berühmt machen, auf eine Art. Die Kamerateams lauern überall. Sie stellen dem Totengräber und der Bestatterin nach, weil die als einzige neben der Gemeindeverwaltung Schlüssel für die Friedhofskapelle besaßen. Sie stürmen das Büro des Bürgermeisters und fragen, ob der das polizeiliche Führungszeugnis des Totengräbers kenne. Sie filmen die Freundinnen, die an der Unfallstelle am Bahnhof rosa Rosen niederlegen. Sie belügen Nicoles Mutter so lange, dass es zur Aufklärung des Verbrechens hilfreich sein könnte, wenn sie öffentlich erklärt: "Gebt mir den Leichnam meiner Tochter wieder", bis die Mutter sich im Interesse der Einschaltquote überwindet. In den ersten Tagen mochte das noch befriedigen, aber heute ist schon Freitag, und fast eine Woche nach ihrem Verschwinden gibt es von der toten Nicole immer noch keine Spur. Seit sechs Tagen fahnden Polizei und Staatsanwaltschaft; die zuständige Polizeidirektion Bamberg hat eine achtköpfige Arbeitsgruppe eingesetzt. Die Streifzüge zu Fuß, im Wagen und im Hubschrauber brachten nur eine Erkenntnis: Die Leiche scheint nicht auffindbar. Inzwischen haben die Beamten ihre Sucherei zu Fuß so gut wie eingestellt. "Wir haben nicht einmal Anhaltspunkte, wo wir anfangen sollten." Man hoffe auf Hinweise aus der Bevölkerung. Gegen 3.000 Mark Belohnung. Vielleicht war das der Startschuss. Vielleicht war das die Ermutigung, in Buttenheim, wo von 100 Einwohnern 88 der katholischen Kirche, dem örtlichen Fußballverein, der CSU sowie den vier Brauereien die Treue halten, endlich all das auszusprechen, was in Zeiten, da keine Leichen geraubt werden, vermutlich nicht einmal der Pfarrer bei der Beichte zu hören bekommt. Der Teenie aus dem Schulbus erinnert sich plötzlich an diesen komischen umgebauten Leichenwagen, der öfters in einer Nachbarstraße von Nicoles Wohnung gestanden habe. Ob das stimmt oder nicht, spielt keine Rolle. Weiter kommt er sowieso nicht, denn jetzt will sein Kumpel auch mal was erzählen, und zwar von dem Hund, dem jemand den Kopf abgeschlagen hat und dessen blutiger Schädel dann aufgespießt an einem Kruzifix am Ortsausgang endete. Je gruseliger, desto besser. "Die schreckliche Ungewissheit darüber, wer die Leiche warum gestohlen hat, und das Bedürfnis, diese Ungewissheit zu beenden, kann zu den wildesten Theorien führen." Klaus Schwab kann das gut nachvollziehen. Ihm sitzt der Schrecken noch in den Gliedern, hier auf der Couch in seinem Wohnzimmer, weit weg von der Ortsausfallstraße in Buttenheim, wo zwischen Donnerstag abend und Samstag morgen ein Profi in Sachen Einbrechen sich der toten Nicole bemächtigt haben muss. Klaus Schwab ist der Theologe, der Nicole beerdigen sollte. "Eine Hochzeit kann kippen", sagt er. "Aber eine Beerdigung, das ist 'ne todsichere Sache, eine Beerdigung findet immer statt." Doch nun ist dieses Tabu in Buttenheim gebrochen, und mit ihm auch das, worüber man eigentlich schweigt. Schon einmal, glaubt ein Mann an der Bushaltestelle zu wissen, sei ein Leichnam ausgebuddelt worden, und zwar im Nachbarort Hirschaid, wo Nicole ja zur Schule ging, und dem hätten sie dann den Kopf abgehackt. Oder geschah dies gar nicht in Hirschaid, sondern in Peine bei Hannover, wo vor einem Monat tatsächlich das Grab eines 13-jährigen Mordopfers geschändet worden ist? Oder war das mit dem Ausbuddeln alles nur ein Versuch, wie im Oktober am Grab eines Jugendlichen in Hessen? Ist die 14-jährige Nicole nicht längst aus einem Baggersee geborgen worden, worauf der Taxifahrer schwören möchte? Egal. Es hat so viele Buttenheims gegeben, andernorts. In Sondershausen in Thüringen erdrosselten 1993 drei "Kinder des Satans", ansonsten Gymnasiasten, ihren 15-jährigen Mitschüler. In Berlin zerrten Unbekannte 1995 einen Siebenjährigen, der bei einem Verkehrsunfall verunglückte, aus dem Sarg und bahrten ihn in einem Mausoleum auf. In Dortmund verwüsteten Satanisten das Grab von Zwillingen; in der Kirche St. Katharinen in Finsterwalde sprayten Unbekannte Satanszeichen auf Kanzel und Wände, ramponierten Bilder vom Abendmahl und stellten das Kreuz auf den Kopf. Seit das in Buttenheim die Runde gemacht hat, ist es vorbei mit der Ruhe. Wer länger als gewöhnlich über den Friedhof streift, wird mit einem misstrauischen "Grüß Gott, was suchen S' denn" bedacht. Der katholische Pfarrer verweist Menschen, die ihm mit dem Teufelsthema kommen, neuerdings unter Wuttiraden des Hauses. Vorbei die Zeit, da die Buttenheimer Pensionen die Schlüssel für ihre Gäste sorglos unter der Fußmatte deponierten. Nur die Arbeiter aus der Fabrik, die treffen sich wie gewohnt weiter nach Feierabend in der Kneipe. An Gesprächsstoff mangelt es nicht: ob Nicole wirklich einem Zugunglück zum Opfer fiel - was im Obduktionsbericht steht. Aber weiß man's? Fakt ist, dass vor einiger Zeit in der Gegend ein Pärchen Selbstmord begangen hat. Das lief immer schwarz gekleidet rum und hatte "aah nex zu tun". Prompt gab es diese Hinweise auf Kultismus und schwarze Messen. Und dann die Vorfälle in der Bergkapelle von Eggolsheim. Und was bitte bedeutet dieser "Satan forever"-Schriftzug an der Hintertür von Nicoles Schule in Hirschaid? Eine Schmiererei, wie es sie landauf, landab gibt, beteuert der Schulleiter. Ein Grund, "wirklich in alle Richtungen zu ermitteln", versichert die Polizei. Alles andere als ein schlagkräftiger Beweis für Okkultismus oder Satanismus, sagt der Sektenbeauftragte der Erzdiözese Bamberg. Was nichts daran ändere: Wer Leichen klaut, muss mit großer Wahrscheinlichkeit ein Täter "in höchst psychopathologischer Verfassung" sein. Die Polizei Bamberg hat einen Fahndungsaufruf verteilt. Der hängt nun draußen an der Amtstafel der Gemeindeverwaltung, eingerahmt von den Tierseuchenbeiträgen für das Jahr 2000 und den Terminen der katholischen Erwachsenenbildung. Der Bürgermeister sagt, dass die Normalität zurückkehren wird nach Buttenheim. "Die schreckliche Ungewissheit und das Bedürfnis, diese zu beenden, können zu den wildesten Theorien führen." "Eine Hochzeit kann kippen. Aber eine Beerdigung, das ist 'ne todsichere Sache, eine Beerdigung findet immer statt." (c) 1999 taz, die tageszeitung. |
"Tötet Mrs. K.! Tötet Mrs. Sch.!" sddz000020010910dvbd01d0n 876 Words 13 November 1999 Süddeutsche Zeitung German (c) 1999 Süddeutsche Zeitung |
Wie Münchner Jugendliche auf die Amokläufe Gleichaltriger reagieren - und welche Rolle für sie die Medien spielen |
Das ist ein ganz normaler Mittwochabend im Münchner November, es ist kalt und regnet, RTL wirbt mit dem Spruch "Wer in der Schule nicht aufpasst, stirbt" für einen Film um 20.15, und einige Teenager haben sich in den McDonald's an der Feilitzschstraße zurückgezogen, da ist es warm und hell und es gibt Pommes. Im Nebenraum, wo sonst lustige Kindergeburtstage stattfinden, macht sie eine Clique ein paar Gedanken darüber, warum ein 16-jähriger Amokläufer vier Menschen und sich selbst erschießt oder ein 15-Jähriger seine Lehrerin mit 22 Messerstichen umbringt. "Reinwürgen kann man es einem Lehrer am besten, wenn man gute Noten schreibt", sagt Anna-Katharina, was alle ziemlich lächerlich finden. Neulich, sagt sie, sei ein Lehrer von der Schule an eine Leitplanke gerast und tot gewesen, "da haben sich alle total gefreut, weil der war blöd und unterrichtete außerdem Französisch". Alle stimmen zu. Die Plauderrunde wird immer ausgelassener. Sollte man eventuell Computergewaltspiele verbieten? "Neeeeeein", tönt es empört, vor allem von Christine, die anmerkt, "die Sechsjährigen spielen doch auch schon Krieg, warum soll man da uns 15-Jährigen unsere Spiele wegnehmen?" Vielleicht deswegen, weil irgendwann einer auf echte Passanten feuert? Robert hat viele Mörderspiele, weshalb ihn seine Freunde fragen, ob sie nun vor ihm Angst haben müssen. Nee, sagt Robert gelassen, "da muss einer ja schon einen psychischen Knacks haben, um da in der Gegend rumzuballern". Übrigens, sagt Anna-Katharina, jetzt läuft im Kino "Tötet Mrs. Tingle" an. Der handelt davon, dass eine Lehrerin ziemlich streng ist, weshalb sich die geplagten Schüler rächen müssen. "Natürlich gehen wir da jetzt alle rein", kündigen alle einstimmig an und stellen sich schon die Peinigung eigener Studienräte vor: "Tötet Mrs. K.! Tötet Mrs. Sch.!" Tolle Stimmung gerade. Schon möglich, dass das Thema im Partyzimmer eines Schnelllokals etwas kindisch abgehandelt wird. Aber es war für die sechs Achtklässler aus Gymnasium und Realschule auch sonst kein Thema - nicht im Unterricht, nicht auf dem Pausenhof. Und nach ähnlichen Gesprächen stellt sich schnell heraus, dass es eigentlich für niemanden ein Thema war. Schon gar nicht für einen 19-Jährigen, der sich Ant nennt und in einem Schuhladen arbeitet: "Das ist mir wurscht!", sagt er und zieht lässig an der Zigarette, "so was ist doch Alltag. Das ist doch nicht mehr aufregend." Die Ausraster von Bad Reichenhall und Meißen sind offenbar nichts Besonderes, aus Amerika kennt man das ja schon alles. Vielleicht lassen sich ja doch ein paar Erkenntnisse gewinnen. Alexandra ist 16 und macht eine Lehre, sie erinnert sich, dass sie als Klassensprecherin versuchte, auch Außenseiter zu integrieren. "Vielleicht sollte man mehr an seine Mitmenschen denken und mehr miteinander reden", sagt sie, was aber wiederum nichts daran ändere, dass "das halt keiner ernst nimmt, wenn einer ankündigt, die Lehrerin umzubringen. Da denkt man halt, der macht sich nur wichtig". Den eigenen Gewaltkonsum will deswegen aber keiner einschränken. Ilker, 15, zur Zeit an einer Wirtschaftsschule, besitzt (wie sehr viele andere übrigens auch) das Computerspiel Resident Evil 2, in dem es darum geht, Zombies niederzumetzeln. "Bald krieg ich den dritten Teil", freut er sich. Ob er sich vorstellen kann, davon gewalttätig zu werden? Da schaut er plötzlich so entgeistert, als habe man ihn zum Idioten erklärt. Fassungslos sagt er: "Das ist doch nur ein Spiel". Immerhin haben die Realschüler Stefan und Sascha beobachtet, dass manche Zombiejäger "leichter ausrasten oder zu jemandem sagen, sie würden ihn gleich aufschlitzen". Normalerweise bleibt es aber dabei. Überhaupt, fügt Sascha, 15, hinzu: "Wenn man einen guten Freund hat oder Eltern, mit denen man reden kann, dann kommt man nicht soweit, dass man ausrastet". "Ziemlich krass" Letztlich scheint es, dass die Gemetzel jüngster Zeit auch deswegen so unbemerkt an den Jugendlichen vorbeirauschen, weil sie so abstrus und unbegreiflich sind, dass sie keiner mehr als Realität wahrnimmt. Ant vom Schuhladen befindet also über den Todesschützen von Bad Reichenhall: "Der hat zu viele Filme gesehen, der Vollidiot. Muss ziemlich am Ende sein, der Typ". In der Realschule von Nino, 15, haben sie am Donnerstag ein bisschen über die erstochene 44-Jährige geredet in der Religionsstunde. Die Lehrerin fand es "ziemlich krass" und ein Mitschüler "verrückt". Nach fünf Minuten wusste keiner mehr, was er jetzt noch alles sagen sollte, worauf sich die Klasse einen Dokumentarfilm anschaute - über Satanismus. An Lauras Realschule haben sie sich immerhin anderthalb Stunden Gedanken gemacht, "weil es doch ein bisschen viel war in letzter Zeit". Als Hausaufgabe muss nun jeder aufschreiben, was ihn selbst zu einem Amoklauf bringen würde. Für Laura eine schwierige Aufgabe: "Ich kann es mir einfach nicht vorstellen." Für sich selbst können die meisten allerdings entscheiden, wie viel Gewalt sie verbrauchen wollen und welche. Sascha etwa wird sich den Streifen "Tötet Mrs. Tingle" nicht antun, solch absurde Szenarien seien ihm "echt zu kindisch". Jeder hat sich auf seine Weise mit Gewalt durchdrängten Medien arrangiert - wenn einer mal ausrastet, war er eben ein Außenseiter. Überfordert sind anscheinend eher die Erwachsenen. Im McDonald's sitzt auch Christian, 14, dessen Tante neulich ferngesehen und "sich aufgeregt hat - In welcher Welt leben wir, hat sie gefragt". Er bläst Luft durch die Lippen und zuckt mit den Achseln: "Mei", habe er ihr erklärt, "ist halt so". (c) 1999 Süddeutsche Zeitung. |
Chips für den Teufel - "Procter&Gamble" wird im Internet als satanistisch verleumdet. berlrz0020010901dvb8006tt 239 Words 08 November 1999 Berliner Zeitung 20 German (c) 1999 Berliner Zeitung |
Von idea. Über das Internet ist erneut das Gerüchte verbreitet worden, dass das Lebens-und Reinigungsmittelunternehmen "Procter&Gamble" den Satanismus fördere. Millionen Christen, die diese Informationen per E-Mail erhielten, sind dadurch in Unruhe geraten. Die Betroffenen weisen die Behauptungen als böswillige Erfindung zurück. |
In den Botschaften wird behauptet, dass der Generaldirektor des Unternehmens, Durk E. Jager, am 1. März oder 19. Juli in einer amerikanischen Fernsehsendung, der "Sally Jessy Raphael Show", gesagt habe, dass ein großer Teil des Firmenerlöses in die Satanskirche fließe. Dann wird zum Boykott von Procter&Gamble-Produkten aufgerufen - vom Waschpulver Ariel bis zu Pringles-Chips. Sowohl die Moderatorin, Sally Jesse Raphael, wie auch der leitende Produzent der Fernsehshow, Maurice Tunick, dementieren diese Informationen: "Nichts an diesen Gerüchten ist wahr." Der Generaldirektor sei nie in der Show aufgetreten. Procter&Gambles Generaldirektor Jager erklärte, wer den Gerüchten glaube, werde zum "Opfer eines Dumme-Jungen-Streichs". Heike Rübeling von der Pressestelle des deutschen Unternehmenszweiges in Schwalbach (Taunus) sagte der evangelischen Nachrichtenagentur idea auf Anfrage, die Gerüchte seien "Teil einer leider schon jahrelangen Verleumdungskampagne, deren Urheber wir nicht kennen". Seit 1980 sind immer wieder Gerüchte über angebliche Verstrickungen von Procter&Gamble mit dem Satanismus gestreut worden. Sie gründen sich vor allem auf das um 1850 entstandene Firmensignet, das einen Mann im Mond mit 13 Sternen zeigt. (idea). (c) 1999 Berliner Zeitung. |
Friedhofschändungen und unappetitliche Rituale. neuzz00020010908dvb200afc Von Felber, T. 899 Words 02 November 1999 Neue Zürcher Zeitung German Besuchen Sie die Website der führenden Schweizer Internationalen Tageszeitung unter http://www.nzz.ch |
Aus dem Bezirksgericht Horgen Prozess gegen fünf jugendliche Anhänger eines Satanskults |
Am Bezirksgericht Horgen hat am Montag ein Prozess gegen fünf jugendliche Anhänger eines Satanskults stattgefunden. Auf das Konto der Gruppe gehen verschiedene Friedhofschändungen zwischen 1996 und 1998 sowie die Verwüstung der St.-Anna-Kapelle in Wädenswil am 31. Januar 1999. Zur Verehrung Satans wurden während schwarzer Messen Kaninchen geopfert und deren Herzen gegessen. Der Bezirksanwalt verlangt bedingte Gefängnisstrafen zwischen 4 und 18 Monaten. Das Urteil wird am 17. November eröffnet. tom. Am Sonntag, 31. Oktober 1998, nicht zufällig Halloween-Nacht, trafen sich fünf jugendliche Schweizer, Realschüler und Lehrlinge zwischen 16 und 21 Jahre, bei Kerzenlicht in der Waldhütte Reidholz in Richterswil, um eine schwarze Messe zu zelebrieren. Das Ritual hatte ihr Anführer, ein 21jähriger Maler, nach Informationen aus okkulten Büchern zusammengestellt. Die fünf formierten sich im Kreis, sprachen satanistische Gebete, riefen «Heil dir, Jünger Satans» und schworen dem christlichen Glauben ab. Jeder musste sich in den Finger schneiden, das Blut tropfte in einen Kelch, wurde gemischt und allen zum Trank gereicht, was die fünf in einem «ewigen Bund» vereinen sollte und schriftlich festgehalten wurde. Ein von einem Grab entwendetes Kreuz wurde mit Benzin übergossen und angezündet. Dann wurden Satan und «die Dämonen der Finsternis» angerufen. Fünf gestohlene Kaninchen mussten als Opfertiere herhalten und mit einem Schnitt durch die Kehle ihr Leben lassen. Damit die Lebenskraft der Opfer den Satanisten zuteil wurde, schlitzten die Männer den Nagern die Bäuche auf, rissen die Herzen heraus, und jeder verspeiste eines. In einem Kelch wurde das Blut der Kaninchen mit menschlichem Urin und Kot vermischt und anschliessend in einem Taufritual getrunken. Die Satanisten erhielten neue Namen wie «Beelzebub», «Mephisto», «Luzifer» oder «Amon». Die toten Kaninchen wurden gekreuzigt und an die Hüttenwand genagelt. Das Ziel: Vernichtung des Christentums Das, wovon die fünf Angeklagten am Montag vor dem Bezirksgericht Horgen erzählten, waren keine blossen Lausbubenstreiche. Beschädigungen von Figuren des Kreuzwegs beim Kloster Einsiedeln, mehrere Friedhofschändungen und die Verwüstung der St.-Anna-Kapelle in Wädenswil, welche die Angeklagten zwischen August 1996 und Januar 1999 in wechselnder Zusammensetzung begingen, hatten ein klares Ziel: «Die Verehrung Satans und die Vernichtung des Christentums», wie sie vor Gericht mehrmals bekräftigten. Ihr Glaube an den Teufel war bitterer Ernst. Zwar distanzierten sich am Montag alle von ihren Taten, aber ob sie auch wirklich ihrem Glauben abgeschworen haben, blieb während des Prozesses bei mehreren Beteiligten unklar. Einer bekannte sich vor Gericht ausdrücklich dazu, noch immer Satanist zu sein. Mittlerweile gehöre er aber zur gemässigteren und ganz legal praktizierenden «kalifornischen Richtung», in welcher offenbar Sex-Orgien eine Rolle spielen, was den Gerichtsvorsitzenden Reto Nadig zur Bemerkung veranlasste, der Angeklagte solle aufpassen, dass er wegen einer Vaterschaftsklage nicht erneut vor Gericht erscheinen müsse. Bedingte Gefängnisstrafen gefordert Wie Nadig zu Beginn des Prozesses festhielt, ist der blosse Glaube an Satan bei der herrschenden Glaubens-und Religionsfreiheit in der Schweiz nicht strafbar und war auch nicht Gegenstand der Anklage. Den jungen Männern wurde hingegen Brandstiftung, Diebstahl, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Störung der Glaubens-und Kultusfreiheit, Störung des Totenfriedens und Widerhandlung gegen das Tierschutzgesetz vorgeworfen. Für die schwarzen Messen wurden auf Friedhöfen mehrmals Kreuze entwendet. In der Wädenswiler Kapelle nahmen die Angeklagten einen Messkelch, eine Hostienschale, drei Messgewänder, Kreuze und Kerzen mit. Der Bezirksanwalt verlangte für vier der Täter bedingte Gefängnisstrafen zwischen 12 und 18 Monaten. Ein fünfter Angeklagter, der bereits nach Grabschändungen an Weihnachten 1996 die Gruppe verlassen hatte, soll mit 4 Monaten bestraft werden. Ein weiterer, der zum Tatzeitpunkt erst 16 Jahre alt war, muss sich in einem separaten Prozess vor dem Jugendgericht verantworten. Alle Angeklagten sind geständig. Die Verteidiger, welche die Vorfälle bagatellisierten und eher als «Pfadiübung» denn als ernsthaften Kult beschrieben, fordern milde Urteile wesentlich unter den Anträgen des Bezirksanwalts. Bestritten wird der Diebstahl von Kreuzen und rituellen Gegenständen. Es habe sich lediglich um unrechtmässige Aneignungen gehandelt, da eine Bereicherungsabsicht gefehlt habe. Beim Verstoss gegen das Tierschutzgesetz lägen ferner lediglich fahrlässige und nicht vorsätzliche Handlungen vor, da eine Betäubung der Tiere aus blosser Unkenntnis der Vorschriften unterblieben sei. Das Urteil wird am 17. November eröffnet. Mehr Lebensfreude und bessere Noten Alle Angeklagten verbindet ihre Liebe zu «Black Metal»-Musik. Einer von ihnen war vor Jahren durch eine Buch-Lektüre auf den Satanismus gestossen und hatte sich ständig «weitergebildet», wie er vor Gericht sagte. Weil erste Versuche, mit blosser Gedankenkraft Bierflaschen zu bewegen, erfolgreich verlaufen seien, habe er gewusst, dass die dunkle Macht real sei. Nacheinander stiessen weitere Gleichgesinnte zur Gruppe. Sie seien überzeugt gewesen, als Satanisten das Christentum bekämpfen zu müssen. Während ihrer Zeit in der Satanisten-Gruppe hätten sie sich alle besser gefühlt, mehr Lebensfreude gehabt und ihre schulischen Noten gesteigert, deshalb seien sie von ihrem Tun überzeugt gewesen und hätten weitergemacht. «Ich glaubte auch, dass wir nie erwischt würden, weil das Böse uns beschützen würde», sagte einer vor Gericht. Die massivsten Friedhofschändungen wurden stets über Weihnachten verübt (1998 schmissen sie im aargauischen Umiken nicht weniger als 59 Grabsteine und Kreuze um). Weil sie zum Teil mit ihren Familien Weihnachten feierten, glaubten sie, dafür von Satan bestraft zu werden. Als Vorbeugung hätten sie etwas Christliches zerstören müssen. «Es ging absolut unreal im Kopf ab. Unsere Sicht wurde immer enger, und wir haben uns ständig gesteigert», schilderte der Anführer ihren damaligen Gefühlszustand. Er sei froh gewesen, als er nach dem Vorfall in der St.-Anna-Kapelle von der Polizei verhaftet worden sei, sonst wäre noch Schlimmeres passiert. |
Satanisten-Jagd in Istanbul. baslrz0020010901dv9t00f01 431 Words 29 September 1999 Basler Zeitung German (c) 1999 Basler Zeitung Homepage Address: http://www.baz.ch |
Istanbul. Nach einem Mord an einer 21-jährigen Frau ist die Istanbuler Polizei auf Satanisten-Jagd. Rockbars werden durchsucht und Jugendliche mit schwarzem T-Shirt, langen Haaren, Ohrringen, Tätowierungen oder Spitzbart mitgenommen. Verdächtig ist auch, wer Musik von Gruppen wie "Megadeath", "Metallic" oder "Led Zeppelin" hört. |
Die drei des Satanismus und des Mordes verdächtigen Jugendlichen haben die Tat gestanden, schieben sich aber gegenseitig die Hauptschuld zu. Nach ihren Aussagen könnte sich der Mord so abgespielt haben: Das Opfer, Sehriban Coskunfirat, war am Abend mit zwei jungen Männern von 18 und 23 Jahren und einer 19-jährigen Frau zusammen. Weil die Polizei nicht wollte, dass sie in der Öffentlichkeit Alkohol trinken, gingen die vier in ein Waldstück. Am selben Tag hatte es ein Nachbeben gegeben; da fiel der 19-jährigen oder einem der Männer ein, dass es der 13. Tag des Monats sei. Dies sei ein Unglückstag und das Erdbeben ein Zeichen Satans, dass er ein Opfer wolle. Darauf fielen zwei oder drei der Jugendlichen über Sehriban her; sie würgten sie, stachen auf sie ein und vergewaltigten sie. Fünf Tage später wurde ihre halbnackte Leiche neben einem Friedhof gefunden. Die drei sollen auch gestanden haben, dass sie von nun an an jedem 13. ein Mädchen, einen Imam oder ein Kind umbringen werden, so weiss selbst noch die liberale "Milliyet" zu berichten. Aus welchen Quellen die Medien ihre Informationen haben, sagen sie nicht. Auch die Frage, ob ein Sexualmord unter psychisch anormalen Jugendlichen eine satanistische Verschwörung beweist, wird kaum gestellt. Tatsächlich gibt es ausser dem Mord in Istanbul keine weitere Tat, die sich dem Satanismus anhängen liesse. Der Selbstmord zweier Jugendlicher in Adana, ebenfalls am 13. 9., führte zwar auch dort zu einer ähnlichen Satanisten-Jagd, aber eine Beziehung zu einem Satanskult war nicht nachzuweisen. Ausgeschlachtet wurde der Mord auch von den islamistischen Zeitungen, war es doch eine gute Gelegenheit, um gegen die Säkularisierung des öffentlichen Lebens Front zu machen. Die mit Bildern versehene Geschichte bekam anklagende Begleittexte wie: "Wenn Ihr Euch mit Eurer Kleidung nicht gegen Satan wappnen könnt, wenn Ihr den Glauben an Allah und das Verständnis des Jenseits nicht vermittelt, wenn Ihr die religiösen Orden verbietet und Korankurse schliesst, so ist dies das Ergebnis." Da wollte auch das staatliche Amt für Religionsangelegenheiten nicht zurückstehen und liess eine Predigt verlesen, in der die Eltern aufgefordert werden, ihre Kinder vor Strömungen zu bewahren, die in Unglauben und Unsitte wurzelten. Angesichts der so geschürten Stimmung und der Bedrohung durch die Polizei trauen sich viele Jugendliche nur noch als "normal" getarnt auf die Strasse. Jan Keetman. (c) 1999 Basler Zeitung. |
Hunde statt Morde. dstan00020010904dv9400aup 691 Words 04 September 1999 Der Standard German (c) 1999, Der Standard. http://www.derstandard.co.at/ |
Briefe aus |
New York 1. Lieferung 3,Hut ab vor dem Kerl in Atlanta, der seine Frau und Kinder und neun Arbeitskollegen umbrachte, zwölf weitere verletzte und sich selbst tötete. Was hätte Amerika ohne ihn getan? Die neuen Filme der Saison sind schlecht. Und der Blitzkrieg der Medien nach dem jüngsten Tod in der Familie Kennedy ging schon vor Wochen zu Ende. Gerade rechtzeitig noch hat Mark Barton aus Atlanta Abhilfe geschaffen: als neuestes Bindeglied in der großen amerikanischen Tradition der Unterhaltung durch Blutbäder. Vor zwei Monaten wurde zum Beispiel ein Psychiater in Michigan von einem früheren Patienten erschossen, der dann noch eine Frau erschoss und mehrere Passanten verletzte. Im April eröffnete ein 71-Jähriger das Feuer in der Mormonen-Bibliothek von Salt Lake City und tötete zwei und verletzte vier Anwesende. Im März erschoss ein Mann aus Johnson City, Tennessee seinen Anwalt und einen von dessen Klienten. Und wir reden noch gar nicht von der Gewalt unter Teenagern, für die die Schießerei in Littleton, Colorado nur das herausragendste Beispiel war. Die Medien sind dann immer voll mit blutrünstigen Details der Morde und mit psychologischen Spekulationen über die Motive. Bei Barton soll es der Druck in unserer modernen, geldorientierten Gesellschaft gewesen sein. Er hat an der Börse viel verloren und das nicht ertragen. Aber ich frage mich, welche Musik er wohl gehört hat. Wenn Teenagers beschließen, ihre Mitschüler wegzublasen, geben die Experten und die Presse gerne der Musik die Schuld. Sie verleite zu Gewalt, Satanismus und Entfremdung von der Gesellschaft. Doch wenn Heavy-Metal-Punk-Rock-House einen dazu bringt, den Abzug zu drücken, warum nicht auch Frank Sinatra? Oder Country? Warum schauen sich die Psychiater nicht Bartons CD-Sammlung an? Ich verstehe auch nicht, wieso niemand dem Internet die Schuld gibt. Barton, ein Aktienhändler, hat den ganzen Tag an seinem Terminal gesessen und Zahlen angestarrt, die ihn angegblich mit der Weltwirtschaft verbunden haben. Was tut sowas dem Geist eines Menschen an? Kinder gehen immerhin in die Schule, wo sie ein paar Stunden lang etwas anderes anstarren, meist die Lehrer. Wieso wird das Internet nicht besser kontrolliert? Wo ist die Software, die die Websites blockiert, die Barton genutzt hat? Ganz egal, ob andere diese Sites vernünftig nutzen mögen: Wenn wir das blockieren, was Kinder sich ansehen, weil einige von ihnen dabei durchdrehen, dann sagen wir ja auch nicht, dass andere Kinder sie vernünftig nutzen. Andererseits, wenn wir die Musik, Kleidung und Websites abschaffen, die die Leute auf Mordtouren schicken, was bleibt uns dann für unser Vergnügen? Es scheint sich da eine Alternative anzubieten: Mir ist ein Trend aufgefallen, und ich habe bereits einen Ordner angelegt. Die Alternative heißt Hunde. Es hat damit begonnen, dass Firmen nicht nur erlauben, dass Angestellte ihre Hunde zur Arbeit mitnehmen, sondern sie dazu sogar ermuntern. Hunde sollen ja Spannung abbauen und überhaupt zur geistigen Gesundheit der Leute beitragen. PR-Firmen, Colleges und verschiedene New Yorker Medienunternehmen haben schon eine entsprechende Hunde-Erlaubnis ausgegeben. Der New York Times war es eine Nachricht wert, dass der Stadtrat für Parks und Grünanlagen seinen Hund in die Arbeit mitnimmt und auch der Informations-Chef der New Yorker Polizei. Dann ist mir Paws Inn aufgefallen, ein Hotel für Hunde in Manhattans 9. Avenue. Es hat keine Käfige, Hunde haben ihre eigenen Möbel, können fernsehen und Anrufe von ihren Besitzern entgegennehmen. Im Ernst. Und goldene Ohrringe für Hunde sind mir bei Pet Gem aufgefallen (unter zehn Dollar das Paar; Bestellungen unter 001-877-773-8436). Amerikaner scheinen sich immer mehr auf Hunde zu verlassen, wenn es darum geht, Spannung abzubauen und überhaupt die geistige Gesundheit zu fördern. Wenn wir noch viel gesünder werden, dann werden wir womöglich aufhören, uns gegenseitig niederzuschießen. Doch das würde uns andererseits den Franzosen ähnlicher machen, die Nerzmäntel haben und "feminine Hygieneprodukte" für ihre Hündinnen. Vielleicht sollten wir Amerikaner doch lieber bei Mord und Totschlag bleiben. Marcia Pally ist Filmkritikerin und Kolumnistin in den USA und Europa, unter anderem für die Berliner Zeitung und den Standard; sie unterrichtet an der New York University und an der Fordham University, hat zwei Bücher über Spracherwerb geschrieben und die Bewegung "Feminists for Free Expression" gegründet. Übersetzung: Michael Freund. |
Sektenexperte warnt vor Stigmatisierung von religiösen Gruppen. adn0000020010901dv8o000v5 351 Words 24 August 1999 03:18 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 1999 ADN |
(ADN-Interview) Vor einer Stigmatisierung und Ausgrenzung von Sekten hat der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises «Sekten», Ingo Weidenkaff, gewarnt. Die in Thüringen existierenden 13 bis 14 Glaubensgemeinschaften seien nicht gefährlich und Teil des öffentlichen religiösen Lebens im Land, sagte Weidenkaff in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ADN. Konflikte mit diesen Bewegungen habe es bislang kaum gegeben. |
Im Unterschied zu den Amtskirchen können Gläubige ihre Religion in diesen Gemeinschaften «viel tiefer ausleben». Sie seien nicht gezwungen worden, einzutreten, sondern hätten die Entscheidung ganz freiwillig getroffen. «Öffentliche Hysterie» sei völlig fehl am Platze, sagte Weidenkaff. Kontrolle oder Verbot einer Sekte seien dann angebracht, wenn demokratische Grundregeln missachtet, Menschen finanziell ausgebeutet und gezielt manipuliert würden. Das sei in Thüringen aber nicht beobachtet worden. Nach den Worten Weidenkaffs gibt es keinen «Sektenboom». Nur 0,9 Prozent der Menschen in ganz Deutschland gehörten religiösen Gemeinschaften an. Das seien etwa 700.000 bis 800.000 Mensche.. Mehr als 99 Prozent von ihnen seien «ganz normale Leute». Auch die Scientology-Organisation habe bundesweit kaum mehr als 5.000 Mitglieder. In Thüringen reduziere sich ihre Aktivität auf das Versenden anonymer Werbeprospekte. Wirtschaftliche Aktivitäten sind nach Angaben des Sektenexperten bislang nicht feststellbar. Auffallen$ in Thüringen ist Weidenkaff zufolge das Entstehen von neureligiösen Gruppen vor allem in der europäischen Kulturstadt Weimar. Die öffentliche Resonanz falle aber eher bescheiden aus. Größte Religionsgemeinschaft im Freistaat sei die Neuapostolische Kirche mit rund 5.000 Mitgliedern. Andere Gruppen wie die Zeugen Jehovas und die Krishna-Bewegung hätten Probleme bei der Gewinnung von Mitgliedern. Beim Satanismus könne von Organisiertheit keine Rede sein, sagte Weidenkaff. «Satanistischg» Ideen wie Friedhofsschändungen entständen oftmals aus einer Partylaune heraus. Meist gehe es den Jugendlichen um Rebellion gegen Kirche und Gesellschaft. Weidenkaff regte an, bereits Schulkinder mit der Existenz von religiösen Gemeinschaften vertraut zu machen. Gute Erfahrungen habe er persönlich gemacht, als er mit Schulklassen die Erfurter Mormonen-Gemeinschaft besucht habe. Damit könnten Vorurteile und Ängste abgebaut werden. Dem Arbeitskreis Skten in Thüringen gehören die Sektenbeauftragten der evangelischen und der katholischen Kirche, Vertreter des Thüringer Institutes für Lehrerfortbildung und anderer Bildungseinrichtungen an. (c) 1999 ADN. |
Die Pfoten-Herberge in der neunten Avenue - Telefonate für Hunde werden durchgestellt. berlrz0020010901dv8l00cuj 725 Words 21 August 1999 Berliner Zeitung 11 German (c) 1999 Berliner Zeitung |
- Wie die Tiere in Amerika soziale Spannungen abbauen sollen. Von Marcia Pally. |
Chapeau für den Mann aus Atlanta, der seine Frau, seine Kinder, neun Kollegen und sich selbst erschoss (und zwölf weitere Kollegen verletzte)! Was hätte Amerika ohne ihn nur gemacht? "Eyes Wide Shut", der letzte Film von Kubrick, ist schrecklich. Der neue Film mit Julia Roberts und Richard Gere, "Runaway Bride", ist schrecklich. Und der Medienrummel nach dem neuesten Kennedy-Todesfall flaute gerade ab. Da kam Mark Barton aus Atlanta gerade zur rechten Zeit und rettete die Lage. Amerika muss nicht auf Unterhaltung verzichten. Die Medien sind voll von den blutrünstigen Details der Morde und voller psychologischer Spekulation über Bartons Motive. Zum Beispiel: Es war der Druck unserer modernen, nur am Geld interessierten Gesellschaft. Barton hatte große Verluste beim Spekulieren mit Aktien gemacht und konnte das nicht ertragen. Die Musik ist Schuld Und was ist mit seiner Musik? frage ich mich. Wenn Schulkinder beschließen, ihre Klassenkameraden umzunieten, geben die Experten und die Presse die Schuld daran immer der Musik. Sie fördere die Gewalt, Satanismus und Entfremdung von der Gesellschaft. Wenn Heavy-Metal-Punk-Rock-House die Leute zur Knarre greifen lässt, warum nicht auch die Musik von Frank Sinatra? Oder Country & Western? Warum untersuchen die Psychiater nicht Bartons CD-Sammlung? Und wie steht es mit seiner Kleidung? Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Geschäftsleute immer dieselben dunklen Anzüge mit weißen Hemden tragen und am linken Handgelenk eine kleine magische Schachtel, die die Zeit wegtickt? Wenn also Ringe in der Nase und schwarzlederne Regenmäntel Schuljungen dazu bringen, zur Knarre zu greifen, warum nicht auch diese phallischen Symbole - ohne Zweifel Zeichen testosterongesteuerter Aggression -, mit denen Männer die Vorderseiten ihrer Hemden zieren? Ich verstehe auch nicht, warum man nicht das Internet verantwortlich macht. Man weiß, dass Barton, ein Aktienhändler, den ganzen Tag vor seinem Computer saß und auf verschlüsselte Zahlenreihen starrte, die angeblich mit der globalen Wirtschaft vernetzt sind. Welchen Einfluss hat das auf das Gehirn einer Person? Kinder gehen wenigstens ein paar Stunden am Tag zur Schule, wo sie auf etwas Anderes starren, normalerweise auf den Lehrer. Warum wird das Internet nicht besser kontrolliert? Wo ist die Software, die den Zugang zu der Sorte Seiten blockiert, wie Barton sie nutzte? Es ist ganz egal, dass andere Menschen diese Seiten verantwortungsvoll nutzen. Wenn wir, weil ein paar Kinder durchdrehen, Seiten sperren, die von Kindern genutzt werden, sagen wir auch nicht, dass andere davon verantwortungsvollen Gebrauch machen. Andererseits: Wenn wir die Musik, die Klamotten und die Websites abschaffen, die Menschen auf den Tötungstrip bringen, woher beziehen wir dann unsere Unterhaltung? Ganz unbemerkt tun sich Alternativen auf. Ich habe einen Trend ausgemacht und ein Dossier angelegt: Die Alternative sind Hunde. Erstens erlauben Firmen ihren Angestellten, ja ermuntern sie, ihre Hunde mit zur Arbeit zu bringen. Man sagt Hunden nach, dass sie Abwechslung von der Arbeitsroutine bringen, Spannungen abbauen, Kameradschaft stiften, die Entfremdung und Vereinzelung des modernen Lebens verringern, Sicherheit vermitteln und ganz allgemein die Menschen gesünder machen. Bei der Firma Kratz & Jensen Public Relations gibt es eine Hunderegelung, ebenso am Manhattanville College und bei einer Reihe von Firmen aus der New Yorker Verlags-und Unterhaltungsbranche. Die "New York Times" hielt das Thema für interessant genug, einen Bericht über den Grünflächenverwalter von New York zu drucken, der seinen Hund zur Arbeit mitnimmt, ebenso wie der Stellvertretende Verantwortliche für Information von der New Yorker Polizei. Dann fiel mir das Paws Inn ("Pfoten-Herberge") auf, ein Hotel für Hunde auf der Neunten Avenue in Manhattan. Dort gibt es keine Käfige. Die Hunde haben ihre eigenen Möbel, dürfen fernsehen und kriegen Telefonanrufe ihrer Besitzer durchgestellt. Und dann sah ich noch vergoldete Ohrringe für Hunde von Pet Gem ("Haustier-Schmuck"), das Paar für weniger als zehn Dollar (Bestellungen bitte unter 001877/7 73 84 36). Freundschaften aufbauen Es scheint klar, dass die Amerikaner immer öfter auf den Hund kommen, wenn es darum geht, Unterhaltung zu finden, Freundschaften aufzubauen, soziale Integration zu betreiben, Spannungen abzubauen und allgemein die geistige Gesundheit zu fördern. Wenn wir noch gesünder werden, könnte es passieren, dass wir aufhören, uns gegenseitig zu erschießen. Aber dann würden wir womöglich den Franzosen immer ähnlicher, die ihren Hunden Nerzmäntel und Menstruationshygieneartikel kaufen. Vielleicht sollten wir Amerikaner doch bei Mord und Totschlag bleiben. Übersetzt von Angela Heuser. (c) 1999 Berliner Zeitung. |
Erst einen trinken, dann Gräber verwüsten. stugtr0020010911dv8i00o6e 565 Words 18 August 1999 Stuttgarter Zeitung 19 German (c) 1999, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782 |
Polizei zu Friedhofsschändung: Kein Zusammenhang mit schwarzer Messe-100 Satansanbeter Am Wochenen de sind, wie berichtet, auf dem Pragfriedhof 45 Grabmale verwüstet worden. Die Polizei vermutet die Täter in den Reihen der Satanisten - wobei "echte" Anhänger des Dämonenkults nicht zu Zerstörungen oder Grabschändung aufriefen. |
Von Katja Schmidt und Eberhard Renz Weiß gekalkte Gesichter, schwarze Umhänge, umgedrehte Kreuze als Schmuck, dämonische Musik - Satansjünger gibt es schon lange, auch in Stuttgart. "Mindestens seit 20 Jahren", berichtet Willi Pietsch vom Dezernat gegen Jugendkriminalität. In der Landeshauptstadt umfasse diese Szene allerdings weniger als hundert Personen. Pietsch und seine Kollegen halten Satanismus für eine Modeerscheinung. "Für die meisten bleibt es eine Episode", so Pietsch. Der Einstieg erfolge zum Teil über Stühlerücken, Pendeln oder esoterische Aktionen. Reizvoll sei auch die Musik. Teilweise habe sich die Szene aus dem sogenannten Gothic-Punk entwickelt. "Außerdem ist das Dämonische faszinierend", sagt Pietsch. Und Satanismus sei eine gute Möglichkeit, sein e Andersartigkeit zu dokumentieren. Das Einstiegsalter bei den "Grufties", wie die Satanisten auch genannt werden, liege derzeit bei elf bis 13 Jahren, die Ältesten seien zwischen 25 und 27 Jahre alt. Elfjährige Einsteiger seien allerdings die Ausnahme, sagt Pietsch. Viele Jugendliche würden nach einiger Zeit wieder aussteigen. Unter denen, die weitermachten, gebe es aber welche, die einen Nervenkitzel suchten, so auch auf Friedhöfen. "Es ist nämlich beileibe nicht so, dass sich nachts niemand auf B egräbnisstätten aufhält", sagt Pietsch. Kerzen würden dann dort angezündet und dämonische Musik gehört. Die Grabschändungen geschähen aber aus einem anderen Grund. "Zu den Zerstörungen kommt es meist nach starkem Alkoholkonsum", berichtet Pietsch. Wobei er betont, dass die Grabschänder keine typischen Satanisten seien. Absolut sicher sei, dass die Verwüstungen nicht mit schwarzen Messen einhergingen. "Da wird auf gar keinen Fall etwas zerstört." Satanismus ist in ganz Deutschland vorwiegend ein Juge ndphänomen. "Die wenigsten sind in Gruppen organisiert. Viele Kontakte laufen über das Internet", erklärt die Tübinger Religionswissenschaftlerin Jutta Bernard. Satanistische Kirchen wie die amerikanische Church of Satan gebe es hierzulande nicht. Umfragen hätten ergeben, dass viele Jugendliche, die sich selbst als Satanisten bezeichnen, nicht einmal wüssten, was eine schwarze Messe sei. "Nur sehr wenige sehen im Satanismus eine dauerhafte Lebensphilosophie und lesen die Publikationen satanistischer Pred iger. Zur Grabschändung rufen diese aber nicht auf", sagt Bernard. Vier Vorfälle haben sich 1999 in Stuttgart ereignet, in denen Pietsch und seine Mitarbeiter einen Zusammenhang zu Satansjüngern nicht ausschließen. Pietsch äußert sich deshalb so vorsichtig, weil es sich um Kleinigkeiten gehandelt habe. "Ein Holzkreuz, das im lockeren Erdreich steckt, kann auch so umfallen", sagt der Kriminalbeamte. Und ein Tier, das auf dem Friedhof gefunden werde, müsse nicht gleich auf einen Satanskult hindeuten. Pietsch verweist auf einen Vorfall im Jahr 1998. Damals erwischte die Polizei drei Satanisten, die auf dem Uff-Friedhof ihr Unwesen getrieben hatten. Dort war auch eine Scheibe eingeschlagen worden. "Bei den Vernehmungen haben die Tatverdächtigen dann zugegeben, auch dieses Fenster eingeworfen zu haben", so Pietsch. Spuren, dass es die Satanisten gewesen seien, habe es keine gegeben. Im aktuellen Fall am Pragfriedhof sind die Ermittler einen Schritt weiter. Die Tatzeit wird auf den Zeitraum zwischen Son ntag 11.30 Uhr und Montagmorgen eingegrenzt. Zeugen der Verwüstungen können sich bei der Kriminalpolizei unter Telefon 8990-6333 melden. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart für Hinweise, die zur Ermittlung oder Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. (c) 1999, Stuttgarter Zeitung Ansprechpartner: 0049-711-7205-782. |
Zu illegalen Pflegekräften aus Osteuropa. pnp0000020010908dv8e00f5y 825 Words 14 August 1999 Passauer Neue Presse German (c) 1999 Passauer Neue Presse, Neue Presse Verlags-GmbH |
Dem Wettbewerb stellen Von Stefan Gabriel |
Wenn Politiker vom Abbau der Arbeitslosigkeit sprechen, dann beschwören sie seit Jahren regelmäßig die Chancen, die im Dienstleistungssektor liegen. In der Arbeitslosenstatistik hat sich das bisher noch nicht niedergeschlagen. Heißt das, dass die Nachfrage nach Dienstleistungen überschätzt wird? Wohl kaum, wie das Beispiel der Pflege von Kranken in ihren eigenen vier Wänden zeigt. Hier wird deutlich, warum es mit den Dienstleistungs-Arbeitsplätzen noch nicht so klappt, wie es die Politiker gerne hätten. Die Nachfrage ist da, doch bedient wird sie offenbar immer öfter von illegalen Arbeitskräften aus Osteuropa. Natürlich, Schwarzarbeit muss bekämpft werden. Dafür sind Arbeitsämter, Polizei, Staatsanwälte und Richter zuständig. Doch wer meint, das Problem auf die rechtlichen Aspekte reduzieren zu können, der hat seine Ursachen noch nicht erkannt. Deutschland hat noch keine ausreichenden Antworten auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb gefunden. Das gilt eben nicht nur für die Industrie, sondern eben auch für Dienstleistungen. Die Konsequenz daraus: Arbeit in Deutschland muss billiger werden. Nur wenn Dienstleistungen zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden können, wird auch die Nachfrage danach steigen. Hier ist zunächst einmal die Politik gefragt. Sie muss dafür sorgen, dass die Last aus Steuern und Sozialabgaben sinkt. Das bedeutet aber auch: Die Bürger müssen akzeptieren, dass der Staat künftig nicht mehr so viel leisten kann wie bisher. Unser altes System kann in Zeiten offener Grenzen nicht mehr funktionieren. Dafür können die Pflegekräfte aus Osteuropa als Beispiel dienen: Frauen aus Tschechien kümmern sich - angeblich aus Gründen der Nächstenliebe - rund um die Uhr um Pflegebedürftige in Ostbayern und bekommen dafür ein "Taschengeld" von gerade einmal 90 Mark am Tag. Von diesem bescheidenen Lohn sieht weder der Staat einen Pfennig an Steuern, noch erhalten die Sozialversicherungen ihren Anteil. Durch die Schwarzarbeit entgehen also auch der Pflegekasse Einnahmen, die aber gleichzeitigt für die Pflege bezahlen soll. Das ist das Problem: Einerseits wollen wir möglichst viele Leistungen vom Staat, andererseits sind wir immer weniger bereit, dafür auch - in Form von Steuern und Abgaben - zu zahlen. Diesem Widerspruch muss sich die gesamte Gesellschaft stellen. Glosse Die nächste Rolle Von Friedemann Diederichs In seinen berühmtesten Filmen hat Hollywood-Star Warren Beatty (62) einen Bankräuber gespielt ("Bonnie and Clyde"), sich als Frisör versucht ("Shampoo") oder auch schon mal einen Politiker verkörpert ("Bulworth"), den es im wahren Leben wohl nicht geben wird: Weil er laut Drehbuch den Wählern immer die ganze Wahrheit sagt. Warren Beatty könnte es der Filmfigur nachtun, wenn er denn nur genug Stimmen im realen Leben auf sich vereint: Denn der politisch seit Jahrzehnten aktive, den Demokraten nahestehende Star hat jetzt angekündigt, im Rennen um die Clinton-Nachfolge im Jahr 2000 ein Wörtchen mitreden zu wollen. Mit den demokratischen Alternativen Al Gore und Bill Bradley sei er unzufrieden, ließ er in einem Interview verlauten, und werde sich deshalb wohl selbst bewerben. Dies war keinesfalls als Witz gemeint, denn Beatty lieferte gleich Auszüge aus seinem politischen Programm mit: Der Aufstieg von Politikern sei viel zu sehr vom Geld abhängig, wettert er und lässt durchblicken, dass er einen Wahl-Erfolg mit nur einem kleinen Budget, dafür aber - mit Blick wohl auch auf den früheren Hollywood-Star und Ex-Präsidenten Ronald Reagan - mit seiner großen Popularität anstrebt. Außerdem sieht er sich als Anwalt der amerikanischen Unterschicht, die von Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand am wenigsten profitiere. Dass er auch bei den weiblichen Wählern gut ankommen würde, erwähnt er nicht, weil es ohnehin jeder weiß: Schließlich waren von ihm von Madonna über Natalie Wood bis hin zu Joan Collins ("Denver-Clan") bisher so viele prominente Damen angetan, dass Beatty als einer der größten Herzensbrecher der Film-Metropole gilt. Doch seit 1991 ist sein Herz fest vergeben: An die Schauspielerin Annette Bening. Diese wäre übrigens auf die Rolle einer demokratischen First Lady bestens vorbereitet. Sie spielte im an den Kassen erfolgreichen Film "Hello Mr. President" eine Umweltschützerin, die sich in einen laut Drehbuch verwitweten US-Präsidenten verliebt - und diesen schließlich ehelicht. Beatty und seine Frau bringen also die besten Voraussetzungen mit: Denn was ist für Politiker wichtiger als gut schauspielen zu können. Einen Präsidenten, der immer die Wahrheit sagt, den gibt es schließlich nur im Film... TV-Kritik Belangloses Gerede Von Christina Garstens Pop Odyssee: Die Beach Boys und der Satan (3sat) Während die Beach Boys mit Hits wie "California Girls" in den 60ern Musikgeschichte schrieben, beging Charles Manson als wahnsinniger Sektenführer schauerliche Verbrechen. Wenige wissen, dass es zwischen der Band und dem Mörder eine Verbindung gab: Dennis Wilson, der Drummer, unterhielt geraume Zeit Kontakt mit Manson. Eine verblüffende Information, doch trägt sie keinen einstündigen Film. So widmeten sich die Autoren denn auch die meiste Zeit den ausschweifenden Drogenexperimenten jener Jahre in der Musikbranche. Das Ergebnis: Belangloses Gerede selbsternannter Experten, die sich mit allerlei Absurditäten disqualifizierten, zum Beispiel: "Vielleicht war Jesus Christus ja der Charles Manson vor 2000 Jahren". Das Phänomen des Satanismus, zu dessen Botschafter sich manche Rockgruppe machte, hätte eine seriösere Aufbereitung verdient gehabt. (c) 1999 Passauer Neue Presse, Neue Presse Verlags-GmbH. |
Gut zu wissen. taz0000020010911dv7600r8c 146 Words 06 July 1999 taz - die tageszeitung German (c) 1999 taz, die tageszeitung |
Gut zu wissen Über den Umgang mit Sekten berät die Arbeitsgemeinschaft Kinder-und Jugendschutz e.V. (AJS) jeweils mittwochs (15.30 - 19 Uhr) und freitags (13.30 - 17 Uhr). Die AJS hält auch zwei Faltblätter bereit: "Sekten-Beratungsstellen in Norddeutschland" und "Okkultismus, Magie, Satanismus" können beim Arbeitsbereich Weltanschauungen, Hellkamp 68, 20255 Hamburg, kostenlos bezogen werden; Tel.: 040/40 17 22 72. |
Vor Reiseveranstaltern wie Galaxy und Co., die im Sommer wieder mit vermeintlichen Reisegewinnen locken, warnt die Verbraucher-Zentrale Hamburg. Rat und Hilfe bieten die VerbraucherschützerInnen unter Tel.: 0190/77 54 41. Zum Wochenend-Workshop Erfahrungen erwachsener Töchter aus Suchtfamilien lädt die "Beratungsstelle Frauenperspektiven" (Holstenstraße 115, 22765 Hamburg) Frauen am 10. (10 - 18 Uhr) und 11. Juli (10 - 14 Uhr). Die Veranstaltung kostet 40 Mark, Infos und Anmeldung bei Sika Hagena und Bärbel Göttmann, Tel.: 432 96 00. (c) 1999 taz, die tageszeitung. |
Anfragen zu okkulten und satanischen Praktiken häufen sich. adn0000020010831dv6300p62 409 Words 03 June 1999 12:55 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 1999 ADN |
(Ausführlich ADN 0265 pl) In Mecklenburg-Vorpommern haben offenbar okkulte und satanische Praktiken Fuß gefaßt. In der Sekteninformationsstelle des Landes häuften sich in den vergangenen eineinhalb Jahren Anfragen von Pädagogen und besorgten Eltern dazu, teilte Sektenexpertin Sigrid Hermes während einer Fachtagung zu Okkultimus und Satanismus am Donnerstag in Schwerin mit. Zwar gebe es keine Statistiken zur Anhängerschaft dieser Praktiken. Fakt sei aber, daß Okkultismus im Land relativ weit verbreitet sei. Die meisten Anfragen kämen aus dem Müritz-Kreis, Neubrandenburg, Ostvorpommern, Schwerin und Wismar. |
Frau Hermes verwies auf eine 1997 vorgenommene Befragung von fast 3.200 Jugendlichen durch die Universität Rostock. Danach waren über 75 Prozent der Mdchen und Jungen Praktiken wie Gläserrücken vertraut. Fast 41 Prozent haben dies laut Umfrage auch ausprobiert. 39 Prozent waren «Schwarze Messen» ein Begriff. Daran wollen 3,6 Prozent teilgenommen haben. Einer Forschungsarbeit zweier Studentinnen der Rostocker Uni zufolge erfreuen sich okkulte Praktiken vor allem unter Mädchen großer Beliebheit. Die '97er Studie der Universität weist als Motivation für das Ausüben okkulter und satanischer Praktiken Neugier, Unterhaltung und den Wunsch nach Erleben von Außergewöhnlichem aus. Wie Sektenexpertin Hermes in diesem Zusammenhang mitteilte, hat es 1997 im Land 127 Fälle von Friedhofsschändungen gegeben. Diese Störung der Totenruhe könnte einen satanischen Hintergrund besitzen, sagte sie. Diese Delikte seien besonders häufig im Müritz-Kreis, im Landkreis Demmin, in Mecklenburg-Strelitz, Neubrandenburg sowie in Greifswald und Ostvorpommern aufgetreten. Frau Hermes verwies zugleich auf die ihrer Ansicht nach «fließenden Grenzen» zwischen Satanimus und sogenannten neogermanischen Strömungen mit teilweise rechtsradikalem Hintergrund. Der Beauftragte für Weltanschauungsfragen des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Göttingen, Ingolf Christiansen, sprach sich für den Aufbau eines Helfersystems aus, um in Zirkeln von Satansanhängern geratene Jugendliche beraten zu können. Notwendig sei die Zusammenarbeit von Theologen, Seelsorgern, Lehrern und Strafverfolgungsbehörden. Satanismus sei ein gesellschaftliches Problem und könne daher nicht allein der Kirche überlassen werden, sagte Christiansen. Eine Institution allein sei wirkungslos. Der Experte warnte zugleich davor, Jugendliche mit okkulten und satanischen Interessen vorschnell als kriminell abzustempeln. Es sei schwer erkennbar, ob diese wirklich einem Weltbild nachgingen oder sich lediglich in einer Art Rollenspiel übten. Es könne allerdings auch zum Aufbau einer Gruppe mit einem hierarchischen Ritualsystem kommen. Nach Einschätzung von Sektenexpertin Hermes ist der nach der Wende befürchtete Sektenboom im Land ausgeblieben. Zwar könne man von zahlreichen Mitgliedern neuer religiöser Gruppen im Land ausgehen, sagte sie. Eine Struktur mit eigenen Niederlassungen und Büros gebe es aber nur in geringem Umfang. (c) 1999 ADN. |
Befürchteter Sektenboom in Mecklenburg-Vorpommern blieb aus. adn0000020010831dv6300p4j 189 Words 03 June 1999 11:42 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 1999 ADN |
Der nach der Wende befürchtete Sektenboom ist in Mecklenburg-Vorpommern ausgeblieben. Zwar könne man von zahlreichen Mitgliedern neuer religiöser Gruppen im Land ausgehen, sagte Sigrid Hermes von der Sekteninformationsstelle Mecklenburg-Vorpommern während einer Informationstagung zu Okkultismismus und Satanismus am Donnerstag in Schwerin. Eine Struktur mit eigenen Niederlassungen und Büros gebe es aber nur in geringem Umfang. Nach 1989 hätten viele religiöse Gruppen versucht, neue Mitglieder in Ostdeutschland zu werben, sagte Frau Hermes. In Mecklenburg-Vorpommern sei besonders Scientology aktiv geworden. Daß der Mitgliederzulauf ausgeblieben sei, ließe sich vor allem auf die kaum vorhandenen Bindungen der Bürger in den neuen Ländern zu Glaubensfragen zurückführen. Außerdem gestalte sich die Etablierung einer religiösen Gruppe schwierig, da üblicherweise die Hälfte der Mitglieder über Freunde und Verwandte rekrutiert werde. |
Im nordostdeutschen Bundesland agiere derzeit der «Freundeskreis Bruno Grünwald» relativ erfolgreich, teilte die Sektenexpertin mit. Diese Glaubensgemeinschaft, die in Krankheitsfällen unter anderem Heilung auf geistigem Wege verspricht, weise nicht die typischen Sektenmerkmale auf. So sei keine Mitgliedschaft erforderlich. Allerdings gebe es eine starke Bindung innerhalb der Anhängerschaft, die zu einer «neuen Familie» werde. (folgt ausführlich) (c) 1999 ADN. |
Nachrichtenüberblick Donnerstag, 3. Juni 1999 -16.15 Uhr. adn0000020010831dv6300ow4 389 Words 03 June 1999 14:27 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 1999 ADN |
--Finanzausschuß billigte Haushalt 1999 --Fiedler: Noch 4.000 Lehrstellen fehlen im Nordosten |
--Befürchteter Sektenboom in Mecklenburg-Vorpommern blieb aus --Informations- und Kommunikationsbranche präsentiert sich in Rostock --Land reagiert mit Koordinierungsstelle auf Dioxinskandal --Privat finanzierte Warnowquerung erhält kommunale Finanzspritze --Glitz: 2.000 Solaranlagen für Mecklenburg-Vorpommern --Jugendherbergswerk übergibt zwei neue Familienherbergen Finanzausschuß billigte Haushalt 1999 Schwerin - Der Finanzausschuß des Schweriner Landtags hat am Donnerstag den Haushalt 1999 mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD und PDS gebilligt. Das teilten die Finanzexperten von SPD und CDU, Borchert und Riemann, im Anschluß an die Sitzung mit. Nach Angaben von Riemann bleibt es bei einem Gesamtvolumen von rund 14,0 Milliarden DM, das somit um etwa 150 Millionen DM geringer ausfällt als im Vorjahr. Die Neuverschuldung liegt mit 924 Millionen DM erstmals unter der Milliardengrenze. Damit kann der Haushalt auf der Landtagssitzung am 23. Juni formell beschlossen werden. Fiedler: Noch 4.000 Lehrstellen fehlen im Nordosten Schwerin - In Mecklenburg-Vorpommern fehlen nach Angaben des Präsidenten des Landesarbeitsamts Nord, Fiedler, derzeit noch 4.000 Lehrstellen. Trotz dieses Defizits sei die Situation besser als vor einem Jahr, sagte Fiedler in einem Interview des Neubrandenburger «Nordkurier». So gebe es insbesondere in den Regionen Schwerin und Neubrandenburg mit zusammen «gut 300 Plätzen» im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus an Lehrstellen. Befürchteter Sektenboom in Mecklenburg-Vorpommern blieb aus Schwerin - Der nach der Wende befürchtete Sektenboom ist in Mecklenburg-Vorpommern ausgeblieben. Zwar könne man von zahlreichen Mitgliedern neuer religiöser Gruppen im Land ausgehen, sagte Frau Hermes von der Sekteninformationsstelle Mecklenburg-Vorpommern während einer Informationstagung zu Okkultismismus und Satanismus heute in Schwerin. Eine Struktur mit eigenen Niederlassungen und Büros gebe es aber nur in geringem Umfang. Nach 1989 hätten viele religiöse Gruppen versucht, neue Mitglieder in Ostdeutschland zu werben, sagte Frau Hermes. Informations-und Kommunikationsbranche präsentiert sich in Rostock Schwerin/Rostock - Die Informations-und Kommunikationsbranche in Mecklenburg-Vorpommern wird sich auf einer Kongreßmesse vom 17. bis 19. Juni in Rostock den Verbrauchern präsentieren. Die 2. Informations-und Kommunikationstage werden in diesem Jahr als Landestechnologiekonferenz durchgeführt, wie Wirtschaftsminister Eggert heute in Schwerin mitteilte. Auf der Messe werden 50 Aussteller erwartet, von denen 45 aus Mecklenburg-Vorpommern kommen. Zu den Ausstellern gehören aber auch Großunternehmen wie Bosch, Siemens, die Telekom sowie die Deutsche Bank. f o l g t 2 (c) 1999 ADN. |
Terminübersicht für Donnerstag, 3. Juni 1999. adn0000020010831dv6200sdp 64 Words 02 June 1999 11:17 GMT ADN - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst German (c) 1999 ADN |
Schwerin -- 1000 Fachtagung Okkultismus/Satanismus (Schloß) -- 1000 PK LM Eggert zum Kommunikationstagen (Wirtschaftsministerium) -- 1100 EÖ Klimaschutz-Ausstellung (Sieben-Seen-Center) -- 1200 PG Arbeitsgemeinschaft Euro (Südufer, Pfaffenteich) -- 1430 Präsentation der Umfrage zur Zahlungsmoral der Vereinigung der Unternehmensverbände (Eckdrift 93) -- Urologenkongress über neue Wege in der Harnstein- und Schmerztherapie (Sieben-Seen-Center) Rostock -- Tagung Verband Deutscher Zoodirektoren (c) 1999 ADN. |
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